Osnabrück - Mit großer Betroffenheit hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück auf den Tod des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler reagiert.
03.02.2025 - 14:36:20Horst Köhlers Tod macht uns sehr traurig / Große Betroffenheit in der DBU. Er war am Samstagmorgen verstorben. "Horst Köhler war in seiner Zeit als Finanzstaatssekretär im damaligen Ministerium unter Leitung von Theo Waigel einer der Gründerväter der DBU und ist uns über all die Jahre sehr verbunden geblieben", so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. "Sein Tod macht uns sehr traurig.
Ungewöhnlich starke Verbundenheit zur Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Köhler hinterlasse in vielfältiger Weise große Spuren, so Bonde weiter. "Besonders sein starkes Engagement für Afrika und sein unermüdlicher Einsatz für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden in Erinnerung bleiben", fügt der DBU-Generalsekretär hinzu. Wie ungewöhnlich stark seine Freundschaft zur Deutschen Bundesstiftung Umwelt war, zeigte sich im Mai 2011 - ein Jahr nach seinem überraschenden Rücktritt als Bundespräsident: Seinerzeit kehrte er nach fast 70 Jahren zum ersten Mal in seinen polnischen Geburtsort Skierbieszów zurück - in Begleitung einer DBU-Delegation mit dem damaligen DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. In Skierbieszów lebte Köhler von 1943 bis 1944 als kleines Kind mit seinen sechs Geschwistern nur ein Jahr. Denn seine Eltern - zuvor schon aus dem rumänischen Bessarabien wegen der sowjetischen Annexion geflohen - mussten ihre Flucht fortsetzen: zunächst vor den Nazis in die Nähe von Leipzig, dann von dort 1953 wegen der drohenden Drangsalierung durch das DDR-Regime nach Baden-Württemberg.
Köhlers Festakt-Rede zum 25-jährigen Jubiläum der DBU
Köhlers Wertschätzung für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt - und sein unerschütterliches Streben nach mehr Umwelt- und Naturschutz - kam auch im Dezember 2016 zum Ausdruck. Die DBU feierte ihr 25-jähriges Bestehen. Horst Köhler hielt die Festrede. Das Jubiläum sei für ihn "Anlass für manch schöne Erinnerung, wie ich 1990 als junger Staatssekretär im Finanzministerium diese geniale Idee von Theo Waigel und Hans Tietmeyer bei ihrer Realisierung begleiten durfte", begann Köhler seinen Vortrag. "Heute gibt es da viel zu feiern und manches zu bestaunen - tausende von geförderten Projekten, die Stärkung des Nachhaltigkeitsbewusststeins und natürlich Europas höchstdotierten Umweltpreis. Die DBU steht für eine ökologische Weitsicht, die wir heute mehr denn je nötig haben."
Erinnerung an das "Ausmaß der ökologischen Krise unseres Planeten"
Tatsächlich zeichnete die Gründung der DBU, die am 1. März 1991 ihre Tätigkeit aufnahm, von Beginn an Courage aus. Aus heutiger Perspektive waren, wie von Köhler formuliert, die Anfänge von phänomenaler Weitsicht: Der durch die Privatisierung des Salzgitter-Konzerns erzielte Verkaufserlös wurde anders als üblich nicht in die Finanzierung des Staatshaushalts gesteckt, sondern - zweckgebunden für Umweltförderung - als Kapital in die Gründung einer Bundesstiftung. Köhler dazu in seiner Festakt-Rede: Den Privatisierungserlös der Salzgitter AG für die Gründung einer Umweltstiftung zu verwenden, sei "keine Selbstverständlichkeit" gewesen. Denn "das Ausmaß der ökologischen Krise unseres Planeten hatten damals erst wenige erkannt".
Frühe Warnung vor Populisten und simplen Antworten
Unter Verweis auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und das nur ein Jahr zuvor beschlossene Pariser Klimaabkommen wagte Köhler zugleich einen Blick in die Zukunft. Das alles sei "ein großes Thema, weil diese Rahmenvereinbarungen eine neue große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zum Ziel haben." Zugleich zeigte er sich besorgt über "die Schwierigkeiten, auf die wir bei der Umsetzung einer ökologisch nachhaltigen Politik stoßen". Sie seien "Spiegelungen von sehr viel tiefer liegenden Dilemmata und Spannungen, mit denen unsere Gesellschaften, unsere Ökonomien und unsere politischen Systeme konfrontiert sind in diesem extrem komplexen 21. Jahrhundert." Köhlers Analyse ging noch tiefgehender: "Ausgerechnet jetzt, wo deutlich wird, dass unsere Probleme erstens komplex und zweitens global sind, scheinen jene Kräfte Oberhand zu gewinnen, deren Antworten erstens simpel und zweitens national sind." In vielen westlichen Demokratien, so Köhler weiter, drohe "die Diskreditierung globaler Kooperation plötzlich mehrheitsfähig zu werden. Das ist nicht nur paradox, sondern offenbart auch ein gehöriges Stück Heuchelei." Köhler fügte hinzu: "Einer von vier Jobs in Deutschland ist vom Export abhängig; da muss man doch rot werden, wenn man jetzt so tut, als würde man nationale Interessen verteidigen, indem man die Idee offener Grenzen verflucht! Wovon die Populisten profitieren, das ist das flaue Gefühl im Magen der Menschen in einer sich rasch wandelnden Welt."
Bonde: Horst Köhler war ein Vordenker mit klaren Worten
DBU-Generalsekretär Bonde nennt Horst Köhlers damalige Ausführungen "fast schon prophetisch. Die Einschätzungen des Altbundespräsidenten sind aktueller denn je." Bonde weiter: "Die Festakt-Rede zu unserem 25-jährigen Jubiläum ist auch ein vortrefflicher Beleg für Horst Köhlers Rolle eines Vordenkers mit klaren Worten, der nicht um den heißen Brei herumredet und der, wenn es notwendig ist, auch einmal aneckt. Sein Tod ist ein großer Verlust auch für alle, die sich beim Umwelt- und Klimaschutz engagieren." Vor seiner Zeit als Deutschlands Staatsoberhaupt von 2004 bis 2010 war Horst Köhler als studierter Wirtschaftswissenschaftler zunächst Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, dann Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie ab 2000 Chef des Internationalen Währungsfonds.
Pressekontakt:
Klaus Jongebloed
- Pressesprecher -
Lea Kessens
Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
0541|9633-521
0171|3812888
presse@dbu.de
www.dbu.de
Original-Content von: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) übermittelt durch news aktuell