Shanty, Fahrt

Mit dem Shanty auf große Fahrt

29.08.2013 - 10:09:19

Seemann, lass das Träumen - So sang schon Freddy Quinn in einem seiner berühmtesten Seemannslieder.

  • Akkordeon  - Foto: http://www.kirstein.de/Akkordeon

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Akkordeon  - Foto: http://www.kirstein.de/AkkordeonAkkordeon  - Foto: http://www.kirstein.de/Akkordeon

Doch gerade sie Songs von Wind und Wellen laden den Zuhörer zum Träumen ein. Auf den Klängen des Akkordeons wird man in die weite Ferne getragen und kann für einige Momente im Fernweh schwelgen. Shantys heißen die Seemannslieder voller Romantik und Abenteuer und auch wenn sie auf eine lange Geschichte zurückblicken, begeistern die wildromantischen Klänge mit einem Hauch von Seeluft und Salzwasser auch heute noch Musiker und Publikum gleichermaßen.

Das Shanty hat sich als eigener Musikstil schon früh entwickelt. Ungefähr seit zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann die Blütezeit des gesungenen Seemannsgarns, denn im Jahre 1493 berichtet der Dominikanermönch Felix Fabri aus Ulm erstmals von Seeleuten, die bei der Arbeit sangen. 1549 wurden die Lieder der Matrosen dann auch im so genannten „Complayant of Scotland“, dem frühesten bekannten schottischen Prosawerk, erwähnt. Der Name Shanty ist allerdings erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt. Auch wenn dies nicht ganz gesichert ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Begriff vom französischen „chanter“ (singen) abgeleitet ist und „Gesang“ oder „Lied“ bedeutet. Doch wie hat sich die Musik der Matrosen entwickelt und was macht die Faszination des Shantys aus?


Bildquelle: flickr.com © TORFKÄHNE bremen (CC BY-NC-ND 2.0)
Das Shanty ist auch heute noch sehr beliebt.

Das Shanty als musikalische Stilrichtung
Tatsächlich entstand das Shanty als eine rhythmische Begleitung der oft harten Arbeit auf See, die die Matrosen gleichzeitig koordinieren und motivieren sollte. Beim Shanty beginnt der so genannte Shantyman, meist ein Vorarbeiter, mit einem Solopart, der häufig improvisiert ist, und die Mannschaft antwortet ihm mit einem Kehrreim. Im gemeinsamen Gesang bekam die Arbeit so ganz automatisch einen festen Rhythmus und ging leichter von der Hand. Da Seeleute auf ihren Fahrten in der ganzen Welt herum kamen, kann das Shanty als eine internationale Entwicklung betrachtet werden und mancherorts vermischten sich regionale Klänge und Volkslieder mit dem typischen Gesang der Seeleute. Da das Shanty in seiner Gestaltung an die Art der zu verrichtenden Arbeit angepasst wurde, entwickelten sich verschiedene Stilrichtungen, je nachdem, ob die Matrosen auf einem Fischkutter, einem Walfänger, einem Kriegsschiff oder einer Galeere arbeiteten. Beim Lichten des Ankers stimmte die Mannschaft ein „Capstan-Shanty“ an, zum Hissen der Segel eignete sich ein „Halyard-Shanty“ besonders gut. Der Rhythmus des Gesanges wurde den Arbeitsabläufen angepasst. Das wohl bekannteste und auch heute noch beliebteste Shanty What Shall We Do With The Drunken Sailor, das ursprünglich den Titel Early In The Morning trug, wurde beispielsweise beim Mannschaftswechsel gesungen und ist entsprechend in einem Marschrhythmus gehalten. So entstand eine vielseitige und mitreißende Mischung aus Rhythmik und Erzählung, deren Beliebtheit auch heute noch ungebrochen ist.


Bildquelle: deviantart.com © Melosine (CC BY-NC 3.0)
Shantys erzählen von Abenteuer und Romantik auf hoher See

Im Shanty sind Abenteuer und Mystik zum Greifen nah
Das Shanty schafft Atmosphäre wie kaum ein anderer Musikstil. Wenn das Akkordeon erklingt und ein Shantychor von fernen Ländern und stürmischer See erzählt, hört man beinahe die Wellen rauschen und in der Luft liegt ein Hauch von Seetang und Salzwasser. Jedem Shanty haftet etwas Abenteuerliches und Mystisches an, das in der Musik spürbar wird. Die Seefahrt weckte in den Menschen schon immer gemischte Gefühle. Sie war romantisches Abenteuer und große Gefahr zugleich. Sie gab Männern die Möglichkeit, für sich und ihre Familien ein Auskommen zu finden und entzweite sie doch manchmal für Wochen von den Daheimgebliebenen. Deshalb war das Meer schon immer geliebt und gefürchtet zugleich. Kein Wunder, dass auch der Seemann von der Landbevölkerung seit jeher mit Skepsis betrachtet wurde. Er sah ferne Länder und kam nicht selten mit abenteuerlichen Geschichten voller Aberglauben und zurück, die an Land gerne als Seemannsgarn abgetan wurden und die Kluft zwischen der Landbevölkerung und den Seeleuten immer mehr vertieften. So wurden ihre Lebensweise, ihre Sitten und Gebräuche und damit auch ihre Musik zu einem Mysterium, das auch heute noch einen großen Reiz auf Musiker und Publikum ausübt.


Bildquelle: http://www.kirstein.de/Akkordeon/
Das moderne Shanty ist ohne das Akkordeon kaum vorstellbar

Das moderne Shanty
Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen seiner langen Geschichte hat das Shanty heute Hochkonjunktur. Es gibt weltweit zahlreiche Shantychöre und –bands, die vor allem in küstennahen Regionen zu finden sind und das Liedgut von Wellen und Meer weiter verbreiten und einem großen Publikum präsentieren. An der norddeutschen Waterkant gehört das Shanty zum Volksgut und ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Das wohl bedeutendste und beinahe einzige unverzichtbare Instrument des Shantys ist das Akkordeon, das nicht umsonst im Volksmund auch unter dem Namen „Schifferklavier“ bekannt ist. Zwar mussten die Matrosen im fünfzehnten Jahrhundert bei der Arbeit ohne Instrumente auskommen, doch aus dem modernen Shanty ist das Akkordeon als melodisches Begleitinstrument nicht wegzudenken. Bekannte Chöre wie der „Magellan Shanty Chor“ aus Paderborn tragen das Liedgut der Matrosen in die Moderne und laden das Publikum ein zu einer Reise auf hoher See, bei der das Akkordeon den Wind, die Wellen und die salzige Meeresluft beinahe spürbar macht.

Bildquellen:
Bild 1: flickr.com © TORFKÄHNE bremen (CC BY-NC-ND 2.0)
Bild 2: deviantart.com © Melosine (CC BY-NC 3.0)
Bild 3: http://www.kirstein.de/Akkordeon/

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