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Nach Berichten ist Tönnies nicht mehr Aufsichtsratsvorsitzender bei Schalke

02.07.2020 - 09:06:18

Der Fleisch-Fabrikant Clemens Tönnies soll seine Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrats beim Gelsenkirchener Fußballverein FC Schalke 04 mit sofortiger Wirkung aufgegeben haben.

MÜNCHEN - Das in einen Bilanzskandal in Milliardenhöhe verstrickte Dax-Unternehmen Wirecard wird wahrscheinlich in einzelne Teile aufgespalten und stückweise verkauft. Michael Jaffé, der vorläufige Insolvenzverwalter, gab in der Nacht zum Mittwoch bekannt, es hätten sich bereits "zahlreiche Interessenten" aus aller Welt gemeldet und ihr Interesse am Erwerb von Geschäftsbereichen bekundet. Nicht lange danach durchsuchten Dutzende Polizisten, Staatsanwälte und Computerexperten fünf Gebäude in Deutschland und Österreich, unter anderem auch bereits zum zweiten Mal binnen eines Monats den Wirecard-Hauptsitz in Aschheim, einem Vorort von München. Sie suchten dort nach Beweisen für vermutlich frei erfundene Scheingeschäfte des Unternehmens in Südostasien und im Mittleren Osten.

Bei den Durchsuchungen ging es nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft hauptsächlich um die unter anderem gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun erhobenen Vorwürfe. Hierbei handele es sich um falsche Angaben in den Wirecard-Bilanzen und um Marktmanipulation. In Österreich wurden zwei Immobilien im Besitz von Braun durchsucht. Der Ex-Vorstandsvorsitzende ist österreichischer Staatsbürger, Jan Marsalek, früher im Vorstand von Wirecard für das Tagesgeschäft verantwortlich, ebenfalls. Die Spur von Marsalek ging, so weit bis heute bekannt ist, auf den Philippinen verloren.

Auch außerhalb strafrechtlicher Untersuchungen mehren sich die Hinweise, dass der Aufsichtsrat von Wirecard bei den ehemaligen Spitzenmanagern Braun und Marsalek zumindest eine Mitschuld an dem Skandal um mutmaßliche Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro sieht. Der Aufsichtsrat hat Braun rückwirkend fristlos gekündigt. Der Vertrag des langjährigen Konzernleiters sei "mit sofortiger Wirkung" außerordentlich gekündigt worden, hieß es. Marsalek war bereits zuvor fristlos entlassen worden. Bei derartigen Vorfällen gelten bei Managern Standards, die mit denen normaler Angestellter vergleichbar sind. Normalerweise gehen solchen fristlosen Kündigungen Vorwürfe des schwerwiegenden Fehlverhaltens voraus. Allerdings sehen sich sowohl der Aufsichtsrat selbst als auch das Unternehmen EY, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die die Bilanzen von Wirecard testierte, Klagen und Klageandrohungen durch aufgebrachte Investoren ausgesetzt.

Im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages blieben derweil auch nach dem Bericht und den Erklärungsversuchen von Felix Hufeld, dem Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), zur Rolle seiner Behörde in dem Skandal viele Fragen ungeklärt. Zumindest beanstandeten dies Vertreter mehrerer Fraktionen der Opposition nach dem nicht öffentlichen Auftritt Hufelds, der zusammen mit seiner Behörde unter Druck steht. Es sei nach zum Beispiel nach wie vor offen, warum die Finanzaufsicht bei Wirecard nicht früher eingeschritten sei. "Es ist sehr viel unbeantwortet geblieben", so Katja Hessel (FDP), die Vorsitzende des Ausschusses. Der "Finanzplatz Deutschland" habe durch den Fall Schaden erlitten. Es müsse letztlich "Konsequenzen in der Aufsicht geben", verlangte die Politikerin aus Nürnberg. Auch Lisa Paus, die Finanzexpertin der Grünen, sagte, nach einer "umfassenden Fehleranalyse" sei ein "Neustart der BaFin" erforderlich. Es sei dabei unklar, ob der "mit Herrn Hufeld an der Spitze" gelingen könne.

Soweit bisher bekannt ist, haben Wirecard-Manager einen großen Teil der angeblichen Umsätze und Gewinne, die das Unternehmen in Südostasien und im Mittleren Osten erwirtschaftet haben will, lediglich erfunden. Zu Beginn der letzten Woche hatte Wirecard eingestanden, dass Guthaben des Unternehmens in einer Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Südostasien mit "überwiegender Warscheinlichkeit" gar nicht existieren.

Das im Münchner Vorort Aschheim beheimatete Unternehmen Wirecard wickelt als Dienstleister für Händler, Banken und Kreditkartenunternehmen deren bargeldlose Zahlungen ab. Eine Tochtergesellschaft, die Wirecard Bank, ist gar im Besitz einer Vollbanklizenz. Eine der zahlreichen offenen Fragen In diesem Milliardenskandal ist daher, warum Wirecard dennoch nicht als Finanzdienstleister eingestuft wurde und dadurch nicht vollständig unter die Aufsicht der Bafin gestellt worden ist.

Aus informierten Kreisen ist hierzu zu hören, dass die Europäische Zentralbank hierbei anscheinend ein Wort mitgesprochen hat. Es heißt, 2018 habe die Bafin auf Antrag von Wirecard geprüft, ob es sich bei dem Unternehmen um einen Finanzdienstleister handele. Eine positive Entscheidung hätte zur Folge gehabt, dass die Bafin voll für die Aufsicht über das Unternehmen zuständig gewesen wäre. Letzten Endes habe die Bafin aber, und zwar unter Mitwirkung der EZB, Anfang 2019 entschieden, Wirecard auch künftig nicht als einen Finanzdienstleister, sondern weiterhin als ein Technologieunternehmen einzustufen.

Mittlerweile hat Wirecard nicht nur viel Geld verloren, sondern auch Ansehen und erste Kunden. Die Allianz Deutschland stellt aufgrund der Affäre den Betrieb ihrer Bezahl-App "Pay&Protect" ein, die mit der Wirecard Bank verbunden ist. Dies teilte der Konzern am Mittwoch auf Anfrage mit. Die Allianz ist somit der erste große Name in der deutschen Finanzbranche, der die Beendigung seiner Zusammenarbeit mit Wirecard bekannt macht.

Zumindest eine beruhigende Nachricht gibt es derweil für die weltweit insgesamt 5.800 Mitarbeiter des Konzerns Wirecard. Wenn irgend möglich, soll der Betrieb des Unternehmens nicht unterbrochen oder gar eingestellt werden. Insolvenzverwalter Jaffé will auch eine Abspaltung von Wirecard-Tochterfirmen unter eigener Regie anscheinend verhindern. Er erklärte, der "Transaktionsprozess" solle vom deutschen Mutterhaus gestaltet werden. Die US-amerikanische Tochtergesellschaft Wirecard North America hatte sich allerdings bereits am Dienstag selbst zum Verkauf angeboten und dabei ihre Unabhängigkeit unterstrichen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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