Nachdem Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) am Donnerstag eine geplante zentralen Veranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus an diesem Samstag abgesagt hat, kommt Kritik vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein.
26.01.2024 - 16:53:57Klein kritisiert Verschiebung von Holocaustgedenken in Sachsen-Anhalt
"In Zeiten, in denen seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober die Zahl antisemitischer Übergriffe in Deutschland ein beschämend hohes Niveau erreicht hat, ist dieses Erinnern und Mahnen dringlicher denn je." Auch die Linken-Vorsitzende Janine Wissler kritisierte die Entscheidung. "Zwei Veranstaltungen am gleichen Tag in einer Stadt sicherzustellen, kann man von einer Landesregierung erwarten", sagte Wissler dem Nachrichtenmagazin. "Das Gedenken einfach abzusagen, ist ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Angehörigen der Opfer." Die Landesregierung müsse die Durchführung beider Veranstaltungen gewährleisten und der Bauernverband solle klarstellen, dass niemand, der zur Gedenkveranstaltung will, von den Protesten eingeschränkt oder daran gehindert wird. Hintergrund der Absage der ursprünglich geplanten Gedenkstunde im Landtag sind angemeldete Proteste des Bauernverbands Sachsen-Anhalt für Samstag auf dem Magdeburger Domplatz vorm Parlamentsgebäude. Der Verband teilte am Freitagnachmittag auf Instagram mit, der Protest werde auf Sonntag verschoben. Der Präsident des Landesverbands, Olaf Feuerborn, sitzt für die CDU im Landtag. Der Gedenktag ist als Jahrestag bezogen auf den 27. Januar 1945, an dem die Rote Armee die verbliebenen Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit hat. Im Lagerkomplex Auschwitz wurden während des Nationalsozialismus mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure sechs Millionen Juden. Allein in der "Operation Reinhardt" wurden zwischen 1942 und 1943 rund 1,7 Millionen Juden aus dem sogenannten "Generalgouvernement" durch Massenerschießungen und in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka umgebracht. Verfolgt und ermordet wurden zudem Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Kriegsgefangene, politisch Verfolgte und als "Asoziale" bezeichnete Gruppen, zu denen beispielsweise Obdachlose, Arbeitslose und Prostituierte zählten.