Hannover - 21 Millionen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren werden jedes Jahr in den Ländern des Globalen Südens schwanger, so die Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), etwa 12 Millionen von ihnen bekommen ein Kind.
07.03.2024 - 16:22:22Teenagerschwangerschaften: Eine Folge fehlender körperlicher Selbstbestimmung | Weltfrauentag 2024. Weltweit gehören Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt zu den häufigsten Todesursachen bei Mädchen dieser Altersgruppe, oft als Folge eines medizinisch unsicheren Schwangerschaftsabbruchs. "Teenagerschwangerschaften sind eine der dramatischsten Folgen fehlender körperlicher Selbstbestimmung", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Angela Bähr, aus Anlass des Weltfrauentages.
Dieses Recht wurde bereits vor 30 Jahren auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo 1994 von den 179 teilnehmenden Ländern anerkannt. Seitdem sind auch im Bereich der Teenagerschwangerschaften deutliche Fortschritte zu verzeichnen: 1990 haben weltweit noch 74 von 1000 Frauen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind bekommen, 2023 waren es noch 41 (UNFPA-Weltbevölkerungsbericht). Regional gibt es allerdings große Unterschiede: Im östlichen und südlichen Afrika liegt diese Zahl der Teenagergeburten immer noch bei 94, in West- und Zentralafrika bei 103.
"Kolonialisierung durch die Anti-Rights-Bewegung"
"Kairo hat einen wichtigen Prozess des Umdenkens eingeleitet", sagt Evelyn Samba, Direktorin der DSW in Kenia, "der aber noch längst nicht abgeschlossen ist." Aus ihrer Arbeit für die DSW, die sich für Sexualaufklärung und den Zugang zu jugendgerechten Gesundheitsdiensten einsetzt, weiß sie, dass vielen Mädchen und jungen Frauen nicht nur das nötige Wissen fehlt, um eine Schwangerschaft zu vermeiden, sondern auch die Möglichkeit zu verhüten und nicht zuletzt das Recht, "Nein!" zu sagen zu Sex. Wie in vielen Ländern des Kontinents drohen auch in Kenia über Jahrzehnte errungene Fortschritte wieder verloren zu gehen. Kürzlich wurden sogenannte "Gesetze zum Schutz der Familie" erlassen, wonach beispielsweise an Jugendliche unter 18 Jahren Verhütungsmittel nur noch mit Genehmigung der Eltern ausgegeben werden dürfen. "Das ist nicht hilfreich", weiß Evelyn Samba. Sie beobachte schon seit geraumer Zeit eine Art neuer "Kolonialisierung durch die Anti-Rights-Bewegung" und meint damit weltweit agierende populistische Kräfte, die unter dem Deckmantel religiöser und traditioneller Werte insbesondere den Frauen das Menschenrecht auf körperliche Selbstbestimmung wieder nehmen wollen.
Feministische Entwicklungspolitik braucht Investitionen
"Diese besorgniserregende Entwicklung zeigt, wie wichtig eine entschiedene feministische Entwicklungspolitik ist", betont der Geschäftsführer der DSW, Jan Kreutzberg. "Diese muss sich allerdings auch in konkreten politischen Maßnahmen vor Ort und den nötigen finanziellen Mitteln niederschlagen." Wenn nur ein Prozent der Entwicklungsgelder in die Projekte sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte (SRGR) fließe, wie es aktuell der Fall sei, reiche das nicht aus. Für multilaterale Organisationen wie den UN-Bevölkerungsfonds ( UNFPA), die International Planned Parenthood Federation ( IPPF) und die Global Financing Facility ( GFF), zu deren Kernaufgaben SRGR gehöre, müssten dringend mehr Ressourcen bereit gestellt werden, fordert Kreutzberg und macht eine einfache Rechnung auf: "Jeder Dollar, der über das derzeitige Niveau hinaus für Verhütungsmittel ausgegeben wird, würde die Kosten für die Versorgung von Müttern, Neugeborenen und Schwangerschaftsabbrüchen um drei Dollar senken, weil die Verwendung von Verhütungsmitteln die Zahl unbeabsichtigter Schwangerschaften reduziert."
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Weitere Informationen
https://www.dsw.org/5-fragen-5-antworten-zu-weiblicher-genitalverstuemmelung/
https://www.dsw.org/familienplanung/
Über die DSW
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Ihr Ziel ist es, zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Daher unterstützt sie junge Menschen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Sexualität und Verhütung zu treffen. Gleichzeitig bringt sie sich auf nationaler und internationaler Ebene in politische Entscheidungsprozesse in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung und Gleichstellung der Geschlechter ein.
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