Auch heute hält die Flut vor allem Niedersachsen in Atem.
30.12.2023 - 12:08:04Hochwasser: Pegelstände bleiben vielerorts kritisch. In Sachsen-Anhalt steigen die Pegelstände derweil wieder an. Das THW stellt sich auf Einsätze bis in die erste Januar-Woche hinein ein.
Die Hochwasserlage bleibt in vielen Teilen Deutschlands kritisch. In der Nähe von Bremen können Hunderte Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser. Andernorts gibt es leichte Entspannung. DLRG, THW und andere Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz. Allerdings werde heute kein neuer Regen in den Hochwassergebieten in Niedersachsen erwartet, heißt es vom Deutschen Wetterdienst.
Niedersachsen sieht sich gut aufgestellt mit Rettungskräften. Man gehe davon aus, dass man die Lage auch über Silvester mit eigenen Kräften bewältigen könne, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Zehntausende Helfer sind seit Tagen im Dauereinsatz. Ein Hubschrauber der Bundespolizei sei als Unterstützung im Einsatz. Der Sprecher sagte, dass das Land auch um Hilfe bei der Bundeswehr gebeten habe.
Antilopen und Giraffen im Trockenen
Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen entspannt sich die kritische Hochwasserlage leicht. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Auch im Tierhaus der Antilopen und Giraffen sei das Wasser merklich gesunken und wieder aus dem Gebäude hinausgeflossen. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen.
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG ist mit zahlreichen freiwilligen Helfern im Einsatz - mit Schwerpunkt Serengeti-Park. Dort konnte unter anderem ein Durchfluss geschlossen werden, heißt es. Auch anderswo sind die Einsatzkräfte mit der Verteidigung von Deichen beschäftigt.
Hohe Pegelstände an der Weser
In der besonders vom Hochwasser betroffenen Stadt Meppen sind die Pegelstände minimal gesunken, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. In der niedersächsischen Stadt, die an Ems und Hase liegt, mussten schon mehrfach Menschen aus Autos und Häusern gerettet werden. Zudem wurden unter anderem ein Campingplatz und ein Seniorenheim evakuiert.
In Lilienthal unmittelbar an der Landesgrenze zu Bremen können Hunderte Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser. Die Evakuierungen dauerten an, sagte eine Gemeindesprecherin. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet. Sie dürfen bereits seit mehreren Tagen nicht in ihre Häuser. Auch im Landkreis Celle sind zahlreiche Straßen weiterhin gesperrt. Evakuierte Bewohner in Winsen seien mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis zudem mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. Für die evakuierten Bereiche sei daher ein Betretungsverbot erlassen worden.
An einigen Pegeln der Weser befinden sich die Wasserstände noch über der höchsten Meldestufe, wie aus einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Morgen hervorgeht. Für die Leine, Aller sowie Ober- und Mittelweser gebe es eine Warnung vor großem Hochwasser, heißt es weiter.
Steigende Wasserstände in Sachsen-Anhalt, Rückgang in Sachsen
In Sachsen-Anhalt stiegen die Wasserstände in einigen Flüssen durch Regenfälle wieder an. Die schauerartigen Niederschläge seien stärker ausgefallen als zunächst prognostiziert, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) mit.
Im Süden Sachsen-Anhalts bleibt die Hochwasserlage an der Grenze zu Thüringen nach Behördenangaben weiter kritisch. «Leider ist keine Entlastung in Sicht», teilte der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Kohl, am Samstag mit. Regenfälle führten zu einem weiteren Anstieg der Talsperre Kelbra. Dort müsse daher weiterhin kontrolliert Wasser abgelassen werden. Das passiert bereits seit Tagen, das Wasser im Fluss Helme steigt dadurch an. Am Samstag lag der Pegelstand in Bennungen knapp einen halben Meter über dem Richtwert von zwei Metern für die höchste Alarmstufe.
Derweil geht das Hochwasser der Elbe in Sachsen weiter zurück. Am Pegel Dresden wurde am Samstagmorgen ein Wasserstand von 5,30 Meter gemessen. Einen Tag zuvor waren es noch 5,92 Meter gewesen. Normal sind rund 2 Meter. In der Landeshauptstadt galt ebenso wie in Schöna an der tschechischen Grenze sowie flussabwärts in Riesa noch die Alarmstufe 2. Die Hydrologen rechnen mit weiter sinkenden Wasserständen. Für die übrigen Flussgebiete in Sachsen gab es keine Hochwasserwarnungen mehr.
THW rechnet mit Einsatz bis in die erste Januar-Woche hinein
Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. «Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird», sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. «Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.» Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.
Katastrophentouristen bereiten Probleme
Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten. In der Stadt Oldenburg gilt ein Betretungsverbot für Deiche, das mit bis zu 5000 Euro geahndet wird. Auch die Feuerwehr Verden berichtete von störenden Katastrophentouristen. Der Landkreis Osterholz befürchtet, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.
Weiter Einschränkungen bei der Bahn
Aufgrund der Witterung und des Hochwassers müssen sich Bahnreisende länger als geplant auf Verspätungen und Streckensperrungen einstellen. Die Verbindung zwischen Oldenburg und Osnabrück sei wegen des Hochwassers nach wie vor eingeschränkt, sagte eine Sprecherin der Nordwestbahn am Freitag.