Eine Boje im Meer

Gasim: Vermehrt Abfahrten aus Libyen bei in der Nähe befindlichen NGO-Schiffen

08.07.2020 - 12:54:23

Das Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrum Illegale Migration (Gasim) berichtet über Zusammenhänge privater Seenotrettung bei Überfahrten aus Libyen.

Befindet sich ein NGO-Schiff in der Nähe, waren deutlich mehr Abfahrten aus Libyen erkennbar. Diese Erkenntnis wurde durch Flüchtlinge und Migranten den Behörden mitgeteilt. Dabei nutzen die Schleuser die Tracking-Funktion unterschiedlicher Internetseiten und Apps und lokalisierten auf diese Weise in der Nähe befindliche Schiffe. Im Einzelfall „nahmen (die Schleuser) mittels Satellitentelefon (…) Kontakt zu diesen auf“, berichtet die „Welt“ in der Mittwochsausgabe.
Nach diesem Bericht sei „in den kommenden Sommermonaten erfahrungsgemäß mit einem Anstieg der Abfahrten zu rechnen“. Allerdings ist das zu erwartende Ausmaß von der Intensität der Kampfhandlungen in Libyen und den Auswirkungen der Coronaepidemie abhängig. Aber auch die Intensität der Maßnahmen staatlicher und privater Seenotrettung, sowie die Kapazitäten der Schleuser vor Ort wirken sich auf die Überfahrten aus. Nach dem Bericht war die Zahl der in Italien und Malta identifizierten illegalen Einreisen aus Libyen im Januar und Februar 2019 stark gestiegen. Dabei fiel auf, dass mehr als zwei Drittel der geretteten Menschen dabei von NGO-Schiffen in die beiden Länder gebracht wurden. Die Zahl derjenigen, die laut Bericht eine erfolgreiche Überfahrt ohne Anwesenheit eines NGO-Schiffes erreichten, lag Ende April/Anfang Mai bei ca. 800 Migranten. Diese landeten in erster Linie auf der italienischen Insel Lampedusa oder wurden in maltesischen Hoheitsgewässern durch Ausflugs- und Handelsschiffe aufgenommen. Im Gasim werden Informationen zur illegalen Migration zusammengetragen. Dabei unterstützen die Polizeibehörden, Geheimdienste und das Auswärtige Amt. Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) versuchte am Dienstag seine EU-Kollegen zur Aufnahme weiterer Migranten zu bewegen. Allerdings zeigte sich das Vorhaben als besonders schwierig, denn im Anschluss konnten keine weiteren Zusagen verkündet werden. Tatsächlich ist die Zahl derjenigen, die aktuell über das Mittelmeer versuchen in die EU einzureisen gegenüber den Vorjahren vergleichsweise gering. So hat Deutschland nach Angabe des Bundesinnenministeriums gegenüber der „Welt“ seit 2018 erst für 1.206 Personen die Aufnahme zugesagt, Die tatsächliche Zahl der im Anschluss überstellten Personen lag sogar noch deutlich unter dieser Zahl und bewegte sich bei 502 Menschen. Über die gesamte EU wurden bisher nur 1899 Migranten aus Italien und Malta durch die vereinbarte Sonderaufnahme verteilt. Dies berichtete die EU-Kommission der „Welt“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-1005145

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