Krankenhausflur

Vertreter der Pflegeberufe warnen vor einer Überlastung der Intensivstationen

04.11.2020 - 08:20:49

Betreuung von Corona-Patienten stellt Intensivstationen vor neue Herausforderungen.

Derzeit gibt es auf den Intensivstationen noch keine Engpässe, betont Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) gegenüber der „Rheinischen Post“. Allerdings stellen die Besonderheiten der Pflege von Covid-19-Intensivpatienten die Stationen vor großen Herausforderungen. Bei Schwerstverläufen von Corona müssen wir mit einer sehr langen Verweildauer der Patienten in den Intensivbereichen rechnen. Dies führt im Zusammenhang mit den steigenden Infektionszahlen zu einer deutlichen Erhöhung des Pflegebedarfs, warnt die Vertreterin des größten unabhängigen deutschen Verbands für Pflegeberufe.
Wir haben ein Fachpersonalproblem auf den Intensivstationen. Die Arbeit verlangt eine spezielle Ausbildung und kann nicht vom normalen Pflegepersonal übernommen werden. Die Einarbeitung würde in einer Krisensituation einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Bienstein warnt deshalb vor Denkmodellen wie sie derzeit in den Medien vermittelt wurden und einen Einsatz von Pflegepersonal auf Intensivstationen vorsehen. Eine angemessene Behandlung von Intensivpatienten erfordert Qualifikationen, die in den Krankenpflegeberufen nicht vorhanden sind. Ein Personalmangel kann nicht durch eine einfache Versetzung gelöst werden, sondern nur durch die Mobilisierung von ausgebildetem Intensivpersonal. Der Pflegeverband schlägt zunächst eine Deckung des Bedarfs durch Zeitarbeitsfirmen oder Freiwilligen-Pools vor.
Den Vorschlag des Robert-Koch-Instituts (RKI), Intensivpersonal trotz akuter Corona-Infektion weiter auf den Stationen einzusetzen, lehnt der Berufsverband für Pflegeberufe kategorisch ab. Dies ist aus unserer Sicht, auch wenn die Infektion ohne Symptome verlaufen und Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, unverantwortlich. Für Alten- und Pflegeheime in denen Patienten mit einem Langzeitpflegebedarf untergebracht sind, muss eine funktionierende Testinfrastruktur geschaffen werden. Die Einrichtungen brauchen hier deutlich mehr Unterstützung, betont Bienstein. Wir müssen Situationen verhindern, in denen ganze Einrichtungen von Corona-Ausbrüchen betroffen werden. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung einer angemessenen Pflege. Menschen mit einem erhöhten Bedarf an Pflege dürfen auch in Zeiten von Covid-19 nicht allein gelassen werden, fordert Bienstein in der „Rheinischen Post“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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