Die Polizei in Nordrhein-Westfalen registriert eine wachsende Zahl von Tatverdächtigen unter 21 Jahren.
09.01.2025 - 06:14:53Polizei in NRW registriert mehr jugendliche Tatverdächtige
Im Zehnjahresvergleich zeigt sich allerdings, dass 2014 und 2015 mit über 159.000 Fällen die registrierten Fallzahlen der Polizei in Nordrhein-Westfalen schon einmal höher lagen. Die große Mehrheit der mutmaßlichen Täter sind junge Männer. Rund 32 Prozent der Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte den Funke-Zeitungen: "Die Zahlen sorgen mich. Dass immer mehr junge Menschen auf die schiefe Bahn geraten, müssen wir sehr ernst nehmen." Es sei wichtig, kriminelle Karrieren zu beenden, bevor sie Fahrt aufnehmen. Reul hob hervor: "Mich besorgt, dass die Täter gewaltsamer werden. Wir haben es öfter mit Raub oder Diebstahl zu tun. Auch die Zahl der Täter, die mehrfach straffällig werden, ist gestiegen." Diebstahl ist noch immer das Delikt, das Polizisten am häufigsten feststellen, wenn junge Menschen beteiligt sind. Zugleich geht aus dem Lagebild hervor, dass die Polizei 2023 insgesamt 3.461 Raubdelikte durch Menschen unter 21 Jahren aufklärte - ein Anstieg um 24,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Körperverletzungen fällt demnach auf, dass vor allem die Zahl der sehr jungen Täter in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Laut dem Lagebild klärte die Polizei im Jahr 2021 noch 3026 Fälle von Körperverletzung auf, bei denen die tatverdächtige Person ein Kind war. Im Jahr 2023 waren es bei aufgeklärten Körperverletzungsdelikten schon 5780 tatverdächtige Kinder. Insgesamt über alle Deliktfelder gilt: Das Täterklientel unter 14 Jahren hat bei den registrierten Fällen am stärksten zugelegt (plus 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Polizeistatistiken erfassen nur die Fälle, von denen Beamte auch erfahren. Eine Rolle bei wachsenden Fallzahlen können auch zunehmende Kontrollen durch die Polizei und steigende Anzeigebereitschaft bei der Bevölkerung spielen. Fachleute sehen die mögliche wachsende Gewalt unter jungen Menschen als eine Folge des Lockdowns und der Schulschließungen während der Corona-Pandemie. Zudem weisen Experten darauf hin, dass Fälle von Gewalt in der Gesellschaft sichtbarer würden, etwa dadurch, dass Taten mit Handys gefilmt und ins Internet gestellt würden. Auch wachsende Armut in Familien durch Inflation und Arbeitslosigkeit kann ein Faktor für steigende Kriminalitätszahlen bei Jugendlichen sein. Hinzu kommt: Das Bundeskriminalamt registrierte 2023 auch bei Erwachsenen einen Höchststand bei Gewaltdelikten. Die Sicherheitsbehörden stellen eine wachsende Zahl von Übergriffen etwa gegen Rettungskräfte oder Kommunalpolitiker fest. Reul sagte: "Wenn wir ehrlich sind, ist die gestiegene Jugendkriminalität auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Das ist nicht nur ein Problem der Jugend, sondern ein Weckruf an uns alle. Wir müssen mehr aufeinander achten und zusammenhalten."