Der 9. November an der Polizeiakademie - ein bewegender Tag der Erinnerung
09.11.2024 - 18:30:47Der 9. November an der Polizeiakademie - ein bewegender Tag der Erinnerung. Hann. Münden - Der 9. November ist ein Schicksalstag der deutschen Geschichte: Die Ausrufung der ersten Republik 1918, der Mauerfall 1989 und der Hitlerputsch 1923. Doch vor allem die antisemitischen Ausschreitungen der Reichspogromnacht 1938 prägen dieses Datum. Die Polizeiakademie in Hann. Münden hat mit einer besonderen Veranstaltung daran erinnert.
Den besonderen Akzent setzte der 98-jährige Mediziner Dr. Leon Weintraub aus Schweden mit seinen Lebenserinnerungen. Als junger Mann war er von der Judenverfolgung durch die deutsche Besatzung in Polen betroffen. Er überlebte das Getto in Lodz, das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und mehrere andere Lager und Todesmärsche. Nach dem Krieg studierte er in Göttingen Medizin, ging zurück nach Polen und emigrierte am Ende der 1960er Jahre schließlich nach Schweden.
Zu seinem bewegenden Vortrag vor Studierenden der Polizeiakademie versammelten sich auch zahlreiche Gäste aus dem gesellschaftlichen und politischen Raum, darunter der Präsident des Landespolizeipräsidiums im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, Axel Brockmann sowie der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Prof. Dr. Gerhard Wegner.
In seinem Vortrag warnte Dr. Weintraub vor den Gefahren von Rassismus, Antisemitismus und Hass. Er sprach sich für Versöhnung aus und appellierte besonders an die junge Generation, wachsam gegenüber Diskriminierung zu bleiben und sich aktiv für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. "Das Schlimmste, was man den Ermordeten antun kann, ist das Vergessen", betonte er und forderte alle Anwesenden auf, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die auf Respekt und Menschlichkeit basiert.
Die Veranstaltung wurde von musikalischen Darbietungen des Pianisten Roland Vossebrecker begleitet, die die emotionale Tiefe des Anlasses unterstrichen. Abschließend unterstrich Carsten Rose, Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen, die Bedeutung des Tages: "Das Menschheitsverbrechen der Shoah müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen. Denn auch polizeiliches Handeln hat im Nationalsozialismus dazu beigetragen, die Shoah überhaupt erst zu ermöglichen. Deshalb danken wir Dr. Leon Weintraub, dass er uns aus seinem eigenen Erleben deutlich gemacht hat, welche Folgen es haben kann, wenn eine Gesellschaft Menschen folgt, die den Hass zur Maxime ihres Handelns machen."
Mit dem Besuch von Dr. Leon Weintraub setzt die Polizeiakademie Niedersachsen ein deutliches Zeichen für die aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zur Stärkung der demokratischen Werte in der Polizeiarbeit.
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