Kane-Rekord, Abwehr-Zweifel

Beim Sieg des großen FC Bayern gegen das kleine Kiel fallen Tore wie am Fließband - kurioserweise auf beiden Seiten.

02.02.2025 - 10:57:12

Kane-Rekord und Abwehr-Zweifel - «Müssen Sinne schärfen». Der Kontrollverlust ist alarmierend. Ein «Monster» erstaunt sogar die eigene Frau.

  • Der FC Bayern freut sich über die gefestigte Tabellenspitze, - Foto: Sven Hoppe/dpa

    Sven Hoppe/dpa

  • Harry Kane traf auch im 50. Bundesliga-Spiel. - Foto: Sven Hoppe/dpa

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Der FC Bayern freut sich über die gefestigte Tabellenspitze, - Foto: Sven Hoppe/dpaHarry Kane traf auch im 50. Bundesliga-Spiel. - Foto: Sven Hoppe/dpa

Trotz nächstem Rekord und neuer Trophäe verließ Harry Kane die Arena nicht rundum glücklich. Der alarmierende Kontrollverlust des FC Bayern in einer wilden Schlussphase beim 4:3 (2:0) gegen Holstein Kiel rückte die Bestmarke von 55 Toren in 50 Bundesliga-Spielen und die Ehrung für das Tor des Jahres in den Hintergrund. «Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist», mahnte Top-Profi Kane nach seinem erneuten Doppelpack. «Aber wir sind Erster und es wäre ein Traum, den Titel mit Bayern zu gewinnen.»

Sportdirektor warnt nach Gegentoren

Der deutsche Fußball-Rekordmeister, der ohne den wechselwilligen, aber vermutlich in München bleibenden Mathys Tel antrat, festigte die Tabellenspitze vor Doublesieger Bayer Leverkusen. Aber zehn Gegentreffer in den vergangenen fünf Pflichtspielen gegen kein Spitzenteam und insgesamt mehr als ein Gegentor im Schnitt in dieser Saison stimmen nachdenklich. So eine Wackel-Defensive könnte zum Titel-Killer werden. «Natürlich müssen wir die Sinne schärfen», sagte Sportdirektor Christoph Freund.

Die Bayern-Granden um den warm eingepackten Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß hatten auf ihren Ehrenplätzen lange sichtlich Spaß an der Torshow von Kane (2), Jamal Musiala und Serge Gnabry. Doch dann wurde es durch Kieler Treffer von Finn Porath und einem Doppelpack von Joker Steven Skrzybski in der Nachspielzeit verdammt wild.

Wilde Spiele sparen «keine Körner»

«Eine Spitzenmannschaft zieht 95 Minuten ihr Ding durch. Wir haben schon gezeigt, dass wir das können und werden das auch wieder zeigen», sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich ohne Verständnis für Schongang. «Wenn es wild wird, spart es auch keine Körner.» Genau das wäre im ersten von sieben Spielen in 28 Tagen mit den Champions-League-Playoffs gegen Celtic Glasgow und dem Meister-Gipfel mit Leverkusen als Höhepunkten sicher hilfreich gewesen.

«Wir freuen uns auf diesen Monat», sagte Trainer Vincent Kompany. Einverstanden war er mit der Gesamtvorstellung gegen den Tabellenvorletzten, wenngleich die Bilanz durch die Schlussphase getrübt wurde. «Am Ende bist du nie völlig zufrieden, wenn es noch einen Momentum-Verlust gibt», sagte der Belgier.

Torhüter Manuel Neuer wurmten die drei Gegentreffer besonders. «Wir haben uns das Spiel, das wir über weite Strecken gut gestaltet haben, etwas kaputt gemacht», sagte der 38-Jährige.

Kane überrascht seine Frau

Kane war da nach seiner Auswechslung schon im wohlverdienten Feierabend. 55 Tore in den ersten 50 Bundesliga-Spielen schaffte noch niemand. «Das ist wirklich eine stolze Bilanz. Aber es geht um die nächste 50 Spiele», sagte der 31-Jährige in bester Münchner «Weiter, weiter, immer weiter»-Manier. 

Mit einer Gedenkmünze wurde Englands Nationalmannschaftskapitän nach dem Kiel-Match von der ARD-«Sportschau» für das Tor des Jahres geehrt. Mit dem artistischen Kunststück, als er den Ball erst mit dem Fuß in die Luft spitzelte und dann locker zum 3:0-Endstand gegen den FC Augsburg im November einköpfte, erstaunte er sogar seine Frau Katie Goodland.

«Es war technisch anspruchsvoll, sicher eines der schönsten Tore in meiner Karriere», sagte der 31-Jährige. «Meine Frau war sehr beeindruckt. Sie meinte, dass sie nicht wusste, dass ich so beweglich bin.»

Gegnerischer Kapitän rühmt ein «Monster»

Lobende Worte gab es nach dem 4:3 selbst vom Gegner. «Harry ist brutal. Er hat ein brutal gutes Gespür für den Raum im 16er, einen brutalen Abschluss. Er ist einfach ein Monster», sagte sein früherer Tottenham-Kollege Lewis Holtby, jetzt Holstein-Kapitän.

Kane sei sehr bodenständig und ein toller Teamspieler. «Er bekommt so viel Shit ab, dass er noch keinen Titel geholt hat. Deswegen hoffe ich einfach, dass er dieses Jahr was holt, damit er allen den Finger auf dem Mund zeigen kann.»

Spannende Tel-Zukunft

Ob Sturm-Juwel Tel (19) dann noch dabei ist? Viel spricht dafür, denn ein angeblich mit rund 60 Millionen Euro Ablöse versüßter Wechsel zu Tottenham Hotspur soll vom Tisch sein. «Die Tendenz ist aktuell, dass er bleibt», sagte Sportchef Freund. 

Bislang haben die Münchner im Winter Torhüter Jonas Ubrig vom 1. FC Köln verpflichtet. Weitere Zugänge erwartet Freund nicht. Egal, was mit dem international heiß begehrten und bis 2029 an Bayern gebundenen Tel ist. «Nein, das ist nicht unser Plan», sagte Freund bei der Frage nach neuen Stars im Winter. 

@ dpa.de