Flüchtlinge

Innenministerium: Zahl der Flüchtlinge in Deutschland geht zurück

05.10.2020 - 12:10:50

Zum ersten Mal seit Beginn dieses Jahrzehnts hat die Zahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge wieder abgenommen.

Die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über eine Stellungnahme des Bundesinnenministeriums auf eine entsprechende Anfrage der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag, aus der dies hervorgeht. Demzufolge registrierten die Behörden Mitte 2020 insgesamt 1,77 Millionen Geflüchtete mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus. Dies waren etwa 62.000 Personen weniger als noch zum Ende des letzten Jahres. Wie das Ministerium mitteilte, haben derzeit 1,31 Millionen dieser Flüchtlinge einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Dies ist ein Rückgang um etwa 50.000 im Laufe des vergangenen Halbjahres.

Etwas mehr als 450.000 der Geflüchteten haben einen sogenannten ungesicherten Status, entweder als Asylsuchende oder Geduldete. Diese Zahl ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um 15.000 geringer geworden. Es ist, wie die Statistiken erkennen lassen, das erste Mal seit Ende 2011, dass die Zahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten wieder abgenommen hat. Damals lebten etwa 400.000 Menschen mit einem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Von da an stiegen die Zahlen von Jahr zu Jahr an. Von 2018 auf 2019 hatte sich die Zahl schließlich um 70.000 auf 1,83 Millionen Personen erhöht. Auf Nachfrage der "Neuen Osnabrücker Zeitung" nach dem Zustandekommen dieser Zahlen erklärte das Bundesinnenministerium, der gegenwärtige Rückgang sei vor allem darauf zurückzuführen, dass der Schutzstatus vieler Personen zurückgenommen oder widerrufen worden oder aber erloschen sei. Auch halte sich ein "erheblicher Anteil" der Betroffenen gar nicht mehr im Bundesgebiet auf, sei also ausgereist, wie eine Sprecherin des Ministeriums weiter mitteilte.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung übte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. "Wir haben Platz, die Zahlen zeigen es. Zugleich sitzen Zehntausende Schutzsuchende unter unwürdigen Bedingungen in den europäischen Erstaufnahmestaaten fest", erklärte die Asyl-Expertin der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Deutschland könne und müsse seine humanitären Aufnahmekapazitäten dazu nutzen, Länder wie Griechenland oder Italien spürbar zu entlasten. "Die extrem engherzigen Aufnahmebeschlüsse der letzten Zeit werden dem in keiner Weise gerecht", stellte Jelpke weiter fest.

Zu der von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor Kurzen im Deutschen Bundestag geäußerten Bemerkung, bezüglich der Zahl neuer Flüchtlinge nähere sich die Bundesrepublik bereits "wieder den Höchstzahlen der Vergangenheit" an, sagte die Politikerin, angesichts der vorgelegten Zahlen des von ihm geleiteten Ministeriums sei "nichts falscher als das". Sie appellierte, Deutschland "als reiches Land in der Mitte Europas" dürfe sich seiner Verantwortung für den Schutz von Flüchtlingen nicht dadurch entziehen, dass es sich "hinter europäischen Stacheldrähten, Hotspotlagern und Zurückweisungspraktiken" der EU-Mitgliedsstaaten an den Außengrenzen der Union verschanze.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-1010413

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