Steinmeier, Bluttat

Die Erschütterung über den Terroranschlag von Solingen ist gewaltig.

01.09.2024 - 11:37:10

Steinmeier: Bluttat von Solingen trifft Nation im Kern. Der Bundespräsident findet tröstende, mahnende und kritische Worte bei einer Gedenkfeier.

  • DIe Bluttat von Solingen hat nach Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Land erschüttert - Foto: Christoph Reichwein/dpa

    Christoph Reichwein/dpa

  • Der Anschlag in Solingen muss nach Worten von Bundespräsidten Frank-Walter Steinmeier genau aufgearbeitet werden.  - Foto: Michael Probst/AP Pool/dpa

    Michael Probst/AP Pool/dpa

DIe Bluttat von Solingen hat nach Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Land erschüttert - Foto: Christoph Reichwein/dpaDer Anschlag in Solingen muss nach Worten von Bundespräsidten Frank-Walter Steinmeier genau aufgearbeitet werden.  - Foto: Michael Probst/AP Pool/dpa

Der Staat hat in Solingen nach Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier «sein Versprechen auf Schutz und Sicherheit» nicht vollständig einhalten können. Das sagte das Staatsoberhaupt bei einer Gedenkfeier für die Opfer des mutmaßlich islamistischen Anschlag in der bergischen Stadt. Das Verbrechen, Fehler und Versäumnisse, die dazu beigetragen haben könnten, dass die Tat nicht verhindert wurde, müssten umfassend aufgearbeitet werden. 

Deutschland sei ein Land, das vor politischer Verfolgung und Krieg flüchtenden Menschen Schutz biete, Asyl gewähre. «Wir wollen dieses Land bleiben.» Das sei aber am Ende nur möglich, wenn man die Zahl derer senke, die ohne Anspruch auf diesen Schutz kommen. Schutzsuchende müssten sich an «Recht und Gesetz unseres Landes» halten. Es brauche große Anstrengungen, um bestehende Regeln und solche, die gerade zusätzlich geschaffen würden, auch umzusetzen. Das sei eine Riesenaufgabe, die oberste Priorität haben müsse. 

Kraftanstrengung über Parteigrenzen hinweg gefordert

Notwendig ist Steinmeier zufolge eine gesamtstaatliche Kraftanstrengung. Das erwarteten die Menschen in Deutschland, und zwar über parteipolitische Grenzen und staatliche Ebenen hinweg. Die Last für das Gelingen von Zuwanderung dürfe nicht bei den engagierten Menschen abgeladen werden - etwa Mitarbeitenden in Städten und Gemeinden, freiwilligen Helferinnen und Helfern, Polizistinnen und Polizisten sowie allen, die schon länger an ihre Grenzen gekommen seien. «Wir dürfen die Gutwilligen nicht überfordern.»

Der Bluttat treffe das gesamte Land im Innersten, «ein freundliches, ein offenes, vielfältiges Land» im Kern, unterstricht Steinmeier. «Es trifft uns in unserem Selbstverständnis als Nation, in der die Menschen trotz aller Unterschiede friedlich zusammenleben und zusammenleben wollen – Menschen, die schon seit Generationen hier leben genauso wie diejenigen, die später hinzugekommen sind.» Das Staatsoberhaupt betonte: «Genau darauf, genau auf diesen Kern zielte der Täter von Solingen in seinem Hass, wie auch schon Täter vor ihm.»

An der Trauerfeier im Theater und Konzerthaus nahmen unter anderem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sowie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul (beide CDU) teil. Steinmeiers Frau Elke Büdenbender war ebenfalls unter den rund 450 anwesenden Gästen. Der Schmerz sei kaum zu ertragen, sagte der Bundespräsident, der kurz zuvor mit Angehörigen der drei Toten und acht Verletzten gesprochen hatte. «Ich kann kaum ermessen, wir alle können kaum ermessen, was Sie, liebe Angehörige und Freunde durchmachen, was Sie durchleiden müssen, durch welche Hölle Sie gehen.» 

Der Tat verdächtigt wird ein 26 Jahre alter Mann aus Syrien, der über Bulgarien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war und in Untersuchungshaft sitzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat für sich. «Fanatische Islamisten wollen zerstören, was wir lieben: unsere offene Gesellschaft, unsere Art zu leben, unsere Gemeinschaft, unsere Freiheit», sagte Steinmeier. «Wir wollen nicht, dass das Kalkül von Terroristen aufgeht, dass ihre schreckliche Saat Früchte trägt, aber wir spüren Angst und Verunsicherung. Beide haben ihren Grund.» Man dürfe sich jedoch nicht von Angst nicht lähmen lassen.

@ dpa.de