Fronleichnam-Gottesdienst, Erfurter

Der Katholikentag in Erfurt nimmt nach der Eröffnung Fahrt auf - ein Dämpfer könnte das Wetter werden.

30.05.2024 - 12:22:29

Fronleichnam-Gottesdienst auf Erfurter Domstufen

Bei beharrlichem Nieselwetter und vor der imposanten Kulisse des Doms haben Gläubige den Fronleichnam-Gottesdienst beim 103. Katholikentag in Erfurt gefeiert.

Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr leitete den Gottesdienst zum katholischen Hochfest, der sich dem Motto des Katholikentags, dem Psalmwort «Zukunft hat der Mensch des Friedens», widmete. «Den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden - wir brauchen ihn dringend, im gesellschaftlichen wie im politischen Raum», sagte Neymeyr. Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), selbst Protestant, nahm an dem Gottesdienst teil.

Fronleichnam ist anders als in einigen anderen Bundesländern kein gesetzlicher Feiertag in Thüringen - mit einer Ausnahme: dem Eichsfeld als katholischer Kernregion in dem Bundesland, in dem Katholiken eine Minderheit bilden.

«In dieser säkular geprägten Stadt, in der schwierigen Situation vor der Landtagswahl in Thüringen, wollen wir in den kommenden Tagen die Vielfalt des katholischen Lebens sichtbar machen», sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, vor Beginn des Gottesdiensts. Sie betonte die ökumenische und interreligiöse Verbundenheit beim Katholikentag. Auch Vertreter der evangelischen Kirche nehmen teil. Auf Podien und bei Gesprächsrunden geht es auch um das Verhältnis zum Islam und dem Judentum.

Mit Blick auf das für Donnerstag erwartete teils extreme Regenwetter erklärten die Veranstalter, im ständigen Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst zu sein. Auch in den nächsten Tagen könnte dem zum Großteil unter freiem Himmel stattfindenden Gläubigentreff Dauerregen und Gewitter drohen. Der Katholikentag endet am Sonntag. Erwartet werden 20.000 Besucher in der thüringischen Landeshauptstadt.

Ramelow: Katholikentag kein Forum für «Opferrolle» der AfD

Ramelow unterstützt die Linie des Deutschen Katholikentags, die AfD nicht zu Diskussionen einzuladen. «Es ist immer so, dass sie die Opferrolle dort spielen», sagte Ramelow in Erfurt über AfD-Politiker und Politikerinnen. «Sie benutzen jede Einladung zum Dialog, um hinterher allen anderen deutlich zu machen, dass sie die Opfer sind. Und an einer derartigen Versuchsanordnung hat der Katholikentag offensichtlich kein Interesse.» 

Auch in informellen Foren sei es kaum noch möglich, sich mit AfD-Politikerinnen oder Politikern über Argumente auszutauschen, sagte Ramelow am Rande des Katholikentags. «Ich würde gern dem einen oder anderen AfD-Argument mal zuhören wollen. Das ist mir in früheren Zeiten auch gelungen. Es gab mal Zeiten, da hat es im Thüringer Landtag in der ersten Legislatur ausreichend Gespräche gegeben, auch Dialog. Das hat sich völlig verändert.» Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke habe gemeinsam mit anderen angefangen, «die AfD in eine, ich würde sagen, faschistische Kaderpartei umzubauen. Und da ist die Frage, ob man denen Foren bieten sollte.»

Gesprächen mit möglichen Wählerinnen und Wählern der AfD gehe er nicht aus dem Weg, sagte Ramelow. Dabei trage er seine Argumente so vor, dass sie auch hinterfragt werden könnten. «Jeder Wähler sollte sich vorher damit beschäftigen, was er da eigentlich wählt. Das erwarte ich, ob er die Linke wählt, die CDU wählt, die FDP, das ist mir alles recht.» Aber bei Kritik an der AfD werde oft nur gesagt, das stimme alles nicht. Vertreten werde «der Glaube an irgendwas», das einer Faktenprüfung nicht standhalte.

@ dpa.de