Enttäuschung, Stürzen

Tagelang geht es rund um den Olympia-Triathlon nur um die dreckige Seine.

31.07.2024 - 10:12:48

Enttäuschung nach Stürzen: Triathletinnen verpassen Medaille. Den deutschen Sportlerinnen wird dann aber nicht der Fluss, sondern die nasse Straße zum Verhängnis.

Die regennassen Pariser Straßen haben die deutschen Triathletinnen um die Medaillenchancen bei den Olympischen Spielen gebracht. Laura Lindemann und Lisa Tertsch kamen jeweils mit dem Rad zu Fall und konnten deshalb nicht in den Kampf um das Podium eingreifen. Vor allem für die Berliner Mitfavoritin Lindemann war der Unfall in der vorletzten Runde bitter - sie lag bis dahin aussichtsreich in der starken Spitzengruppe. Bundestrainer Thomas Möller hadert noch vor Rennende in der ARD mit der «Situation wie wir sie natürlich gar nicht wollten, wenn du mit zwei Athletinnen vorn drin sitzt und beide stürzen».

Gold ging nach 1500 Metern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und dem finalen 10-Kilometer-Lauf an Cassandre Beaugrand. Die französische Top-Favoritin setzte sich auf dem spektakulären Kurs mitten in der Pariser Innenstadt vor der Schweizerin Julie Derron und Beth Potter aus Großbritannien durch. Die drei deutschen Starterinnen beendeten das Rennen zumindest mannschaftlich geschlossen stark: Lindemann wurde am Ende Achte, Tertsch (Darmstadt) kam auf Rang neun. Die Potsdamerin Nina Eim wurde Zwölfte.

Grünes Licht nach langen Debatten

Vor dem Rennen hatte es tagelange Debatten gegeben, weil die Wasserwerte der Seine nicht passten und deshalb keine Trainings in dem Pariser Fluss möglich waren. Das eigentlich für Dienstag geplante Männer-Rennen wurde abgesagt und um gut 26 Stunden verlegt. Am frühen Mittwochmorgen kam dann die Nachricht von den Veranstaltern, dass die Werte in Ordnung seien und das Doppelevent durchgeführt werden kann.

Für das Internationale Olympische Komitee barg der Wettkampf mit dem umstrittenen Schwimmen in der Seine - die für mehr als eine Milliarde Euro aufwendig gereinigt worden war - Brisanz. Zuletzt wurden Stimmen lauter, wonach der Ringe-Organisation und den Pariser Organisatoren die spektakulären Bilder wichtiger seien als das Wohlergehen der Athletinnen und Athleten. «In unserem Sport haben wir immer mal mit schwierigen Wasserbedingungen zu kämpfen. Wenn sie sagen, es ist okay, dann ist das so», sagte Lindemann dazu in der ARD.

IOC-Boss Bach sieht spannendes Event

Der Rahmen war tatsächlich beeindruckend, unter anderem mit einem Teil der Radstrecke auf den berühmten und von der Tour de France bekannten Champs Élysées. Start und Ziel waren auf der Pont Alexandre III zwischen dem Grand Palais und dem Invalidendom - dort fanden sich auch IOC-Präsident Thomas Bach und Organisationschef Tony Estanguet ein, um nach tagelangem Bangen den sportlichen Entscheidungen beizuwohnen. Pünktlich zum Beginn hörte sogar der Regen auf, der die Nacht über auf Paris niederging.

Die nassen Straßen wurden dann aber vielen Sportlerinnen zum Verhängnis, darunter auch den Deutschen. Sowohl Tertsch als auch Lindemann stürzten mit dem Rad, gerade für Lindemann war der Unfall in der vorletzten Rad-Runde bitter: Die Olympia-Achte von Peking und Medaillenkandidatin war lange Teil einer zehnköpfigen Spitzengruppe - den Rückstand nach dem Sturz war aber nicht mehr aufzuholen. «Das ist ein Moment, in dem du dich fragst, ob die Welt gegen dich ist. Aber die Diskussion bringt nichts», sagte TV-Experte Jan Frodeno, dessen Gold 2008 die bis dato letzte deutschen Triathlon-Medaille bleibt.

@ dpa.de