Daniela Ludwig

Suchthilfe: Versorgung von Suchtkranken in Corona-Krise sicherstellen

30.03.2020 - 17:14:22

Um in der Corona-Krise einen unbegleiteten Entzug zu verhindern fordern Experten die Sicherstellung der Hilfsangebote für Suchtkranke.

In der Corona-Krise sollten unnötige Kontakte vermieden werden – doch wie werden in dieser Situation Menschen mit Suchterkrankung, die auf ihre Substitutionsmedikamente angewiesen sind, angemessen versorgt? Einrichtungen zur Drogen- und Suchthilfe sind zum Teil schon geschlossen worden oder können nur ein sehr eingeschränktes Angebot bieten. Das kann dramatische Folgen für die Betroffenen haben, wenn keine alternativen Lösungen gefunden werden.
Deshalb möchte sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU) dafür einsetzen, die Versorgung Substitutionsmedikamenten sicherzustellen und stabilen Patienten zu ermöglichen, Rezepte über einen längeren Zeitraum als nur wenige Tage bekommen zu können. "Unbegleiteter Entzug muss verhindert werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Süchtige, die nicht mehr betreut werden, wahllos zu Substanzen greifen, die eine akute Lebensgefahr mit sich bringen", sagte die Drogenbeauftragte der Zeitung „Welt" (Dienstagsausgabe).
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) mahnt in einer Stellungnahme vom 30. März 2020 an, dass Schließungen vermieden werden sollten. Stattdessen sollten Versorgungsketten nicht unterbrochen und das Personal unter anderem mit Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln sowie mit technischem Equipment für ein digitales Versorgungsangebot ausgestattet werden. Auch die Finanzierung sollte gesichert sein, damit auch in dieser Zeit eine Versorgung der abhängigkeitskranken Menschen möglich bleibt. Denn gerade Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen litten häufig unter besonders schwerwiegenden chronischen Erkrankungen (HIV, COPD, Hepatitis, etc.), wie es in der Stellungnahme heißt, und gehörten damit zu den Risikogruppen. Sollten niederschwellige Angebote wegfallen, hält die DHS eine Verschärfung der Suchtproblematik in Deutschland mit Folgekosten in Milliardenhöhe.
Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Strafvollzug bei der Deutschen Aidshife sieht bei einer Schließung von Anlaufstellen und damit einhergehendem unbegleiteten Konsum von Suchtmitteln ebenfalls ein großes Problem, wie er gegenüber der „Welt“ sagt: „Die Gefahr, dass Menschen in risikoreiche Situationen kommen, steigt, da schnelle Hilfe dann nicht möglich ist", so Dirk Schäffer,. "Das kann einen Anstieg von Drogennotfällen und Drogentodesfällen zur Folge haben."

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-211446

@ ad-hoc-news.de