Stimulanzmittel, Bob-Anschieber

Eine Wettkampfkontrolle bei Bob-Anschieber Simon Wulff hat zu einem auffälligen Testergebnis geführt.

10.01.2025 - 14:00:03

Stimulanzmittel bei Bob-Anschieber Wulff nachgewiesen. Die nachgewiesene Stimulanz kommt in Nahrungsergänzungsmitteln vor und ist im Training erlaubt.

In der auffälligen Dopingprobe von Bob-Anschieber Simon Wulff ist ein bei Wettkämpfen verbotenes Stimulanzmittel festgestellt worden. Dies hat die internationale Testagentur ITA mitgeteilt. Nachdem der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD) Wulff vorsorglich freigestellt hat, ist offen, ob dem Anschieber von Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich nun weiterreichende Konsequenzen drohen.

Bei Wulff sei die Substanz Methylhexanamin in einer Probe gefunden worden, teilte die ITA mit. Die Substanz ist in sogenannten Schlank­machern und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und zählt mittlerweile zu den am häufigsten gefundenen Stimulanzien in Dopingproben.

Gemäß dem Welt-Anti-Doping-Code und den Anti-Doping-Regeln des Bobweltverbandes IBSF wurde keine vorläufige Sperre gegen den Athleten verhängt, der während des laufenden Verfahrens weiterhin an Wettkämpfen teilnehmen darf. Mit der Freistellung von Wulff will der BSD mögliche Sanktionen gegen das Team im Nachhinein ausschließen. Friedrich wird deshalb den Zweierbob-Weltcup in St. Moritz an diesem Wochenende mit Alexander Schüller bestreiten.

Öffnung der B-Probe soll beantragt werden 

Der deutsche Verband weiß erst seit Kurzem von der auffälligen Probe. «Darüber sind wir erst am Mittwoch von der internationalen Agentur ITA informiert worden. Der auffällige Test stammt vom 7. Dezember in Altenberg», sagte der Vorstandsvorsitzende und Generalsekretär des Bob- und Schlittensportverbandes für Deutschland (BSD), Thomas Schwab, auf dpa-Anfrage.

Nach Aussage von Schwab wird der 24 Jahre alte frühere Leichtathlet die Öffnung der B-Probe beantragen, zudem bekommt er anwaltlichen Beistand. «Wir unterstützen den Sportler und das Team mit allen Mitteln, solange es kein Urteil gibt. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung», betonte Schwab.

Die bei Wulff nachgewiesene Substanz ist im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten. Stimulanzien wie Methylhexanamin tragen zur kurzfristigen Steigerung der körperlichen oder psychischen Leistungsfähigkeit bei, sie können in Nahrungsergänzungsmitteln aber auch Tee vorkommen. 

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) warnt bereits seit 2010 auf ihrer Webseite vor der Substanz. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi war die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle positiv auf das Mittel getestet und für zwei Jahre gesperrt worden, der Internationale Sportgerichtshof Cas verkürzte die Sperre später auf sechs Monate. Sachenbacher-Stehle hatte den positiven Test mit der Einnahme eines verunreinigten Teepulvers erklärt.

Strafmaß ist offen

Das Ergebnismanagement liegt in diesem Fall bei der internationalen Agentur ITA, nicht bei der deutschen Anti-Doping-Agentur Nada. Eva Bunthoff, Vorstandsmitglied und Leiterin des Ressorts Doping-Kontroll-System der Nada, sagte der dpa, ein Strafmaß könne erst nach einem Verfahren festgelegt werden. «In so einem Fall ist alles möglich, von einem Freispruch bis zu vier Jahren Sperre», sagte Bunthoff. 

«Wenn die Analyse der B-Probe angefordert wird und das Ergebnis der A-Probe bestätigt, wird der Fall als bestätigter Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen betrachtet. Wird die Analyse der B-Probe nicht angefordert, wird der Fall ebenfalls als bestätigter Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen gewertet. Der Athlet erhält die Möglichkeit, seine Erklärungen für das Ergebnis vorzulegen», erläuterte die ITA.

Bereits zwei Siege im Weltcup

Ex-Sprinter Wulff, der die 100 Meter im vorigen August in Dresden in 10,06 Sekunden gelaufen war, hatte sich erst vor der laufenden Saison dem Team des viermaligen Olympiasiegers Friedrich angeschlossen. Der Dresdner hatte sich die Olympia-Teilnahme 2026 zum Ziel gesetzt. In dieser Saison feierte Wulff Weltcup-Siege im Zweierbob in Altenberg und Sigulda (Lettland) sowie einen zweiten Platz im Viererbob in Winterberg am vergangenen Wochenende. Er sollte an diesem Wochenende in St. Moritz mit Friedrich im Zweierbob antreten. Was bei einer Verurteilung mit den Ergebnissen von Friedrich passiert, ist noch unklar. Bislang hat die ITA Wulff nicht offiziell suspendiert.

@ dpa.de