«Trumps Wahnsinn» und die Bundestagswahl vor gerade mal einer Woche haben den Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly dieses Jahr besonders unter Druck gesetzt.
03.03.2025 - 04:00:40Wagenbauer Tilly dieses Jahr mit «besonders harter Satire»
Jeden Rosenmontag werden die Düsseldorfer Karnevalswagen von Bildhauer Jacques Tilly mit besonderer Spannung erwartet. «Es war dieses Jahr eine besondere Bauzeit für uns», sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur. «Trump ist erst am 20. Januar Präsident geworden und hat seitdem praktisch jeden Tag neue Ungeheuerlichkeiten rausgehauen. Kaum hatten wir einen Trump-Wagen gebaut, war er auch schon wieder überholt. Den Wettkampf der Wagenbauer mit Trumps Wahnsinn, den kann man eigentlich nur verlieren.»
Bundespolitik musste bis zur Wahl warten
Die zweite Schwierigkeit sei gewesen, dass zwischen der Bundestagswahl und Rosenmontag nur gut eine Woche gelegen habe. «Wir mussten die gesamte Bundespolitik zunächst aussparen, die Ampel ist ja schon längst Geschichte», sagte Tilly. «Das heißt, wir hatten wirklich nur eine Woche Zeit, auf die Wahl zu reagieren.» Hätte man vorher schon Wagen gebaut, hätte man sie vielleicht wieder verschrotten müssen. «Das war schon eine Herausforderung. Dieses Jahr ist sehr sportlich.»
Insgesamt sei die Weltlage, besonders durch die Wahl von Donald Trump, noch viel bedrohlicher geworden. «Das findet natürlich einen Niederschlag in unseren Wagen. Alle drei Weltmächte sind in den Händen von demokratiefeindlichen Despoten, und Europa ist die letzte Insel der Liberalität. Diese katastrophale Entwicklung führt auch zu besonders harter Satire, denn es ist ja unsere Aufgabe, Fehlentwicklungen aufzuspießen.» Jeder spüre, dass in den letzten Wochen und Monaten etwas ins Rutschen gekommen sei.
Donald Trump knechtet die Freiheitsstatue und sucht nach Öl
Tilly warnt seit vielen Jahren vor Autokraten und Rechtsradikalen - frustriert es ihn, dass diese dennoch auf dem Vormarsch sind? «Ich glaube nicht, dass politische Mottowagen irgendwas an der Weltlage ändern können», ist seine Antwort. «Immer schön auf dem Boden bleiben!» Es gehe letztlich nur um närrische Unterhaltung. «Aber ich verliere meinen Mut nicht, weil ich weiß, dass Geschichte in Zyklen verläuft. Es gibt auch immer wieder Gegenbewegungen. Und deshalb halte ich bis zum letzten Atemzug die Flagge von Pluralismus, Meinungsfreiheit, Demokratie und Liberalität hoch.»
Die Düsseldorfer Wagen werden traditionell bis Rosenmontag überwiegend geheim gehalten. Im Kölner Zug fährt unter anderem ein Donald Trump mit, der die Freiheitsstatue und die Justitia - Demokratie und Rechtsstaat - an der Leine führt. Der Mainzer Rosenmontagszug zeigt Trump, wie er wild nach Öl bohrt. «Drill Baby Drill», heißt es dazu.