Italien, Spätes

Dieser Auftritt war eines Titelverteidigers nicht würdig.

24.06.2024 - 23:19:50

Italien weiter: Spätes Tor zerstört Modric' historischen Tag. Italien erkämpft sich ein Last-Minute-Remis gegen Kroatien und steht in der K.o.-Phase. Die Kroaten um Modric haben kaum noch Chancen.

  • taliens Spieler jubeln über den Treffer zum 1:1. - Foto: Robert Michael/dpa

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  • Italiens Giovanni Di Lorenzo (l) im Zweikampf mit dem Kroaten Josko Gvardiol. - Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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  • Kroatiens Luka Modric (M) und seine Teamkollegen schauen vom Spielfeldrand zu. - Foto: Robert Michael/dpa

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  • Die Italiener (blaue Trikots) sicherten sich durch ein spätes Remis gegen Kroatien das Achtelfinal-Ticket. - Foto: Jan Woitas/dpa

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  • Italiens Torhüter Gianluigi Donnarumma (hinten) hält einen Elfmeter von Luka Modric. - Foto: Robert Michael/dpa

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  • Kurz nach seinem verschossenen Strafstoß traf Kroatiens Kapitän Modric (l) doch noch zur Führung. - Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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taliens Spieler jubeln über den Treffer zum 1:1. - Foto: Robert Michael/dpaItaliens Giovanni Di Lorenzo (l) im Zweikampf mit dem Kroaten Josko Gvardiol. - Foto: Hendrik Schmidt/dpaKroatiens Luka Modric (M) und seine Teamkollegen schauen vom Spielfeldrand zu. - Foto: Robert Michael/dpaDie Italiener (blaue Trikots) sicherten sich durch ein spätes Remis gegen Kroatien das Achtelfinal-Ticket. - Foto: Jan Woitas/dpaItaliens Torhüter Gianluigi Donnarumma (hinten) hält einen Elfmeter von Luka Modric. - Foto: Robert Michael/dpaKurz nach seinem verschossenen Strafstoß traf Kroatiens Kapitän Modric (l) doch noch zur Führung. - Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Völlig niedergeschlagen saß Luka Modric auf der Ersatzbank und vergrub sein Gesicht in einem italienischen Trikot. Weil der Titelverteidiger Italien in der achten Minute der Nachspielzeit noch zum glücklichen 1:1 (0:0) in diesem entscheidenden Spiel der Gruppe B traf, qualifizierte sich die Squadra Azzurra noch direkt für das Achtelfinale.

Dem WM-Dritten Kroatien und seinem Superstar von Real Madrid droht dagegen bei dieser Fußball-Europameisterschaft das Vorrunden-Aus. Mit nur zwei Punkten hat das Team nur äußerst geringe Chancen, als einer der vier besten Gruppendritten noch weiterzukommen.

Modric wurde zwar in der 55. Minute zum ältesten Torschützen der EM-Geschichte, als er nur 31 Sekunden, nachdem er mit einem Handelfmeter an Italiens Kapitän Gianluigi Donnarumma gescheitert war, im Fallen zum 1:0 getroffen hatte. Doch der späte Ausgleich von Mattia Zaccagni (90.+8) verdarb ihm diesen historischen Tag. Mit Tränen in den Augen bedankte er sich nach dem Spiel bei den Fans. Es wirkte wie sein trauriger Abschied von der großen Fußball-Turnierbühne mit der Nationalmannschaft in seinem 178. Länderspiel.

Italiens Trainer Luciano Spaletti dagegen sagte: «Man glaubt es bis zur letzten Sekunde. Und egal ob du gut oder schlecht spielst - es kann immer einen Moment geben, der alles entscheidet. Es sind Sachen passiert, die total unlogisch waren, die man nicht nachvollziehen kann.»

Pfiffe für die Italiener

Schon knapp eine Stunde vor dem Anpfiff bekamen die Italiener einen Eindruck, was sie erwarten würde. Mit gellenden Pfiffen von Zehntausenden kroatischen Fans wurden sie allein beim Aufwärmen auf den Rasen empfangen. «Es gibt Spiele, die darüber entscheiden, ob man eine großartige oder eine kleine Geschichte schreiben kann», hatte Trainer Luciano Spalletti tags zuvor schon betont.

Doch war es nicht seine Mannschaft, in der für viele überraschend die zuletzt enttäuschenden Jorginho und Giovanni di Lorenzo wieder von Beginn an spielten, sondern die kroatische, die mit Willen und Entschlossenheit ihre EM-Story fortschreiben wollte. Präsent, kompromisslos, zielstrebig agierte die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic.

Erste große Chance für die Kroaten

Die Italiener rückten mit jeder Minute weiter in die eigene Hälfte, auch das hatte Spalletti vorher schon angedeutet: ein vielleicht etwas weniger attraktives Spiel. Für die ersten Stimmungsmomente sorgten die Kroaten.

Und für was für einen: Der neu in die Startelf gerückte Luka Sucic zog aus rund 20 Metern ab, in Manuel-Neuer-Manier streckte sich Italiens Gianluigi Donnarumma und fischte den Ball aus dem Winkel. Nicht mal fünf Minuten waren da gespielt.

Die kroatischen Fans drehten noch mehr auf. Als Modric um einen fast ausweglosen Ball kämpfte, schallten Luka, Luka-Rufe durch das Stadion, das fest in rot-weißer Hand war. Und die Spieler auf dem Rasen waren im Vergleich zu dem 0:3 gegen Gruppensieger Spanien und dem 2:2 gegen Albanien kaum wiederzuerkennen.

Mehr und bessere Chancen für die Defensiv-Italiener

Angetrieben auch von Linksverteidiger Josko Gvardiol an seiner ehemaligen Wirkungsstätte als Ex-Leipziger, setzten die Kroaten die Squadra Azzurra unter Druck. Allerdings fehlten Präzision und Ideen, um direkt vor dem Tor von Donnarumma für weitere gefährlich Momente zu sorgen.

Solange kein Gegentor fiel, dürfte das Spallettis Plan gewesen sein. Schön war es nicht, aber es wäre sogar richtig effektiv gewesen, wenn der neu in die Sturmspitze beorderte Mateo Retegui seinen beiden Chancen (21./26.) genutzt oder Kroatiens Keeper Dominik Livakovic gegen Alessandro Bastoni (27.) sowie Lorenzo Pellegrini (36.) nicht pariert hätte.

Modric trifft und das Stadion bebt

Und dann wurde die mutlose Vorstellung der Italiener bestraft. Davide Frattesi, in der Pause für Pellegrini eingewechselt, bekam den Ball an den Arm: Elfmeterpfiff nach Videostudium. Vor der Kurve der Kroaten nahm Modric Anlauf - und scheiterte an Donnarumma. Eine halbe Minute später war der Ball dann trotzdem im Tor. Und es war Fehlschütze Modric, der ihn nach einem starken Abwehrversuch von Italiens Star-Keeper per Abstauber ins Netz beförderte.

Das Stadion bebte, Bierbecher flogen, alle kroatischen Spieler rannten zu Modric, der mit 38 Jahre und 289 Tagen traf. Keiner war jemals älter. Italien versuchte es nun, doch auch die späten Bemühungen nach der langen Passiv-Phase waren zu wenig. Modric wurde zehn Minuten vor dem Ende ausgewechselt und erhielt großen Applaus und verfolgte die dramatischen Schlussminuten im Stehen. Und dann musste er mitansehen, wie Zaccagni bei einem Konter in der Nachspielzeit den Ball ins Tor schlenzte.

@ dpa.de