Kirchen, Sozialverbände und Politiker warnen vor den Folgen der Isolation
26.04.2020 - 15:13:19Kirchen, Sozialverbände und Politiker haben vor den berohlichen Folgen der Isolation in Pflegeeinrichtungen wegen der Corona-Krise gewarnt.
Margot Käßmann, die frühere Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mahnt etwa in der am Montag erscheinenden Ausgabe der Tageszeitung "Die Welt", Familienangehörige von Heimbewohnern seien sehr besorgt, ihre Eltern oder Großeltern könnten frühzeitig versterben, und zwar nicht an Covid-19-Erkrankung, "sondern an der Isolation, weil die Einsamkeit ihnen den Lebensmut" nehme.
In den allermeisten deutschen Pflegeheimen findet soziales Leben derzeit kaum noch statt. Angehörige erhalten keinen Einlass in die Heime mehr, und vielfach werden auch Seelsorger, Physiotherapeuten oder betreuende Assistenten momentan oft nicht mehr in die Einrichtungen hereingelassen. Nachforschungen der "Welt" haben ergeben, dass dies mitunter auch zu einer mangelnden Versorgung der Bewohner führt. Da das Personal knapp sei und auch die zuständigen Aufsichtsbehörden nur in seltenen Fällen die Häuser betreten könnten, komme es laut Angehörigenverbänden teilweise zu so problematischen Grundrechtsbeschneidungen, wie etwa der Ruhigstellung mit Medikamenten.
Andreas Westerfellhaus (CDU), der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege im Bundesgesundheitsministerium, fordert daher eine Lockerung der Kontakteinschränkungen in den Pflegeheimen. Man habe sich darauf einzurichten, über eine längeren Zeit mit dem Corona-Virus leben zu müssen. Entsprechend müsse auch die Herangehnesweise in den Pflegeeinrichtungen anpasst werden. "Pauschale, restriktive Besuchsverbote können dabei keine Lösung sein", so Westerfellhaus der "Welt". Die Bewohner von Pflegeheimen bedürften zwar eines besonderen Schutzes, aber dies dürfe nicht zu ihrer völligen Isolation führen. Dass einige Bundesländer den entsprechenden "Beschluss... nicht umgesetzt haben und den Einrichtungen keine Spielräume eröffnen", dürfe aus seiner Sicht nicht so bleiben, erklärt der Pflegebevollmächtigte weiter. Er fordere die betreffenden Länder daher dringlich zu Nachbesserungen auf.
Kirchen- und Sozialverbände, wie etwa Diakonie, der VdK und die Paritätische, fordern ebenfalls eine behutsame Lockerung der pauschalen Kontakt- und Besuchsverbote. Ulrich Lilie, der Präsident der Diakonie, sagt, zwar gebe es angesichts der immer noch gravierenden Unterversorgung an Schutzkleidung im Moment keine anderen Lösungen als die geltenden Besuchsverbote, doch müsse dieser Zustand" so schnell wie möglich" beendet werden. Schutz dürfe dauerhaft auf keinen Fall "mit Isolation gleichgesetzt werden". Auch Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbandes VdK,schlägt vor, das strenge "Kontakt- und Besuchsverbot" allmählich wieder aufzuheben. Man dürfe die schwächsten Menschen der Gesellschaft nicht sozial isolieren. Hier würden allmählich "auch Grundrechte verletzt, zum so etwa das Recht auf Ehe und Familie", wenn zum Beispiel Eheleute sich nicht mehr begegnen dürften.
Der Paritätische Gesamtverband schätzt die Situation ähnlich ein. Besuchsverbote sollten, sobald dies unter Gesichtspunkten des Infektionsschutes vertretbar sei, "unter bestimmten hygienischen Bedingungen gelockert werden". Für einige Personengruppen gelte dies in besonderem Maße. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verlangt bundesweit geltende Maßstäbe und Grundkonzepte für die Pflegeeinrichtungen. Das Wichtigste, sagt Eugen Brysch, der Vorsitzende der Stiftung, sei eine jetzt lückenlose Dokumentation. Außerdem fordert er die Einrichtung von drei Bereichein in jedem Heim: einer für eindeutig Gesunde, einer für ebenfalls eindeutig Corona-Infizierte und ein dritter Bereich für jene Bewohner, die möglicherweise infiziert sein könnten. Auch Kordula Schulz-Asche, die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, fordert in der "Welt" "bundesweit möglichst einheitliche Kriterien".
Das Bundesgesundheitsministerium wies darauf hin, das ihm unterstellte Robert-Koch-Institut habe bereits entsprechende"fachliche Hilfestellungen" entwickelt. Dies sieht das Bundesfamilienministerium allerdings anders: "Wir brauchen mehr Klarheit, auch für das Personal in den Pflegeeinrichtungen." Hierfür seien "mehr Tests nötig" und gleichzeitig auch Schutzausrüstung in ausreichender Menge. Die Bundesregierung arbeitete daran, verlautete es aus dem Ministerium.
Aktuell, so haben es Recherchen der "Welt' ergeben, laufen bei bundesweit wenigstens fünf Staatsanwaltschaften Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Pflegeheimen und der Corona-Krise. In Berlin ermittelt außerdem das Landeskriminalamt (LKA), wie ein Sprecher der Behörde gegenüber der "Welt"bestätigte. Ein solches Verfahren wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung dauere gegenwätig an. Republikweit gibt es etwa 14.000 Heime. Das Robert-Koch-Institut teilte mit, dort seien bis jetzt bereits mindestens 1.500 Menschen an einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
In den allermeisten deutschen Pflegeheimen findet soziales Leben derzeit kaum noch statt. Angehörige erhalten keinen Einlass in die Heime mehr, und vielfach werden auch Seelsorger, Physiotherapeuten oder betreuende Assistenten momentan oft nicht mehr in die Einrichtungen hereingelassen. Nachforschungen der "Welt" haben ergeben, dass dies mitunter auch zu einer mangelnden Versorgung der Bewohner führt. Da das Personal knapp sei und auch die zuständigen Aufsichtsbehörden nur in seltenen Fällen die Häuser betreten könnten, komme es laut Angehörigenverbänden teilweise zu so problematischen Grundrechtsbeschneidungen, wie etwa der Ruhigstellung mit Medikamenten.
Andreas Westerfellhaus (CDU), der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege im Bundesgesundheitsministerium, fordert daher eine Lockerung der Kontakteinschränkungen in den Pflegeheimen. Man habe sich darauf einzurichten, über eine längeren Zeit mit dem Corona-Virus leben zu müssen. Entsprechend müsse auch die Herangehnesweise in den Pflegeeinrichtungen anpasst werden. "Pauschale, restriktive Besuchsverbote können dabei keine Lösung sein", so Westerfellhaus der "Welt". Die Bewohner von Pflegeheimen bedürften zwar eines besonderen Schutzes, aber dies dürfe nicht zu ihrer völligen Isolation führen. Dass einige Bundesländer den entsprechenden "Beschluss... nicht umgesetzt haben und den Einrichtungen keine Spielräume eröffnen", dürfe aus seiner Sicht nicht so bleiben, erklärt der Pflegebevollmächtigte weiter. Er fordere die betreffenden Länder daher dringlich zu Nachbesserungen auf.
Kirchen- und Sozialverbände, wie etwa Diakonie, der VdK und die Paritätische, fordern ebenfalls eine behutsame Lockerung der pauschalen Kontakt- und Besuchsverbote. Ulrich Lilie, der Präsident der Diakonie, sagt, zwar gebe es angesichts der immer noch gravierenden Unterversorgung an Schutzkleidung im Moment keine anderen Lösungen als die geltenden Besuchsverbote, doch müsse dieser Zustand" so schnell wie möglich" beendet werden. Schutz dürfe dauerhaft auf keinen Fall "mit Isolation gleichgesetzt werden". Auch Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbandes VdK,schlägt vor, das strenge "Kontakt- und Besuchsverbot" allmählich wieder aufzuheben. Man dürfe die schwächsten Menschen der Gesellschaft nicht sozial isolieren. Hier würden allmählich "auch Grundrechte verletzt, zum so etwa das Recht auf Ehe und Familie", wenn zum Beispiel Eheleute sich nicht mehr begegnen dürften.
Der Paritätische Gesamtverband schätzt die Situation ähnlich ein. Besuchsverbote sollten, sobald dies unter Gesichtspunkten des Infektionsschutes vertretbar sei, "unter bestimmten hygienischen Bedingungen gelockert werden". Für einige Personengruppen gelte dies in besonderem Maße. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verlangt bundesweit geltende Maßstäbe und Grundkonzepte für die Pflegeeinrichtungen. Das Wichtigste, sagt Eugen Brysch, der Vorsitzende der Stiftung, sei eine jetzt lückenlose Dokumentation. Außerdem fordert er die Einrichtung von drei Bereichein in jedem Heim: einer für eindeutig Gesunde, einer für ebenfalls eindeutig Corona-Infizierte und ein dritter Bereich für jene Bewohner, die möglicherweise infiziert sein könnten. Auch Kordula Schulz-Asche, die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, fordert in der "Welt" "bundesweit möglichst einheitliche Kriterien".
Das Bundesgesundheitsministerium wies darauf hin, das ihm unterstellte Robert-Koch-Institut habe bereits entsprechende"fachliche Hilfestellungen" entwickelt. Dies sieht das Bundesfamilienministerium allerdings anders: "Wir brauchen mehr Klarheit, auch für das Personal in den Pflegeeinrichtungen." Hierfür seien "mehr Tests nötig" und gleichzeitig auch Schutzausrüstung in ausreichender Menge. Die Bundesregierung arbeitete daran, verlautete es aus dem Ministerium.
Aktuell, so haben es Recherchen der "Welt' ergeben, laufen bei bundesweit wenigstens fünf Staatsanwaltschaften Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Pflegeheimen und der Corona-Krise. In Berlin ermittelt außerdem das Landeskriminalamt (LKA), wie ein Sprecher der Behörde gegenüber der "Welt"bestätigte. Ein solches Verfahren wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung dauere gegenwätig an. Republikweit gibt es etwa 14.000 Heime. Das Robert-Koch-Institut teilte mit, dort seien bis jetzt bereits mindestens 1.500 Menschen an einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
Redaktion ad-hoc-news.de, RSM