Krankenhausflur

Patientenschützer verlangen ein einheitliches Öffnungskonzept

30.05.2020 - 16:21:10

Patientenschützer kritisierten die "Freiheitsberaubung" von Bewohnern von Pflegeheimen. Sie forderten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein humanes Konzept für alle stationären Einrichtungen ein.

Eugen Brysch, Geschäftsführer und Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, erklärte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", auch nach der Aufhebung der Besuchsverbote für die 11.200 deutschen Heime habe sich für die dort Betreuten nur wenig geändert. Auch spontane Besuche von Verwandten Angehörigen oder kleine Spaziergänge in der näheren Umgebung der Heime seien nicht machbar.

Die täglichen Begleiter dieser "Freiheitsberaubung" seien Einsamkeit und Isolation. Niemand könne vor der Tatsache die Augen verschließen, dass das Corona-Virus für Heimbewohner sehr gefährlich sei; in den Einrichtungen sterbe immerhin jeder fünfte Infizierte. "Die Einrichtungen zu Hochsicherheitszonen auszubauen", dürfe hierauf aber nicht die Antwort sein", mahnte Brysch. Dies habe nichts mit Lebensfreude, Selbstbestimmung und Menschenwürde zu tun. Stattdessen forderte er die Einführung einer Kontaktdokumentation sowie eine räumliche Trennung von Infizierten, Nichtinfizierten und Personen mit unsicherem Status, deren Testergebnis noch nicht vorliegt. Das habe auch bei Neuaufnahmen zu gelten. Aber alle Bewohner in gleicher Weise in ihren Freiheiten zu beschränken, nannte Brysch "unverhältnismäßig".

Speziell Nordrhein-Westfalen und Hessen kritisierte der Patientenschützer in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" dafür, sich "gegen präventive Reihentests" zu wehren und hierdurch mehr Möglichkeiten für Besuche zu blockieren. Brysch appellierte an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), bei der Altenpflege "kreativ zu werden". Sein Ministerium müsse nun "für einheitliche Standards bei den praktizierbaren Öffnungskonzepten" Sorge tragen. Die Politik habe aber die Heime noch immer nicht wirklich im Blick, klagte Brysch. Die niedergelassenen Ärzte und die Krankenhäuser seien inzwischen mit acht Milliarden Euro vom Bund für ihre Vorbereitung auf eine zweite Corona-Welle versorgt worden. Die 800.000 Pflegeheimbewohner aber hätten bis jetzt "noch nicht mal die erste Welle" hinter sich gebracht, kritisierte der Patientenschützer weiter, hier seien Bedürftige und Altenpflegekräfte "immer noch im Krisenmodus". Die Heime benötigten außer den Öffnungskonzepten daher auch einen finanziellen Rettungsschirm, insbesondere auch, um die Einnahmeausfälle der Einrichtungen durch wegen Corona leere Betten auszugleichen. Die Kosten hierfür müssten, so wie auch bei den Kliniken, ausgeglichen werden, verlangte der Verbandsgeschäftsführer. Der Gesundheitsminister trage auch hier die Verantwortung, "denn über die Finanzierung von Pflegeleistungen entscheidet allein der Bund", hob Brysch hervor.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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