Jugendliche, NRW

Sie sind erst 15 und 16 Jahre alt: Drei Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen sollen einen islamistischen Terroranschlag geplant haben.

12.04.2024 - 12:11:42

Drei Jugendliche aus NRW unter Terrorverdacht. Jetzt sitzen sie in U-Haft. Zwei von ihnen sind Mädchen.

  • Das Amtsgericht Düsseldorf hat Haftbefehle gegen drei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren wegen Terrorverdachts erlassen. - Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

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  • NRW-Innenminister Herbert Reul: «Es hat geklappt, Schlimmeres zu verhindern.» - Foto: Roberto Pfeil/dpa

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Das Amtsgericht Düsseldorf hat Haftbefehle gegen drei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren wegen Terrorverdachts erlassen. - Foto: Rolf Vennenbernd/dpaNRW-Innenminister Herbert Reul: «Es hat geklappt, Schlimmeres zu verhindern.» - Foto: Roberto Pfeil/dpa

Drei Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen sollen einen islamistischen Terroranschlag geplant haben. Die Verdächtigen im Alter von 15 und 16 Jahren sitzen wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Düsseldorf habe bereits am Osterwochenende auf Antrag der Zentralstelle Terrorismusverfolgung (ZenTer NRW) Haftbefehle gegen sie erlassen, teilte die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Beschuldigten seien dringend verdächtig, einen islamistisch motivierten Terroranschlag «gemäß den Zielen und der Ideologie des Islamischen Staats (IS)» vorbereitet zu haben. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet.

NRW-Innenminister Reul: «Schlimmeres verhindert»

Die mutmaßlichen Terrorpläne der Jugendlichen konnten laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) «schnell und zielgerichtet durchkreuzt» werden. Von ersten Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden bis zur Festnahme habe es fünf Tage gedauert, sagte Reul am Freitag im Düsseldorfer Innenministerium. «Es hat geklappt, Schlimmeres zu verhindern.»

Ausgangspunkt der Ermittlungen seien mutmaßliche Ausreisepläne einer 16-Jährigen aus Iserlohn gewesen, die sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen wollte. Sie habe in Kontakt gestanden mit einer 15-jährigen Deutsch-Marokkanerin aus Düsseldorf. Über Handy-Auswertungen seien die Ermittler auf diverse Chats mit mehreren Teilnehmern gestoßen - darunter ein 15-Jähriger aus Lippstadt im Kreis Soest sowie ein 16-jähriger Deutscher aus dem baden-württembergischen Ostfildern im Landkreis Esslingen. Der Jugendliche aus Lippstadt scheine die treibende Kraft hinter den Anschlagsplänen gewesen zu sein, sagte Reul unter Vorbehalt.

In den Chats seien Anschlagspläne diskutiert worden. Dort sei es anfangs um Hagen gegangen, später auch um Düsseldorf, Dortmund oder Köln sowie christliche Einrichtungen und Synagogen in Iserlohn.

Reul äußerte sich entsetzt, dass er erneut über radikalisierte Kinder und Jugendliche berichten müsse, die sich dem IS anschließen wollten. Es sei davon auszugehen, dass das Internet bei ihrer Radikalisierung eine Rolle gespielt habe, sagte er. 

In Chatgruppe über Terrorpläne ausgetauscht

Bei den Festgenommenen handelt es sich den Angaben zufolge um eine 15-Jährige aus Düsseldorf, einen 15-jährigen Jugendlichen aus dem Kreis Soest und eine 16-Jährige aus dem Märkischen Kreis. Sie sollen sich laut Ermittlern zu einem Verbrechen – Mord und Totschlag – in Tateinheit mit der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat bereit erklärt haben.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Jugendlichen hätten sich in einer Chatgruppe über ihre Terrorpläne ausgetauscht. Einen konkreten Anschlagsplan mit Zeit und Ort soll es demnach noch nicht gegeben haben. Als Anschlagsstädte seien aber Dortmund, Düsseldorf und Köln diskutiert worden. Man habe über Angriffe mit Messern und Molotowcocktails auf Menschen in Kirchen, oder Polizisten in Polizeiwachen nachgedacht.

Machete und ein Dolch sichergestellt

Es habe Durchsuchungen gegeben. In Düsseldorf seien dabei eine Machete und ein Dolch sichergestellt worden. Hinweise auf den Bau von Brandsätzen seien nicht entdeckt worden. Der Vater der Düsseldorfer Verdächtigen sei bereits früher aufgefallen, weil er Spenden für den IS gesammelt haben soll.

Wie die Ermittler den terrorverdächtigen Jugendlichen auf die Schliche kamen, wollten sie zunächst nicht verraten. Ausländische Geheimdienste hätten diesmal «eher keine Rolle gespielt». In Baden-Württemberg sei ein vierter Verdächtiger ermittelt worden. Das Amtsgericht Esslingen habe gegen ihn Haftbefehl erlassen.

Neue Strategie der Islamisten

Islamistische Influencer richteten sich inzwischen besonders an Jugendliche. Denen sei das grausame Treiben des IS in Syrien und dem Irak bis 2015 wegen ihres Alters vermutlich überhaupt nicht präsent. Bemerkenswert sei, dass es ihnen inzwischen auch gelinge, Mädchen für ihre Terrorabsichten zu gewinnen.

Erst im November waren zwei 15 und 16 Jahre alte Jugendliche unter Terrorverdacht festgenommen worden, die mit dem sogenannten Islamischen Staat sympathisiert und einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt geplant haben sollen. Sie wurden in NRW und Brandenburg in Untersuchungshaft genommen.

@ dpa.de