ROUNDUP, Verdachtsfall

Ein weiterer Verdachtsfall der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg verschärft die Sorge vor einem größeren Ausbruch der Krankheit.

16.01.2025 - 15:52:21

Weiterer Verdachtsfall der Maul- und Klauenseuche

Die betroffenen Tiere seien bereits getötet worden, sagte der Sprecher des Landkreises Barnim. Angaben zum Standort des betroffenen Tierbestandes und zu den Tieren machte er nicht.

Der neue Verdachtsfall ist dem Sprecher des Landkreises seit Mittwoch bekannt. Die Körper der Tiere seien auf Symptome untersucht worden. Proben der getöteten Tiere würden aktuell am Friedrich-Loeffler-Institut geprüft. Man warte auf das Ergebnis.

Bundesagrarminister Cem Özdemir betonte - noch vor Bekanntwerden des neuen Verdachtsfalls -, das Eindämmen der Tierseuche habe weiter Priorität. Er hoffe, dass es nicht noch weitere Fälle gebe. "Dann kommen wir mit zwei blauen Augen davon", sagte der Grünen-Politiker vor Beginn Grünen Woche in Berlin.

"Es hat jetzt bereits härteste wirtschaftliche Konsequenzen." Neben den betroffenen Betrieben spüre die exportorientierte Wirtschaft die Folgen massiv, weil sich Märkte außerhalb der EU schließen. Özdemir machte deutlich, dass Unternehmen nicht allein gelassen werden sollen. "Kein Hof sollte aufgeben müssen wegen der Maul- und Klauenseuche."

Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) zufolge werden mögliche Hilfen für betroffene Landwirte geprüft. Auf EU- und Bundesebene werde die Notwendigkeit einer Unterstützung für Landwirte untersucht, "die indirekt davon betroffen" sind, sagte Mittelstädt.

Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte zuletzt angekündigt, die Grüne Woche auch dazu nutzen zu wollen, mit politisch Verantwortlichen über einen möglichen Krisenfonds oder Ähnliches für betroffene Betriebe zu reden. Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff forderte schnellen und unbürokratischen Schadenersatz für die Landwirte in den Restriktionszonen.

Erster MKS-Fall in Deutschland seit über 35 Jahren

Vergangene Woche war es erstmals seit mehr als 35 Jahren in Deutschland zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) gekommen. Die für Tiere hoch ansteckende Viruserkrankung wurde bei einer Wasserbüffel-Herde in Hönow im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland entdeckt.

Zahlreiche Tiere wurden seither gekeult. Auch auf einem Betrieb in Schöneiche (Landkreis Oder-Spree) wurden Ziegen und Schafe sowie Rinder vorsorglich getötet, wie eine Sprecherin des Landkreises am Montag sagte. Hintergrund war, dass der Hof Heu vom betroffenen Büffel-Betrieb bezogen hatte.

Später stellte sich heraus, dass sich die Krankheit nicht auf die Tiere übertragen hatte. Die Amtstierärztin habe informiert, dass alle Tests negativ gewesen seien und der Hof von der Seuche nicht betroffen sei, sagte der Betreiber des Ziegenhofes.

Nach dem Nachweis der Krankheit bei dem Wasserbüffel gab es keine weiteren bestätigten Fälle. Das Bundesland Brandenburg hat ein Tiertransportverbot erlassen und Sperrzonen rund um den Fundort eingerichtet. Die Viruserkrankung MKS ist für Klauentiere wie Rinder, Ziegen, Schweine, Schafe oder auch Alpakas hochansteckend. Auch viele Zoo- und Wildtiere können daran erkranken.

Werden Butter und Milch jetzt billiger?

Branchenexperten können sich vorstellen, dass einige Produkte im Supermarkt wie Butter und Milch wegen der Seuche für Verbraucher etwas günstiger werden könnten, allerdings erst mit ein paar Wochen Verzögerung. "Aktuell können weder Fleisch noch Milch und Milcherzeugnisse in Drittstaaten außerhalb der EU geliefert werden. Weil nicht die komplette Ware wie vorher abverkauft werden kann, kommt es zu einem Überangebot", sagt der Agrarmarktexperte des Thünen-Instituts, Josef Efken. Dadurch würden bei Landwirten die Preise für Milch und Schlachtschweine sinken. Sollte es in Deutschland zu weiteren Fällen kommen und sich die Seuche weiter ausbreitet, seien stärkere Erzeugerpreisrückgänge zu erwarten.

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels äußerte sich zu möglichen Folgen für Kunden zurückhaltend. "Aktuell ist es viel zu früh, über die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche auf die Preise für tierische Erzeugnisse zu spekulieren", sagte Geschäftsführer Philipp Hennerkes. Der Milchindustrie-Verband erklärte, in der momentanen Situation sei es schwierig, verlässliche Vorhersagen zu treffen.

@ dpa.de