Dauerregen hat die Flüsse und Bäche kräftig gefüllt.
25.12.2023 - 13:49:30Hochwassergefahr in Teilen Deutschlands. In Thüringen muss ein kompletter Ort evakuiert werden. Und im Norden werden Sturmfluten erwartet.
Angesichts anhaltender Regenfälle und gesättigter Böden bleibt die Hochwassergefahr in Teilen von Deutschland hoch. Im Norden wurden Sturmfluten erwartet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt weiterhin vor Dauerregen in mehreren Regionen.
Das thüringische Windehausen (Kreis Nordhausen) ist vom Wasser eingeschlossen und sollte komplett evakuiert werden, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf der Internetplattform X (vormals Twitter) schrieb. «Allen vom Hochwasser betroffenen Personen gilt meine Hoffnung alsbald nach Hause zurückkehren zu können», schrieb Ramelow.
Die kritische Lage wird nach Einschätzung des Bürgermeisters noch mehrere Tage andauern. «Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen», sagte der Bürgermeister der Stadt Heringen, Matthias Marquardt (Linke), der Deutschen Presse-Agentur. Das Wasser stehe inzwischen bis zu einem Meter hoch in Windehausen. Der Ortsteil von Heringen wird derzeit evakuiert.
«Wie eine Badewanne, die voll gelaufen ist»
Das Problem sei das gestiegene Grundwasser, das in den Kellern stehe und nicht so schnell abfließen könne. «Das ist wie eine Badewanne, die voll gelaufen ist», sagte Marquardt. Den knapp 500 Einwohnern werde dringend angeraten, ihre Häuser zu verlassen. Die Menschen würden jedoch nicht mit Polizeigewalt aus den Häusern geholt, betonte der Bürgermeister.
Seit Montagmittag werden die Bewohner mit Radladern und Katastrophenschutzfahrzeugen evakuiert. Sie werden zu Sammelpunkten und von dort mit Bussen in eine Turnhalle in Heringen gebracht. Viele Bewohner kämen bei Familienangehörigen unter. Marquardt sagte, in Windehausen gebe es keinen Strom, keine Festnetztelefonie und auch die Toiletten funktionierten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Laut dem Bürgermeister hat es auch am Montag in dem Gebiet wieder geregnet.
Sturmfluten erwartet
Die Elbe in Hamburg sollte laut Prognose voraussichtlich am Nachmittag die Sturmflut-Schwelle von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW) erreichen, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitteilte. Das Bundesamt warnte auch vor Sturmfluten im Wesergebiet sowie an der niedersächsischen Nordseeküste.
Auch an vielen weiteren Flüssen und Bächen in Niedersachsen steht das Wasser weiter hoch. In Celle musste ein Alten- und Pflegeheim vorsorglich evakuiert werden. Wegen der Hochwasserlage hat die Stadt Oldenburg ein Betretungsverbot für Deichflächen und dortige Wege erlassen.
In Nordrhein-Westfalen bleiben nach Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) die Weserzuflüsse stark betroffen. An mehreren Messstationen war die höchste Warnschwelle überschritten. Für die Deiche in Nordrhein-Westfalen bedeutete das Hochwasser eine starke Beanspruchung, teilte das Umweltministerium mit. An einigen Schutzanlagen im Land müssten Einsatzkräfte Stabilisierungsmaßnahmen durchführen.
Angespannt war die Hochwasserlage weiterhin auch in Sachsen-Anhalt. Dagegen entspannte sich die Lage an den Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz nach Einschätzung der Hochwasserzentrale zusehends. Am Oberrhein sinken die Wasserstände bis einschließlich Worms nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale bereits wieder. An der Mosel in Trier hat der Pegel den Angaben zufolge in der Nacht mit 6,14 Meter den Höchststand erreicht. Seither seien dort sinkende Werte gemessen worden.
Auch die Hochwasserlage in Bayern hat sich etwas beruhigt. «Wir werden das weiter beobachten, aber da es keinen maßgeblichen Niederschlagsinput gibt, ist relativ absehbar, wie die Hochwasserwellen ablaufen werden», sagte ein Sprecher des Hochwassernachrichtendienstes (HND). Franken und Ostbayern waren besonders betroffen vom Hochwasser. Vereinzelte Einsätze gab es an Heiligabend und in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag. In Nabburg (Landkreis Schwandorf) kenterte ein Kanute auf der Naab. Er konnte sich selber aus dem Fluss retten.
Warnung vor Dauerregen
Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor Dauerregen in mehreren Regionen. Insbesondere in den westlichen Mittelgebirgen - vom Bergischen Land bis ins Weserbergland - und im Oberharz seien nach wie vor hohe Mengen zu erwarten, hieß es in einer DWD-Unwetterwarnung. Im Erzgebirge dauere außerdem starkes Tauwetter an. Die Unwetterwarnung galt für Teile von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen. An Bächen und Flüssen sei Hochwasser zu erwarten. Neben Überschwemmungen könne es auch zu Erdrutschen kommen. Der Großteil des Landes bleibe im Einflussbereich milder und sehr feuchter Luftmassen. Die Dauerregenlage halte teilweise bis Dienstag an.