Die Mehrheit der deutschen Bischöfe will künftig permanent Laien - einfache Gläubige - an Entscheidungen beteiligen.
28.09.2023 - 16:49:32Bischöfe wollen Finanz-Blockade von Konservativen umgehen. Vier Konservative hatten die Gelder für diesen Synodalen Ausschuss blockiert.
Eine große Mehrheit der katholischen Bistümer will die Zusammenarbeit mit den Laien in einem neuen Entscheidungsgremium auf Dauer sichern und dafür Mittel bereitstellen.
Mehrere Bistümer berieten derzeit über die Gründung eines eigenen Rechtsträgers, der die notwendigen Gelder «einsammeln, verwalten und im Sinne des Auftrages auch verausgaben» werde, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Wiesbaden.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und andere konservative Bischöfe blockieren die Finanzierung des Synodalen Ausschusses durch Ressourcen der Bischofskonferenz. Nun zeichnet sich jedoch eine Lösung für das Problem ab, indem die Finanzierung auf einen neuen Rechtsträger außerhalb der Bischofskonferenz ausgelagert wird. Dafür stellen dann 23 der 27 Bistümer Geld zur Verfügung. Der Synodale Ausschuss soll erstmals am 10. und 11. November in Essen zusammenkommen.
Synodaler Rat soll entstehen
Im März hatten die deutschen Katholiken ihren dreieinhalbjährigen Reformprozess Synodaler Weg vorerst abgeschlossen. Eines der wichtigsten Ergebnisse war, dass die Synodalität - das gemeinsame Beraten und Entscheiden - weitergehen soll. Der Synodale Ausschuss soll in den nächsten drei Jahren klären, wie das aussehen könnte.
Danach soll ein Synodaler Rat entstehen, in dem Laien permanent gleichberechtigt mitentscheiden. Der Vatikan hat bereits klargemacht, dass er ein solches Gremium sehr kritisch sieht. Darauf berufen sich auch die vier Bischöfe, die dagegen sind. Außer Woelki sind dies Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg. Die große Mehrheit der Bischofskonferenz hält jedoch an den Plänen fest.
Die Bischofskonferenz reagierte auch auf ein provozierendes Grußwort des Papst-Botschafters Nikola Eterovic. Der Nuntius, der den Vatikan bei der Bundesregierung vertritt, hatte die in Wiesbaden versammelten Bischöfe vor Gender-«Ideologie» gewarnt.
Bätzing sagte dazu, man habe Eterovic darauf hingewiesen, «dass die harten Sprachbilder nicht geeignet seien, um in einer sich verändernden Mitwelt gesprächsfähig zu bleiben». Wenn Eterovic den Begriff «Gender-Ideologie» benutze, erinnere ihn das an Kulturkampf, sagte Bätzing. «Und wenn sich die Kirche in Kulturkampf begibt, wird sie immer verlieren.» Holzschnittartige Begriffe, wie der Nuntius sie verwende und die in sich schon eine Aggression enthielten, würden nicht weiterhelfen, so Bätzing.
Warnung der Bischöfe
Auf die Frage, ob Bischöfe künftig noch am sogenannten «Marsch für das Leben» teilnehmen sollten, obwohl dort auch Rechtsradikale mitlaufen, sagte Bätzing: «Jeder Bischof muss entscheiden, ob er am Marsch für das Leben teilnimmt und jeder Bischof, der teilnimmt, sollte wissen, dass es keine einheitliche Klientel ist, die da unterwegs ist, und dass es durchaus Gruppierungen gibt, die eine Teilnahme von Bischöfen für ihre eigene Propaganda nutzen.» Er selbst beschränke sich deshalb seit einigen Jahren darauf, ein Grußwort für die Veranstaltung zu schreiben, weil er dort differenzieren könne, was er unterstütze und was nicht.
Zur AfD teilte Bätzing schriftlich mit: «Wir Bischöfe werben dafür, dass unser Land kein alternatives Deutschland wird, das fremdenfeindlich, antieuropäisch und nationalistisch wird.» Die Bischöfe kritisieren zudem Pushbacks an den europäischen Außengrenzen als völkerrechtswidrig. «Das berechtigte Anliegen, Grenzen zu kontrollieren und Schleuserkriminalität zu bekämpfen, darf nicht dazu führen, dass die Rechte von Schutzsuchenden ausgehebelt werden», heißt es.
Zweifellos sei die Aufnahme einer großen Zahl geflüchteter Menschen mit großen Herausforderungen verbunden. «Fatal wäre es jedoch, den Parolen der Populisten in irgendeiner Weise zu folgen», warnten die Bischöfe nach ihren Beratungen. «In der aufgeregten Debatte, die zurzeit in Deutschland geführt wird, fehlt es nicht selten an Empathie gegenüber den schutzsuchenden Menschen.»