Weltspiegel, Auslandskorrespondenten

München - Moderation: Isabel Schayani

07.12.2023 - 16:20:34

Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten / Am Sonntag, 10. Dezember 2023, um 18:30 Uhr vom WDR im Ersten

Geplante Themen:

Ägypten: Der mächtige al-Sisi

Straßencafés in Kairo als Orte revolutionärer Gedanken - so war es vor Sisis Machtübernahme 2013. Heute spricht dort kaum noch jemand offen. Cafébesitzer El-Helbawy lobt Sisi, nennt ihn einen Beschützer. Eine Ausweitung des Nahostkonflikts auf ägyptischen Boden habe der ehemalige General zuletzt geschickt verhindert. Präsident Sisi präsentiert sich auf der Weltbühne als Vermittler zwischen Israel und Hamas. Die ägyptische Grenze zu Gaza habe Sisi in die Karten gespielt und abgelenkt von der verheerenden Wirtschaftskrise im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt, stöhnt Menschenrechtler Zaree. Obst, Gemüse, selbst Eier seien für einen Großteil der 106 Millionen Einwohner mittlerweile Luxus, erzählt Verkäuferin Samah. Die Stimmung: Sisi-kritischer denn je. Die Wahl am 10. Dezember gewinnen wird er wohl ziemlich sicher dennoch. Denn der aussichtsreichste Gegenkandidat hat zurückgezogen. Seine Unterstützer berichten von Drangsalierung, Schlägen und Unterdrückung durch den Sicherheitsapparat. (Autor: Ramin Sina / ARD Kairo)

Ägypten: Hoffnung für Korallenriffe?

Tausende glitzernde Farben - dazwischen tummeln sich seltene Fische. Korallenriffe gehören zum Bezauberndsten, was unser Planet zu bieten hat. Leider könnte es schon im Jahr 2050 neunzig Prozent weniger von ihnen geben, wie Experten mit Blick auf die Erwärmung der Meere und andere Faktoren voraussagen. Eines der resistentesten Riffe, das auch die nächsten hundert Jahre überleben könnte, liegt im Roten Meer vor der Küste Ägyptens, ist aber bedroht vom Massentourismus. Zu viele ankernde Boote, zu viele Taucher, die jedoch auch wichtige Einnahmen für die lokale Wirtschaft bilden. Umweltschützer und lokale Behörden versuchen jetzt, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen - mit jeder Menge kreativer Ideen. So wurden etwa an einer Meeresstelle ausrangierte Panzer der ägyptischen Armee versenkt, um eine alternative Attraktion für Tauchtouristen zu schaffen. (Autor: Simon Riesche / ARD Kairo)

Taiwan: Im Visier von Fake News

Nicht nur die militärischen Drohgebärden aus China bereiten den Taiwanern zusehends Sorgen. Auch Verschwörungsideen und Falschmeldungen bedrohen ihre Demokratie. Einen Monat vor der Präsidentenwahl auf Taiwan wächst die Sorge vor einer Manipulation der öffentlichen Meinung. Aber immer mehr Taiwaner wollen der Desinformation einen Riegel vorschieben. In den Schulen steht die Erkennung von Falschmeldungen auf dem Lehrplan. Viele Initiativen arbeiten daran, die Mitbürger vor Fake News zu warnen. Sie wollen, dass Taiwan sich auch im Internet besser verteidigt. (Autor: Ulrich Mendgen/David Demes / ARD Tokio)

Ukraine: Frauen an der Front

Sie nennen sich ukrainische Walküren: Frauen, die sich an der Waffe ausbilden lassen, jede fünfte geht in die Armee. Und die setzt zunehmend auf Frauen. Eine von ihnen ist Olga. Sie kämpft in einer Angriffskompanie. Sie ist eine von schätzungsweise 50.000 Soldatinnen im ukrainischen Heer. 5.000 davon kämpfen direkt an der Front. Das Höchstalter für Frauen in der Armee ist von 40 auf 60 angehoben worden. Die Rolle von Frauen in der Armee wird immer wichtiger, erklärt Olga, die junge Soldatin. "Wir machen alles, was Männer auch machen, fahren gepanzerte Fahrzeuge, steuern Drohnen und auch Hubschrauber." Viele der Männer sind erschöpft nach den langen Monaten an der Front. Sie hatten darauf gesetzt, abgelöst zu werden, schließlich sind manche von Anfang an dabei und eisige Kälte und Nässe machen ihnen zu schaffen. Zu Beginn des zweiten Winters stehen die Streitkräfte der Ukraine unter Druck: Vielerorts spitzt sich die Lage an der Front zu, auch an Olgas Stellung. (Autorin: Birgit Virnich / ARD Kiew)

Niederlande: Sterbehilfe für Kinder

Ab dem 1. Januar 2024 soll in den Niederlanden eine Regelung gelten, die auch schwerstkranken Kindern "Sterbehilfe" ermöglichen soll, um sie von ihren Leiden zu erlösen, wie die Befürworter sagen. Da es dabei meist um so schwere Krankheiten geht, dass sich die Kinder selbst gar nicht mehr mitteilen können, soll den Eltern erlaubt werden, diese Entscheidung nach einem längeren Prozess für ihr krankes Kind zu treffen. Über reine "Sterbehilfe" geht das deutlich hinaus, weil der Wunsch zu sterben nicht mehr geäußert werden muss. Die Niederländer nennen es übersetzt "aktive Lebensbeendigung". (Autor: Tobias Reckmann / ARD Brüssel)

China: Puppendoktor öffnet Herzen

In Bomings kleiner Wohnung stapeln sich Plüschtiere. Manchem fehlt ein Auge oder eine Nase, andere sind so abgeliebt, dass fast kein Fell mehr an ihnen ist. Boming weiß, welche Kostbarkeiten die Tiere für seine Kunden sind. Manchmal arbeitet er viele Monate an einem Plüschtier, denn sein Ziel ist, dass es genauso aussieht, wie in den Erinnerungen seiner Kunden. Nicht neu soll das Tier werden, sondern so, wie es während der Kindheit war. "Die meisten Kunden haben eine traurige Geschichte", erzählt der 75-Jährige aus Shanghai, "sie suchen wieder Halt an ihrem Kuscheltier''. (Autorin: Tamara Anthony / ARD Peking)

Redaktion: Heribert Roth/Petra Schmitt-Wilting

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