Produktion/Absatz, Politik/Regierungen

In der Debatte um die Zukunft des Stahlherstellers Thyssenkrupp DE0007500001 Steel lehnt die nordrhein-westfälische Landesregierung es ab, einen Posten im Aufsichtsrat einzufordern.

04.09.2024 - 12:26:42

Landesregierung will nicht in Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel

Es würde helfen, wenn dort "Stahlprofis sitzen, die in der Sache die Dinge richtig entscheiden und nicht Politikerinnen und Politiker", sagte Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) in einer "Aktuellen Viertelstunde" des Landtags-Wirtschaftsausschusses. Die Viertelstunde beantragt hatten die Fraktionen von SPD und AfD.

"Jede Vertreterin oder Vertreter aus der Politik wäre einzig den Unternehmensinteressen verpflichtet und dürfte Eigen- oder Fremdinteressen nicht in Entscheidungen miteinfließen lassen", so Neubaur. Würde ein Vertreter der Landesregierung im Aufsichtsrat sitzen und Informationen erhalten, dürfte er diese nicht weitergeben und einsetzen, sagte sie weiter.

Neue Aufsichtsratsvorsitzende bereits benannt

Vergangene Woche hatten vier Mitglieder des Steel-Aufsichtsrats ihren Rücktritt angekündigt und dies mit einem Vertrauensverlust zwischen AG-Vorstand und ihnen begründet. Hintergrund ist ein Streit um die Neuausrichtung der Sparte, die verselbstständigt werden soll. Für den Vorsitz des Aufsichtsgremiums hat die Konzernmutter Thyssenkrupp bereits eine Nachfolgerin benannt. Wer den zweiten Sitz auf Seiten der Anteilseigner einnehmen soll, wurde noch nicht bekannt.

Neubaur wandte sich damit gegen entsprechende Forderungen etwa der NRW-SPD und der IG Metall. Begründet wurde dies mit den zugesagten Fördermitteln in Milliardenhöhe. Der Stahlhersteller soll insgesamt 700 Millionen Euro vom Land NRW und weitere 1,3 Milliarden vom Bund für den Bau einer neuen Anlage erhalten, mit der Stahl deutlich klimaschonender als bisher hergestellt werden kann. Die Landesregierung habe versäumt, sich im Zuge der Förderzusage stärkeren Einfluss auf die Entscheidungen des Managements zum Beispiel in Form eines Aufsichtsratssitzes zu sichern, hatte die SPD zuletzt erklärt.

Ministerin: Land NRW will Transformation des Stahlstandorts NRW

Neubaur versicherte, in der sitzungsfreien Zeit zahlreiche Gespräche mit der AG, mit der Stahlsparte und mit Betriebsräten geführt zu haben. In allen Gesprächen habe sie klargemacht, "dass diese Landesregierung im engen Schulterschluss mit der gesamten Bundesregierung die Transformation des Stahlstandorts Nordrhein-Westfalen in Deutschland als das Ergebnis einer zukunftsfähigen Stahlsparte bei ThyssenKrupp sehen will". Wenn das vom Steel-Aufsichtsrat beschlossene Gutachten zur künftigen Finanzierung vorliege, sollten "alle Beteiligten an einem Tisch im Interesse des Stahlstandorts Nordrhein-Westfalen sachlich die Zukunft so entwickeln, dass klar ist, dass hier weiter Stahl produziert wird."

Dietmar Brockes von der FDP bemängelte, dass Ministerpräsident Hendrik Wüst bislang keinen "NRW-Stahlgipfel" einberufen habe, bei dem alle Beteiligten hinter verschlossenen Türen gemeinsam nach Lösungen suchten. Auch sei es in der Vergangenheit üblich gewesen, dass die Ministerpräsidentin oder der Ministerpräsident im Kuratorium der Krupp-Stiftung, der größten Thyssenkrupp-Anteilseignerin, vertreten gewesen seien. "Das hat der Ministerpräsident bisher ausgeschlagen und hat seinen Vorgänger hier im Amt gelassen."

Korte: Thyssenkrupp-Chef López will in Ausschuss kommen

Die SPD-Fraktion forderte, Thyssenkrupp-Chef Miguel López in den Wirtschaftsausschuss zu zitieren: "Unsere Meinung ist weiterhin, dass Herr López hier öffentlich in eine Ausschusssitzung zu kommen hat", sagte Alexander Vogt (SPD). Dazu erklärte der Ausschussvorsitzende Robin Korte (Grüne), dass er dazu eine mündliche Ankündigung von López bekommen habe. Demnach stehe er für einen Termin im Ausschuss zur Verfügung, sobald der Plan für den Stahl vorliege.

Christian Loose von der AfD kritisierte eine aus seiner Sicht fehlende Wettbewerbsfähigkeit von "grünem" Stahl. Er forderte die Ministerin auf, "politische Rahmenbedingungen für eine ohne Subvention wettbewerbsfähige Stahlproduktion zu setzen".

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Mindestens zehn Tote und riesige Schäden in Los Angeles (mehr Details)LOS ANGELES - Mindestens 10 Tote, rund 10.000 zerstörte oder beschädigte Gebäude und milliardenschwere Sachschäden: Die Brände in und um die US-Westküsten-Metropole Los Angeles sind laut Präsident Joe Biden die verheerendsten in der Geschichte Kaliforniens.Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen, denn drei der Feuer konnten laut der Brandschutzbehörde Cal Fire bislang nur minimal oder gar nicht eingedämmt werden. (Politik, 10.01.2025 - 11:52) weiterlesen...

RWE gibt Gericht Zusage: Bis Ende Januar keine Rodung Im juristischen Streit um den Betriebsplan und mögliche Rodungen im Braunkohlerevier Hambach hat die RWE DE0007037129 Power AG als Betreiberin gegenüber dem nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht in Münster eine sogenannte Stillhaltezusage bis zum 31. (Politik, 10.01.2025 - 11:24) weiterlesen...

Europaabgeordnete warnen vor Einfluss von Algorithmen bei X und Meta Die Grünen-Fraktion im Europaparlament wirft den Tech-Konzernen X und Meta vor, unter anderem durch technische Tricks die öffentliche Meinung zu manipulieren und damit die Demokratie zu gefährden. (Politik, 09.01.2025 - 17:30) weiterlesen...

Prüfer sehen Mängel bei Preisregeln von Kartenzahlungen in EU Verbraucher in der EU könnten einem Bericht des Europäischen Rechnungshofes zufolge unter in der Staatengemeinschaft geltenden Regeln zur Festlegung von Preisen bei digitalen Zahlungen leiden. (Wirtschaft, 09.01.2025 - 17:21) weiterlesen...

'HB': Motorenhersteller Deutz interessiert sich für Thyssenkrupps Marinewerft Der Motorenhersteller Deutz DE0006305006 interessiert sich einem Pressebericht zufolge für die Übernahme der Werftentochter von Thyssenkrupp DE0007500001. (Politik, 09.01.2025 - 12:39) weiterlesen...

Breite Zustimmung zu E-Patientenakten Die künftigen elektronischen Patientenakten (ePA) für alle Versicherten starten laut einer Umfrage mit einer breiten grundsätzlichen Zustimmung. (Politik, 09.01.2025 - 06:00) weiterlesen...