Primark-Eröffnung am Alexanderplatz
20.06.2014 - 11:31:46In zwei Wochen ist es soweit: Nach mehrmaliger Verschiebung eröffnet der irische Textildiscounter Primark am 3. Juli seine zweite Berliner Filiale am Alexanderplatz. 700 neue Arbeitsplätze und 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche – das sind die Eckdaten des neuen Mode-Mekka für Schnäppchenjäger, Fashion-Victims und Teenager aus aller Welt.
Dass der neue Primark-Standort vor allem auch für Touristen günstiger ist, steht außer Frage. „Ausflüge“ in die Steglitzer Schloßstraße sind somit kein Muss mehr um am inoffiziellen Wettkampf „Wer bekommt am meisten für sein Geld“ teilzunehmen.
Dabei drängt sich die Frage auf: Wer sind die konsumwütigen Powershopper, die sich getreu dem Motto „Quantität vor Qualität“ diesen Wahnsinn antun, um am Ende des Tages mit möglichst vielen braunen Papiertüten den Laden zu verlassen? Gedränge, Lärm, Schweiß, Unordnung – bei Primark herrscht Krieg zwischen den Kleiderständern, der Stärkere gewinnt.
Wer schon einmal eine Primark-Filiale von innen gesehen hat oder als Teenager sogar selbst die berühmte „Primark-Phase“ durchlebt hat, der weiß wohl von welchen Utopie-ähnlichen Zuständen hier die Rede ist. Dennoch scheinen diese Rahmenbedingungen die Primark-Kunden keineswegs zu stören. Man weiß worauf man sich hier einlässt – so lautet die Grundregel.
Genauso ist man sich auch der mangelnden Qualität von Schuhen, Kleidung und Accessoires bewusst; die Tatsache, dass die Ware nach ein bis zwei Waschmaschinengängen durchaus Farb- und Formveränderungen erleiden kann, ist bekannt – und das leugnet auch niemand. Die Brücke zu den Herstellungsbedingungen der Textilien muss man an dieser Stelle gar nicht schlagen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind sich die meisten Kunden auch dessen bewusst; darüber zu räsonieren würde jedoch vom genannten Wettstreit ablenken.
Die Verlockung ist einfach zu groß: 40 Euro für ein komplettes Outfit – da kann man Vernunft und Verstand schon mal ausschalten. Wieso auch nicht: Der schwedische Modekonzern weist doch ähnlich miserable Produktionsbedingungen vor und ist dabei um einiges teurer – so würden sicherlich viele Primark-Fans argumentieren. Fest steht, Primark und H&M stehen in Konkurrenz und in Sachen Effizienz geht der Punkt ganz klar an den irischen Vertreter: Mit ca. 6000 Euro Jahreserlös pro Quadratmeter Verkaufsfläche spielt Primark in einer eigenen Liga. Das Konzept des Billigsdiscounters geht auf, sogar ohne dem Trend, ja mittlerweile schon Standard des Online-Shoppings zu folgen.
Primark kopiert die Trends der Laufstege dieser Welt und zwar schnell. Selbstverständlich kann man das nicht vom gesamten Sortiment behaupten, viel mehr werden einzelne aktuelle Trends herausgepickt, welche als Aushängeschild für die Kollektionen dienen. Eine clevere Strategie: Auf zahlreichen Modeblogs werden einzelne Primark-Teile mit „gehobenen“ Labels kombiniert, was dem Leser beim Betrachten des gesamten Looks immer wieder Erstaunen bereitet „DAS ist von Primark? Hätte ich nicht gedacht!“ Und schwupp di wupp, wird das Teil nachgekauft.
Primark weiß sich zu vermarkten - und so werden zur exklusiven "Sneak Preview" vor der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr mit Sicherheit auch wieder Vertreter der deutschen Bloggerszene mit ihren Goodie-Bags durch den Laden huschen. Den meisten Kunden jedoch bleibt das Privileg, bei Primark in entspannter Atmosphäre zu shoppen, vorenthalten.
Autor: Marlene Blaul