Nach dem Streik der Hausärzte zwischen den Jahren trifft der Gesundheitsminister heute Vertreter zu einem Krisengipfel.
09.01.2024 - 10:42:28Lauterbach: Ende von Honorarobergrenzen wird kommen. Dabei ist die Obergrenze für Honorare nur eins von vielen Themen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Abschaffung von Honorarobergrenzen für Hausärzte angekündigt. «Wir werden die Entbudgetierung machen, um das jetzt mal klar zu machen, bei den Hausärzten», sagte der SPD-Politiker am Morgen im ZDF-«Morgenmagazin» vor einem Krisengipfel mit den Hausärzten.
Hausärzte bekommen derzeit feste Summen für Behandlungen. Bemängelt wird, dass das Geld bereits vor Quartalsende aufgebraucht ist und Ärzte danach quasi unbezahlt weiterarbeiten.
Ärzteverbände hatten für die Zeit zwischen den Jahren dazu aufgerufen, Praxen aus Protest bundesweit geschlossen zu halten. Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte drohte für das neue Jahr mit noch längeren Praxisschließungen, falls es keine Annäherung gebe. Beklagt werden neben den «Budgets» auch Überlastung und zu viel Bürokratie. Heute kommen Vertreterinnen und Vertreter der niedergelassenen Ärzteschaft mit Lauterbach zusammen. Im Mittelpunkt steht ein Paket mit Maßnahmen für Hausarztpraxen, wie es aus Ministeriumskreisen hieß.
Gesetz soll im Januar vorgelegt werden
«Wir werden dafür sorgen, dass viel weniger Menschen in die Praxen kommen müssen, dass entbürokratisiert wird und dass die Praxis auch attraktiver werden wird als Arbeitsort», sagte der Gesundheitsminister. Er kündigte an, das entsprechende Gesetz noch im Januar vorzulegen.
Konkrete Schritte zur Entlastung von Praxen laufen bereits an oder stehen kurz bevor: «Bisher sind die Praxen überfüllt, weil viele Patienten in die Praxis kommen, um ein Rezept verlängern zu lassen oder eine Krankschreibung zu bekommen», sagte Lauterbach. Das gehe bald telefonisch, die E-Rezepte könnten seit Jahresbeginn genutzt werden. «Und die elektronische Patientenakte wird kommen.»
Verband: Verbesserungen für ältere Patienten und Familien nötig
Vor dem Krisentreffen forderte der Sozialverband Deutschland (SoVD) Verbesserungen vor allem für ältere Patienten und Familien. «Der Ärger der Hausärztinnen und Hausärzte ist nachvollziehbar», sagte die SoVD-Vorsitzende Michaela Engelmeier der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Leider gibt es nach wie vor eine Unterversorgung in ländlichen oder strukturschwachen Gebieten und eine Überversorgung in Ballungszentren - das muss ein Ende haben.» Nötig sei eine Ärzte-Planung für eine barrierefreie Versorgung, sagte Engelmeier, «vor allem auch für die Belange von älteren und behinderten Menschen sowie von Familien mit Kindern».
Sinnvoll sei es, wenn die Budgetierung für Hausärztinnen und Hausärzte auf dem Land aufgehoben werde, also bestehende Obergrenzen beim Honorar wegfallen. So könne dem Problem ausgeschöpfter Budgets am Quartalsende begegnet werden, sagte Engelmeier.