Immerhin: Es wird bewegte Bilder von der Frauen-WM geben.
14.06.2023 - 14:48:51Notlösung der FIFA im TV-Streit: Frauen-WM nur im Internet. Das verspricht jetzt die FIFA. Doch der vom Fußball-Weltverband ersonnene Plan B dürfte für die meisten Fans mindestens ein Ärgernis sein.
Beim TV-Streit um die Fußball-WM der Frauen ist weiterhin keine Einigung in Sicht - aber zumindest gibt es jetzt eine Notlösung. Plan B des Fußball-Weltverbandes sind Live-Übertragungen im Internet. Es werde «keinen Blackout» geben, versicherte ein FIFA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Der Weltverband hoffe immer noch auf eine Verhandlungslösung mit den Fernsehsendern ARD und ZDF. «Wir sind weiterhin in Gesprächen», sagte der Sprecher. Er betonte zugleich, dass es kein Turnier ohne bewegte Bilder in Deutschland geben werde, und erklärte: «Wir bevorzugen Übertragungen im öffentlichen Fernsehen, aber wir können die Spiele auch bei FIFA+ zeigen.»
Spiele auf FIFA+
Damit bestätigte die FIFA erstmals öffentlich, dass bei einem endgültigen Scheitern der Verhandlungen die WM-Übertragung auf der hauseigenen Internet-Plattform die Alternative zur klassischen Fernsehübertragung ist. Auf FIFA+ werden seit April des vergangenen Jahres Spiele gestreamt. Der Hinweis auf mögliche Internet-Übertragungen kann aber in dem beispiellos öffentlich ausgetragenen TV-Streit auch als Drohung in Richtung der Sender angesehen werden.
Knapp fünf Wochen vor dem Beginn des Turniers in Australien und Neuseeland am 20. Juli scheinen die Fronten zwischen dem Verband sowie ARD und ZDF - trotz der von der FIFA erwähnten Gespräche - extrem verhärtet zu sein. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hatte zuletzt beim Kongress SpoBis gesagt: «In der normalen Welt würde man sich hinsetzen und zu einer Lösung kommen. Dazu müssen aber beide Seiten bereit sein.»
Offiziell wollten das Erste und das Zweite die neuesten FIFA-Äußerungen bislang nicht kommentieren. Aber mit den Verhandlungen betraute Personen hatten zuletzt mehrfach erklärt, dass es keinerlei Fortschritte und keine wirklichen Verhandlungen gebe. Eine interne Frist für den offiziellen Abbruch der Bemühungen um die TV-Rechte gibt es demnach aber noch nicht, trotz des Zeitdrucks.
FIFA-Präsident fordert mehr Geld
Bisher liefen die Übertragungen der großen Turniere hierzulande immer bei ARD und ZDF, die auch bei der Ausschreibung für die WM 2022 das beste Angebot für den deutschen TV-Markt abgegeben hatten, wie Sender-Verantwortliche betonen. Der FIFA war die Offerte aber zu gering. Präsident Gianni Infantino forderte öffentlich mehr Geld, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Gesichert ist nur, dass es um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag geht.
«Da muss eine Einigung stattfinden», sagte DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic. «Es wäre ein sehr harter Nackenschlag, wenn das nicht funktionieren würde.» Die 34 Jahre alte Ex-Nationalspielerin betonte die Bedeutung einer Übertragung im klassischen Fernsehen. «Das wäre sehr, sehr wichtig für den Frauenfußball, für die Gesellschaft, für die gesamte Entwicklung, dieses Turnier zu zeigen, die Sichtbarkeit hochzuhalten.»
Wie die von der FIFA nun ins Spiel gebrachten WM-Übertragungen auf dem hauseigenen Internetportal genau aussehen würden, ist derzeit offen. Technisch ist es auf jeden Fall kein Problem. Auch das Engagement von deutschsprachigen Kommentatoren wäre möglich. Die gewohnten Standards von ARD und ZDF mit Moderation, Interviews und vor allem kritischer Berichterstattung wären bei einer eigenen Übertragung der FIFA allerdings kaum zu erwarten.
Problematisch wäre eine reine FIFA+-Übertragung zudem für Menschen in Gebieten mit schlechten Internet-Anschlüssen. Und für ältere Personen, die kein Internet nutzen oder mit der Bedienung von Streaming nicht vertraut sind. Dass die Einschaltquoten so hoch wie im klassischen Fernsehen wären, gilt als extrem unwahrscheinlich.
Die fehlende Einigung zwischen FIFA und Fernsehsendern ist kein rein deutsches Problem. Auch in anderen Fernseh-Märkten in Europa gibt es kurz vor Turnierbeginn noch immer keine Abschlüsse. Zuletzt hatte Infantino betont, dass er immer noch entschlossen sei, mehr Geld von den Rundfunkanstalten der großen Länder zu bekommen.