Baierbrunn - Konsequent, aber nicht autoritär.
04.03.2025 - 09:00:06Erziehung: So gelingt Eltern der Balanceakt. Auf die Bindung achten, aber bloß nicht klammern: Kinder zu erziehen, ist ein Balanceakt. Das Magazin "Apotheken Umschau ELTERN" erklärt, wie er gelingen kann.
Eine klare Grenze ist Fürsorge, keine Strafe
Eine Methode, die Kinder zum Kooperieren bringt und den Stress aus der Familie nimmt, ist nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten die sogenannte bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung. Was steckt dahinter? "Bindungsorientiert zu erziehen, wird oft fehlinterpretiert als: dem Kind alles recht machen", sagt Sebastian Reisinger, systemischer Familientherapeut in einer Beratungsstelle in München. "Aber das Gegenteil ist der Fall. Eine klare Grenze ist Fürsorge, keine Strafe. Viele Eltern trauen sich nicht, Nein zu sagen - die dürfen sich das ruhig mehr trauen."
Den Kindern einen Rahmen setzen - das klingt einleuchtend, ist aber im Alltag gar nicht so leicht umzusetzen. "Die Kinder wollen nicht in diesem Rahmen bleiben", erklärt Reisinger. "Das ist ganz normal. Sie werden versuchen, über den sinnbildlichen Zaun zu klettern, weil sie die Welt entdecken wollen." Da müsse man sie liebevoll wieder zurück in den Rahmen lotsen, ihnen erklären, dass man sie nicht drüberklettern lässt, weil das gefährlich ist - oder weil man Rücksicht auf die Mitmenschen nimmt, so der Familientherapeut.
Eltern sollten sagen, was sie tun werden
Und wenn das Kind das nicht akzeptiert? Muss es gar nicht, sagt Reisinger. "Es darf sich darüber aufregen. Und die Eltern dürfen trotzdem dabei bleiben, das Nein halten, ohne viel Diskussionen." Aber: Wenn Eltern zu oft das Wort Nein benutzen, schalten die Kinder irgendwann ab. "Viel wichtiger als das ausgesprochene Nein ist deswegen das gefühlte Nein", verdeutlicht der Familientherapeut und verrät einen kleinen Kniff: Viele Eltern sagen "Hör auf damit!" Das kriegen Kinder aber oft nicht gut hin, weil sie so im Tun sind. "Wirkungsvoller ist es, wenn man sagt: 'Ich lass dich nicht'", verdeutlicht Sebastian Reisinger. "Das ist vor allem in gefährlichen Situationen wichtig. Wenn ich Grenzen setzen möchte, sage ich also nicht, was mein Kind tun soll, sondern was ich tun werde."
Generell gilt: Choose your battle. "Es lohnt sich, kurz zu überlegen, ob einem dieses Nein jetzt wichtig ist", rät der Experte in der "Apotheken Umschau ELTERN". Denn wenn Eltern ein Nein aussprechen, sollten sie sich dieser Grenze oder Aufforderung auch richtig widmen. "Wenn ich nebenbei aus der Küche rufe: 'Jetzt Zähne putzen', dann dringe ich vermutlich nicht durch", sagt Reisinger. Sein Tipp: sich aufteilen. Zum Beispiel, indem ein Partner die Spülmaschine weiter ausräumt und der andere guckt, dass die Zähne geputzt werden.
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