Auch heute dürfte die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands angespannt bleiben.
29.12.2023 - 04:39:36Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten - Regen erwartet. Eine zentrale Frage ist, wie viel Regen fällt.
In den Hochwassergebieten bleibt die Lage bedrohlich. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte zum Teil ergiebige Regenfälle voraus. In den Staulagen des Bergischen Landes und des Siegerlandes in Nordrhein-Westfalen sowie des Harzes sei von Freitagfrüh bis in die Nacht zum Samstag hinein mit Dauerregen zu rechnen. Dabei könnten bis zu 40 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden fallen. Angespannt ist die Lage in Niedersachsen. Auch im Osten Deutschlands sind noch viele Feuerwehren im Dauereinsatz.
In Niedersachsen sind Gebiete an den Flüssen Aller, Leine und Weser im südlichen und mittleren Landesteil betroffen. Dort verschärfte sich die Situation am Donnerstag weiter. Nicht mehr überall konnten die Deiche den Wassermassen standhalten. Landesweit sind Tausende Hilfskräfte im Einsatz. An einigen Orten wurden Evakuierungen vorbereitet. In der Gemeinde Langlingen im Landkreis Celle verließen in der Nacht etwa 120 Menschen vorsorglich ihre Häuser und Wohnungen. Am Vormittag will die Landesregierung bei einer Pressekonferenz einen aktuellen Stand zur Hochwasserlage geben.
Weil: «Experten warnen seit langem»
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Donnerstag, ein Hochwasser dieses Ausmaßes habe es zuvor nicht gegeben. «Experten warnen seit langem davor, dass die immer häufigeren Wetterextreme mit dem Klimawandel zusammenhängen», sagte er. Laut Innenministerium wurde in sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt. Mit dieser Maßnahme können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.
Auch rund um Bremen gibt es noch keine Entwarnung. Nach Angaben der Behörden vom Donnerstagabend sind entlang der Wümme im Bereich Katrepel zahlreiche Häuser von Wasser umschlossen und ohne Strom. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner hätten dieses Gebiet verlassen. Im Ortsteil Timmersloh stehe das Wasser an den Deichen. Straßen und Felder seien überschwemmt. Den Angaben der Innenbehörde nach mussten bereits mehrmals Maßnahmen zur Deichsicherung erfolgen.
Deich im Süden von Sachsen-Anhalt kontrolliert geöffnet
Um die Hochwassergefahr an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt zu bannen, wurde ein Deich des Flusses Helme kontrolliert geöffnet. Das Wasser fließe jetzt auf Felder ab, teilte der Landkreis Kyffhäuserkreis in der Nacht mit. Die Öffnung sei notwendig gewesen, weil aus dem überlasteten Stausee Kelbra seit mehreren Tagen gezielt Wasser abgelassen werde und die Helme dadurch viel Wasser führe. Seit zwei Tagen gilt für die Helme die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4.
Hochwasserlage in Dresden entspannt sich - Elbpegel sinkt
An der Elbe in Dresden entspannt sich die Hochwasserlage ein wenig. Seit der Nacht sinkt der Pegel der Elbe wieder, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Kurzzeitig hatte die Elbe einen Stand von 5,95 Metern erreicht. Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) erklärte am Morgen im Deutschlandfunk, dass Alarmstufe 3 im Laufe des Freitags zurückgefahren werden solle. Alle Schutzmaßnahmen hätten gegriffen, es habe bislang keine größeren Schäden gegeben.
Die Stadt hatte die zweithöchste Warnstufe vorzeitig ausgerufen, weil mit einem Wasserstand von mehr als 6 Metern gerechnet wurde. Bis zum Sonntag rechnet die Stadt damit, dass das Wasser unter den Richtwert der Alarmstufe 2 auf unter 5 Meter sinkt.
Flussabwärts in Magdeburg und Schönebeck in Sachsen-Anhalt öffnete der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft am Donnerstag das Pretziener Wehr. Damit wird etwa ein Drittel des Elbe-Wassers an den beiden Städten vorbei durch einen Umflutkanal und über Wiesen und Felder geleitet, ehe es wieder in die Elbe fließt.
Im Norden Thüringens richten sich die Blicke auf die Talsperre Kelbra, von der Wasser abgelassen wurde. Im Dorf Mönchpfiffel-Nikolausrieth drohte deshalb, dass etwa 30 Häuser überflutet werden, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Donnerstag mitteilte. Einsatzkräfte hätten dort 6000 Sandsäcke am Flussufer aufgebaut, um dies zu verhindern. Das Wasser stand den Angaben zufolge etwa zehn Zentimeter unterhalb der Uferkante.