MDR und SPIEGEL TV: Wie aus jungen Männern Mörder wurden – Schülerinnen und Schüler im Dialog über Verantwortung und Erinnerung mit der Bundeskanzlerin a.D.
21.01.2025 - 18:52:54MDR und SPIEGEL TV: Wie aus jungen Männern Mörder wurden – Schülerinnen und Schüler im Dialog über Verantwortung und Erinnerung mit der Bundeskanzlerin a.D.. Leipzig - Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz zum 80. Mal. Aus diesem Anlass haben der MDR und SPIEGEL TV für diesen Dienstag rund 400 Gäste zu einer Filmvorführung in den Berliner Delphi Filmpalast eingeladen. Anschließend diskutierte Bundeskanzlerin a.D. Dr. Angela Merkel über Verantwortung und Erinnerung mit Schülern und Schülerinnen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin.
Insgesamt 200 Schüler und Schülerinnen aus Leipzig, Halle/Saale und Berlin haben sich mit ihren Lehrern und Lehrerinnen intensiv darauf vorbereitet, an diesem Dienstag in den Dialog mit Bundeskanzlerin a.D. Dr. Angela Merkel zu treten. Moderiert von Caren Miosga diskutierten sie mit der ehemaligen Bundeskanzlerin darüber, wie in der NS-Zeit aus jungen Männern Mörder werden konnten und wie sich eine Wiederholung der Geschichte heute verhindern lässt.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin a.D.:
„Sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, ist Voraussetzung dafür, eine menschliche Zukunft zu gestalten. Jede Generation muss dies aufs Neue tun. Nur so können wir immer wieder Lehren für die Zukunft ziehen. Deshalb freue ich mich, dass sich Schülerinnen und Schüler dieser Auseinandersetzung stellen.“
Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Demokratie und Erinnerung heute: Dialog zur NS-Tätergeschichte“. MDR und SPIEGEL TV nahmen den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum Anlass, die ARD-History-Dokumentation „Das vergessene Fotoalbum der SS“ zu zeigen. Die Koproduktion von MDR und BR, realisiert von SPIEGEL TV, wirft neues Licht auf die Forschung zu NS-Tätern in Mitteldeutschland – anhand eines bisher unveröffentlichten Fotoalbums der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS), dessen Bilder der weltweit anerkannte Historiker und NS-Forscher Dr. Stefan Hördler entschlüsselt hat.
Das analysierte Fotoalbum war viele Jahrzehnte verschollen und zeigt 206 Aufnahmen, von fast ausschließlich Männern. Bilder aus einer Zeit, in der das Fotografieren teuer war. Bilder, die harmlos daherkommen und beweisen, wie stark die mitteldeutsche SS Einfluss auf die Personalentwicklung des KZ-Systems insgesamt nahm.
Anaïs Roth, Leiterin MDR-Redaktion Geschichte und Dokumentationen:
„In der Dokumentation werden Netzwerke deutlich, die fast vergessen waren. Allein 16 spätere KZ-Kommandanten haben in Mitteldeutschland ihre Karriere begonnen. Männer, die später in Buchenwald, Auschwitz oder Flossenbürg das Kommando über Tausende hatten, und deren Karrieren nach Kriegsende oft nicht zu Ende waren. Ein historisches Narrativ, das unbedingt bekannt sein sollte.“
Ralf Ludwig, MDR-Intendant:
„Als öffentlich-rechtliches Medienhaus gehören Information, Bildung und der gesellschaftliche Dialog zu unseren Kernaufgaben. Mit akribischen Dokumentationen wie dieser machen wir einen erschütternden Teil deutscher Geschichte anschaulich und ermöglichen die wichtige Auseinandersetzung mit selbiger. Ich freue mich sehr, dass die Schülerinnen und Schüler aus Leipzig und Halle mit ihren Lehrkräften unserer Einladung gefolgt sind.“
Kay Siering, Geschäftsführer Spiegel TV:
„Die Dokumentation zeigt auf erschreckende Weise, wie leicht junge Menschen durch Propaganda zu brutalen NS-Tätern werden. Diese Mechanismen jungen Menschen deutlich zu machen, ist unsere journalistische Aufgabe. Es freut mich sehr, dass Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel dazu in den Austausch mit Schülerinnen und Schülern gegangen ist.“
Der Film „Das vergessene Fotoalbum der SS“ ist in einer Langfassung in der ARD-Mediathek und als 45-Minuten-Stück auf dem YouTube-Kanal von SPIEGEL TV und SPIEGEL abrufbar. In der ARD-Audiothek finden Sie einen achtteiligen begleitend entstandenen Podcast der Funktionsweisen, Strukturen und Netzwerke innerhalb der SS vertiefend beleuchtet. Aus dem Projekt sollen künftig Handreichungen für Lehrer und Lehrerinnen entstehen, die den Film im Unterricht einsetzen wollen.
Medienkontakt:
MDR, Kommunikations- und Mediendesk, Kathleen Ihme, Tel.: (0341) 3 00 64 42,
E-Mail: kommunikation-desk@mdr.de
Original-Content von: MDR Mitteldeutscher Rundfunk übermittelt durch news aktuell