Nach zehn Jahren holt Franziska Preuß wieder eine Einzelmedaille bei einer Biathlon-WM.
14.02.2025 - 16:29:39«Einfach glücklich»: Preuß holt Silber bei Biathlon-WM. Lange sieht es sogar noch Gold aus. Doch dann wird sie doch noch überholt.
Für Franziska Preuß war ihr erster WM-Einzeltitel zum Greifen nah, am Ende schnappte ihr Justine Braisaz-Bouchet den ersehnten Triumph aber doch noch weg. Mit Silber im Biathlon-Sprint von Lenzerheide feierte die 30-Jährige zehn Jahre nach ihrer ersten WM-Einzelmedaille die Rückkehr auf das Podest. Der Bayerin fehlten 9,8 Sekunden auf die Französin, die wie entfesselt auf der Schlussrunde lief. Bronze ging an die Finnin Suvi Minkkinen, die nur 0,2 Sekunden hinter Preuß lag.
«Das hab ich gar nicht mitgekriegt. Als sie vorbei ist, war ich in der Umkleide», sagte Preuß im ZDF über die Szene, als sie von der später gestarteten Braisaz-Bouchet noch übertrumpft wurde. «Ich freue mich mega über den zweiten Platz. Hätte mir das einer in der Früh gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben. Ich bin einfach glücklich.»
Gute Ausgangslage für Verfolgung
Zwei Tage nach Bronze mit der Mixedstaffel brachte sich Preuß in eine aussichtsreiche Position für ihr ersehntes erstes WM-Gold, am Sonntag in der Verfolgung wird sie alles auf Angriff setzen.
In den Schweizer Alpen leistete sich die Gesamtweltcup-Führende eine Strafrunde. «Klar, der eine Schuss stehend, der ärgert mich ein bisschen. Ich habe schon versucht, riskant zu schießen, vielleicht war es ein Ticken zu schnell», sagte Preuß.
Aber auch Braisaz-Bouchet musste einmal 150 Extrameter absolvieren. Sie war als Laufbeste 15,2 Sekunden schneller in der Loipe als Preuß. Dabei war die Saison der Olympiasiegerin bislang alles andere als optimal gelaufen. «Ich habe mich nur auf dieses Rennen fokussiert und versucht, die Vergangenheit zu vergessen», sagte Braisaz-Bouchet. «Ich wusste, dass ich zwei, drei Sekunden hinter Franziska war und habe mir noch etwas Kraft gelassen.»
Preuß startet stark
Bei leichtem Schneefall lief Preuß in der Roland Arena auf gut 1400 Metern Höhe die schnellste erste Runde. Und auch ihre ersten fünf Schuss setzte sie bei immer wieder wechselndem Wind inklusive Böen schnell und sicher ins Schwarze. So lag die Lebensgefährtin von Ex-Weltmeister Simon Schempp klar auf Medaillenkurs, die Grundlage für eine Medaille war gelegt.
Doch dann musste sie einmal in die Strafrunde abbiegen, dennoch durfte sie im Ziel lange auf den Titel hoffen. Zumal ihre bislang ärgste Rivalin im Gesamtweltcup, die Französin Lou Jeanmonnot, zweimal patzte und nur Sechste wurde. Aber Braisaz-Bouchet konterte, die auf der Schlussrunde den Vorteil hatte, die Zeiten der Konkurrentinnen zu kennen.
Erfolg nach Jahren der Enttäuschung
Preuß war mit hohen Erwartungen ins Schweizer Kanton Granbünden gereist. In zehn von 14 Saisonrennen hatte sie in diesem Winter schon auf dem Podest gestanden und sich auch dank zweier Siege überlegen die Führung im Gesamtweltcup gesichert. Bislang ist es der beste Winter ihrer Laufbahn, der vor allem dank einer Operation im vergangenen Frühjahr ermöglicht wurde.
Jahrelang quälte sich die Bayerin mit Infekten und Erkrankungen, bis eine Operation der Nasennebenhöhlen Besserung brachte. Preuß konnte ihre Trainingsumfänge deutlich erhöhen, ist auch deswegen nun viel belastbarer und in der Lage, das Tempo vorzugeben. Kleine Rückschläge werfen sie nicht mehr aus der Bahn wie in der Vergangenheit, als sie mehrfach frühzeitig ihre Saison beenden oder krankheitsbedingt auf wichtige Rennen verzichten musste.
Preuß mit Privileg im Teamhotel
Ihre Karriere begann schon in jungen Jahren, als sie kurz nach ihrem 21. Geburtstag vor fast genau zehn Jahren WM-Gold mit der Staffel und WM-Silber im Massenstart gewann. Im finnischen Kontiolahti verhinderte lediglich ein Fehler im letzten Schießen, dass sie nicht schon einen Einzeltitel gewann. Allerdings blieb das bis zur laufenden WM ihre einzige Solo-Plakette. 13 Mal schaffte sie es in die Top Ten - aber ganz nach vorn reichte es nie.
Mittlerweile wird sie im Team «Oma» genannt, sie ist die einzige deutsche Biathletin, die schon 30 Jahre ist. Preuß ist Vorbild für die junge Generation und hat im Teamhotel das Privileg, als einzige in einem Einzelzimmer zu wohnen. Es scheint gut möglich, dass es für sie die letzte WM ihrer Karriere wird. In der Schweiz würde sie bis zum 23. Februar nur zu gerne noch möglichst erfolgreich sein, bis sich der Blick ganz auf Olympia richtet. Preuß will auch bei den Winterspielen mit den Biathlon-Rennen in Antholz 2026 glänzen. Danach könnte womöglich aber Schluss sein.
Grotian patzt zu oft
Die 20-jährige Selina Grotian, die im Dezember mit ihrem ersten Weltcupsieg im Massenstart von Le Grand-Bornand aufhorchen ließ, gehörte ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis. Nach Bronze zum WM-Start in der Mixedstaffel schoss sich die Hochtalentierte aus Garmisch-Partenkirchen aber mit insgesamt drei Fehlern im Liegendanschlag aus den Topplatzierungen und wurde 24.
Die 19-jährige Julia Tannheimer, Zweitjüngste des gesamten Starterfeldes, ließ nur eine Scheibe stehen und konnte mit ihrem WM-Debüt als 17. zufrieden sein. Auch Sophia Schneider blieb mit einem Fehler als Elfte im Soll.