Wüst, Union

NRW-Ministerpräsident Wüst hat im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union verzichtet.

19.09.2024 - 22:10:08

Nicht nur schwarzmalen - Wüst rät Union zu neuem Stil. Für den Wahlkampf hat er dennoch eine Menge Ratschläge für CDU und CSU parat.

Nach der Kür von Friedrich Merz zum Kanzlerkandidaten von CDU und CSU rät NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) der Union zu einem neuen Stil. «Die Union ist eine Regierung im Wartestand. Damit geht eine andere Verantwortung einher», sagte Wüst dem «Spiegel». Die Menschen spürten die Überforderung der Ampel-Regierung jeden Tag. «Man muss ihnen das nicht mehr pausenlos intensiv beschreiben. Es wäre sogar brandgefährlich, ständig nur schwarzzumalen», mahnte Wüst. «Das Gefühl, dass Deutschland kaputt ist, dass mit diesem Land kein Staat mehr zu machen ist, dass alles schlecht ist, davon nähren sich Extremisten. Die leben davon.»

Der CDU-Politiker riet davon ab, «immer draufzuhauen oder das Land schlechtzureden – manchmal vielleicht sogar schlechter, als es ist». Das heiße aber nicht, dass die Union aufhören werde, die Regierung zu kritisieren. Die entscheidende Frage aber sei: »Auf welche Weise kritisieren wir und wie viel Raum nimmt die Zustandsbeschreibung ein?« Man müsse immer benennen, was falsch läuft: «Aber dann sollte man ausführlicher beschreiben, wie wir es besser machen wollen.» 

Wüst zeigte sich überzeugt, dass sich dieses Vorgehen bezahlt macht. «Der Stil, den ich vorschlage, tut nicht nur dem Diskurs gut und entzieht den Extremisten Zulauf. Meine Erfahrung ist auch, dass man dafür sehr viel Zuspruch bekommt. Und sehr gute Wahlergebnisse.» Auf die Frage, ob für die Union 35 Prozent plus x möglich seien, sagte der CDU-Politiker, das sei das, was Demoskopen als möglich beschreiben und auch Merz als Potenzial formuliert habe. 

Vorgehen mit Merz besprochen

Wüst galt als möglicher Kanzlerkandidat der Union. Er erklärte am Montag seinen Verzicht und die Unterstützung für CDU-Chef Merz. Am Dienstag teilten Merz und CSU-Chef Markus Söder in Berlin mit, dass der CDU-Chef der gemeinsame Kanzlerkandidat der Schwesterparteien werden solle. 

NRW-Ministerpräsident Wüst sagte dem Nachrichtenmagazin, sein Vorgehen sei mit Merz besprochen gewesen. «Wir haben uns über Wochen und Monate intensiv abgestimmt. Ihn habe ich auch über meinen Entschluss informiert.» Auch mit Söder habe er sich immer wieder ausgetauscht und im ihm «im Vorfeld meine Gedanken geteilt». 

Wüst mahnte mit Blick auf den Wahlkampf, die Union müsse «eine Volkspartei der Mitte bleiben, die Akzeptanz in breiten Teilen der Bevölkerung hat». Dazu gehöre, auch als Partei der Arbeitnehmer sichtbar zu sein. «Wir müssen das soziale Gewissen im Parteiengefüge der Bundesrepublik sein», mahnte der NRW-Regierungschef. 

Beim großen Streitthema Migration hofft Wüst auf einvernehmliche Lösungen zwischen Union und Koalition als «Allianz der Mitte». «Ich wäre sehr froh, wenn die Parteien der demokratischen Mitte noch vor der Wahl weitreichende Beschlüsse fassen und so handeln, dass das Thema danach abgeräumt ist», sagte Wüst. Wenn CDU und Grüne in Nordrhein-Westfalen es schaffen, sich auf ein umfassendes Paket für Migration und Sicherheit zu einigen, müsse das doch auch zwischen Union und Ampel im Bund möglich sein. «Die Lage ist wirklich kritisch. Wir spüren eine immer größere Sorge der Menschen im Land», sagte Wüst. 

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Wüst rät Union nach Merz-Kür zu neuem Stil Nach der Kür von Friedrich Merz (CDU) zum Kanzlerkandidaten der Union rät NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) seiner Partei zu einem neuen Stil. (Politik, 19.09.2024 - 21:34) weiterlesen...

Merz und Söder laden zu Pressekonferenz ein Nach dem Verzicht von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auf die Kanzlerkandidatur der Union laden der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder nun zu einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin ein. (Wirtschaft, 17.09.2024 - 09:27) weiterlesen...

Wüst aus dem Rennen um Kanzlerkandidatur - Rückenwind für Merz Im Endspurt um die Kanzlerkandidatur der Union hat der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz wichtige Teile seiner Partei hinter sich vereint. (Wirtschaft, 17.09.2024 - 06:00) weiterlesen...

Wüst aus dem Rennen - Rückenwind für Merz. Und es gibt eine Botschaft nach Bayern. NRW-Ministerpräsident Wüst verbindet seine Absage an die Kanzlerkandidatur der Union mit der Unterstützung für Merz. (Politik, 17.09.2024 - 04:00) weiterlesen...

Wüst stellt sich in K-Frage hinter Merz Der NRW-Ministerpräsident lässt in der Frage der Kanzlerkandidatur der Union anderen den Vortritt - und äußert eine klare Präferenz. (Politik, 16.09.2024 - 18:35) weiterlesen...

Wüst will nicht Kanzlerkandidat werden - Wirbt für Merz NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) will nicht Kanzlerkandidat der Union werden und unterstützt eine Kandidatur von CDU-Chef Friedrich Merz. (Politik, 16.09.2024 - 18:19) weiterlesen...