Die Aufarbeitung des Turn-Skandals beschäftigt die Verbände.
21.01.2025 - 17:00:36Verband zur Aufarbeitung im Turnen: Ehrenkodex überarbeiten. Die Stimmung ist angespannt, wie der Geschäftsführer des Schwäbischen Turnerbundes schildert.
Im Zuge der Aufarbeitung des Turnskandals in Stuttgart hält der Schwäbische Turnerbund (STB) neue Leitlinien für Trainer und Trainerinnen für einen zentralen Aspekt. Die momentanen Verhaltensrichtlinien seien nicht so formuliert, «dass exakt genau die Themen, die jetzt da sind, damit ausgeschlossen sind oder nicht über irgendeinen Interpretationsspielraum vielleicht anders ausgelegt werden könnten», sagte STB-Vizepräsident und Geschäftsführer Matthias Ranke.
Es sei wichtig, dass der zu unterzeichnende Ehrenkodex und die Verhaltensrichtlinien überarbeitet werden. «Das ist ein Thema, das wir vor allen Dingen systemisch auch gemeinsam mit dem DTB angehen.»
«Die Stimmung ist angespannt»
Mehrere ehemalige Auswahl-Turnerinnen, darunter Tabea Alt und Michelle Timm, hatten rund um den Jahreswechsel schwere Vorwürfe gegen die Arbeit in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurden «systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch» sowie katastrophale Umstände. Ihm seien im vergangenen September vom Deutschen Turner-Bund «anonyme Vorwürfe» mitgeteilt worden, bei denen sich dann zwei konkrete Meldungen herauskristallisiert hätten, erklärte Ranke.
Ein Kind sei als Folge der Debatten der vergangenen Wochen vom Bundesstützpunkt abgemeldet worden. «Die Stimmung ist angespannt», schilderte er. Es seien viele Eltern «ein Stück weit aufgeschreckt» gewesen.
Für die Untersuchung der Vorwürfe setzt der Deutsche Turner-Bund auf eine Kanzlei aus Frankfurt am Main. Zudem soll ein unabhängiger und interdisziplinär besetzter Expertenrat gebildet werden. Im Sinne der Aufklärung lässt die frühere Bundestrainerin Ulla Koch ihr Amt als DTB-Vizepräsidentin ruhen.
In Stuttgart soll ein bis zum vergangenen Sonntag vorläufig freigestelltes Trainer-Duo nicht in den Trainingsbetrieb im Kunstturn-Forum zurückkehren.
Kultur des Nicht-Hinschauens als Makel?
Ob Trainer oder Beteiligte nicht hingeschaut haben oder gegen Missstände vorgegangen sind, ist aus Sicht von STB-Geschäftsführer Ranke vor den Untersuchungen schwer zu beurteilen.
«Wenn an irgendeiner Stelle irgendein weiterer Makel in dieser Form besteht, dann gilt es darum, entweder den Makel zu bestätigen und zu handeln oder den Makel auszuräumen», sagte Ranke. «Aber es geht sicherlich nicht darum, dass wir jetzt alle so tun und so weitermachen, wie es bisher war und uns dann in drei Jahren über das gleiche Thema wieder unterhalten.» Es gehe zudem darum, in die Ausbildung der Trainer noch viel zu mehr investieren, vor allem im pädagogischen Bereich.
Trainer-Lösung soll in der kommenden Woche stehen
Zwischenzeitlich hatten Bundestrainer Gerben Wiersma und Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk Einsätze in Stuttgart übernommen. Derzeit fangen am Stützpunkt tätige Trainer die Vakanzen auf. «Das ist aber nicht die optimalste aller Lösungen», erklärte Ranke: «Ich gehe davon aus, dass wir bis nächste Woche dazu auch eine Lösung haben.»