Köln - Sicherheitskräfte der radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben vier Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) festgenommen.
23.11.2023 - 16:15:36WDR Investigativ berichtet: Vier Mitarbeiter der GIZ von afghanischem Geheimdienst inhaftiert. Die Personen sollen durch den afghanischen Geheimdienst festgenommen worden sein und befinden sich derzeit offenbar weiterhin in Haft. Das ergeben Recherchen von WDR Investigativ. Ein Sprecher des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bestätigte dies am Donnerstag auf Anfrage. Die GIZ ist die deutsche Entwicklungsorganisation, die im Auftrag der Bundesregierung weltweit tätig ist. Sie ist derzeit noch mit über 250 afghanischen Mitarbeitenden in Afghanistan vor Ort.
Ein Sprecher des Entwicklungsministeriums sagte am Donnerstag auf WDR-Anfrage: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es eine veränderte Sicherheitslage gibt, wenn es nicht schnell gelingt, die Fälle aufzuklären und die Inhaftierungen zu beenden.“ Der Vorfall werfe Fragen zur Sicherheitslage in Afghanistan auf, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu beantworten seien. "Wir nehmen diese Lage sehr ernst und arbeiten über alle uns zur Verfügung stehenden Kanäle daran, die Kollegen frei zu bekommen. Um diese Bemühungen nicht zu gefährden, können wir keine weiteren Details nennen.“
Die GIZ schloss bis auf weiteres ihre Büros in Afghanistan. Mitarbeiter wurden angewiesen, nicht mehr ins Büro zu kommen. Einige sollen auf Angst vor Verfolgung auch untergetaucht sein.
Hintergrund ist eine Verhaftungswelle des afghanischen Geheimdienstes. Offenbar durch Geheimdienstmitarbeiter wurde Anfang November ein GIZ-Mitarbeiter festgenommen, der weiterhin in Haft sitzt. Zehn Tage später dann nahmen afghanische Sicherheitskräfte zwei weitere GIZ-Mitarbeiter am Flughafen Kabul fest, als diese von dort aus nach Dubai reisen wollten. Auch sie sollen bis heute in Haft sein. Bei ihnen sollen auch Mobiltelefone und Laptops beschlagnahmt worden sein. So geht es aus einem vertraulichen EU-Sicherheitsbericht hervor, der WDR Investigativ vorliegt. Nach WDR-Informationen wurde inzwischen ein vierter Mitarbeiter der GIZ festgenommen.
Die Mitarbeiter, um die es geht, sind allesamt für das Risikomanagement der GIZ tätig. Die Taliban sollen ihnen dem Vernehmen nach Spionagetätigkeiten vorwerfen. Die radikalislamischen Taliban, die nach dem Abzug westlicher Truppen 2021 die Regierung in Afghanistan übernahmen, waren für eine offizielle Stellungnahme nicht zu erreichen.
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