Als Kai Havertz vom Lokalrivalen Chelsea nach Nord-London wechselt, sind die Fans des FC Arsenal wenig begeistert.
09.04.2024 - 07:37:49Arsenal und die neue Begeisterung für Kai Havertz. Inzwischen hat sich der Nationalspieler dort zum Publikumsliebling entwickelt.
Nach der gelungenen Generalprobe des FC Arsenal für das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern München an diesem Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) legte Trainer Mikel Arteta seinen Arm um Kai Havertz und zeigte freudestrahlend auf den seit Wochen formstarken deutschen Fußball-Nationalspieler. «Er hat definitiv einen enormen Einfluss auf das Team», sagte Arteta auf der Pressekonferenz nach dem 3:0-Sieg bei Brighton & Hove Albion am Samstag. Auch dank Havertz führen die Londoner jetzt punktgleich mit dem FC Liverpool, aber mit der deutlich besseren Tordifferenz die Premier-League-Tabelle an.
Der 24-Jährige hatte das Tor zum 2:0 erzielt und die Vorlage zum 3:0 gegeben. Von den mitgereisten Fans wurde er im Stadion mit lautstarken Gesängen gefeiert. «Er genießt die Anerkennung der anderen Spieler, der Mitarbeiter im Verein und jetzt auch von unseren Fans, das ist sicher», stellte Arteta anschließend zufrieden fest. Gegen die kriselnden Bayern wird es wieder auf Havertz ankommen. Dass er in der Startelf stehen wird, gilt fast als sicher.
Tuchel: «Havertz ist ein toller Teamspieler»
Der frühere Leverkusener hat in Nord-London eine beeindruckende Entwicklung gemacht. Als er im vergangenen Sommer vom Lokalrivalen FC Chelsea zu Vizemeister Arsenal wechselte, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Havertz hatte Chelsea mit seinem Tor 2021 zum Champions-League-Triumph geschossen. «Kai hat vielleicht das beste Tor meiner Trainerkarriere erzielt», erinnerte sich Bayern-Trainer Thomas Tuchel an die gemeinsame Zeit bei Chelsea. «Er ist ein toller Kerl, er hat einen super Charakter, er ist ein toller Teamspieler. Ich freue mich für ihn, dass er die Wertschätzung bekommt, die er verdient.»
Aber richtig durchgesetzt hatte er sich an der Stamford Bridge nie. Sieben Tore in 35 Spielen der Vorsaison waren nicht das, was sich die Blues erhofft hatten. Zudem ärgerte Arsenal-Fans, dass man dem ungeliebten Ligakonkurrenten aus dem Westen der Stadt mit dem Havertz-Kauf half, denn Chelsea musste damals nach einem beispiellosen Kaufrausch unter den neuen Eigentümern dringend Spieler loswerden, um nicht die Regeln des Financial Fairplay zu verletzen. Obendrein hatten einige frühere Chelsea-Profis bei Arsenal enttäuscht, darunter Jorginho, der nun gegen Brighton die Vorlage zu Havertz' Treffer erzielte.
Havertz zuletzt mit fünf Toren und vier Assists
Arteta allerdings erkannte das Potenzial in dem jungen deutschen Offensivspieler und sieht sich nach einer durchwachsenen Anfangsphase jetzt bestätigt. Seit Havertz aus dem Mittelfeld in die Spitze gewechselt ist, läuft es. «Ich denke, seine Gesamtleistungen waren echt gut», sagte der Coach und zog eine positive Zwischenbilanz. «Und jetzt sind seine Zahlen in Bezug auf Torbeteiligungen wirklich hoch.» Zuletzt schoss Havertz in sieben Ligaspielen fünf Tore und bereitete vier vor. «Er blüht auf, egal ob es die Fans gibt oder nicht», sagte Tuchel, «wir müssen uns um ihn kümmern.»
Als Havertz vor einem Monat das späte Siegtor im Premier-League-Match beim FC Brentford gelang, fasste Mikel Arteta die Entwicklung treffend zusammen. «Wenn mir vor zwei oder drei Monaten einer gesagt hätte, dass das ganze Stadion mit Leidenschaft ein Lied über ihn singt, wäre das schwer zu glauben gewesen. Aber das passiert guten Leuten und außergewöhnlichen Spielern», sagte der spanische Coach. «Die Leute sehen, wie er für die Mannschaft spielt und sich einbringt. Es ist unmöglich, ihn nicht zu lieben.»
Auch Nagelsmann setzt im Angriff auf ihn
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann, der zwischenzeitlich mit Havertz als Linksverteidiger experimentiert hatte, ist beeindruckt und setzt im Angriff auf den 24-Jährigen. «Ich finde, er bringt eine Komponente rein, die wir sonst wenig haben», sagte Nagelsmann vor dem Freundschaftsspiel der DFB-Elf gegen Frankreich vor zwei Wochen im ZDF. «Das ist einfach Tempo in die Tiefe.» Havertz erzielte das zweite Tor zum 2:0 und half so, eine neue Euphorie vor der kommenden Heim-EM zu entfachen. Gut möglich, dass er als englischer Fußballmeister in das Turnier geht. Vielleicht auch als erneuter Champions-League-Sieger?