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CDU diskutiert über das Zukunftsleitbild eines „weltoffenen Patriotismus“

01.10.2020 - 07:23:21

Gesundeheitsminister Spahn und die Publizistin Düzen Tekkal stellen Positionspapier für einen neuen Patriotismus als Leitbild für die Volkspartei CDU vor.

Die CDU muss als Volkspartei die neuen gesellschaftlichen Entwicklungen widerspiegeln und antizipieren, sie muss eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen finden, fordern Gesundheitsminister Jens Spahn und Fernsehjournalistin und Autorin Düzen Tekkal in einem programmatischen Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die gesellschaftliche Realität hat sich seit der Wiedervereinigung entscheidend verändert. Die CDU muss diese Veränderung abbilden, wenn sie als Volkspartei weiterhin bestehen will. Spahn und Tekkal vermissen in der Union derzeit allerdings die Bereitschaft, sich mit dem neuen Pluralismus der Lebensentwürfe auseinanderzusetzen.
Wir befinden uns in einer Situation, in der die deutsche Gesellschaft in ihrem Zusammenhalt von links und rechts infrage gestellt wird. Die Antwort der politischen Extreme ist die Spaltung in Eigenes und Fremdes und die Betonung des Trennenden. Es gibt hier die Ausbildung von strikten Feindbildern und eine zunehmende Aggression in der politischen Auseinandersetzung. Die CDU ist in ihrem Selbstverständnis eine Volkspartei, welche die Solidarität betont und den gesellschaftlichen Zusammenhalt betont, stellen die Autoren fest. Spahn und Tekkal sprechen sich für eine neue Leitbilddiskussion aus, die als Ergebnis zu einer modernen deutschen Identität führen soll, die jenseits der alten nationalen Definitionen liegt. Deutschland braucht einen „weltoffenen Patriotismus“, der Unterschiede zulassen und aushalten kann. Das neue Leitbild kann die gemeinsame Basis für ein kreatives und tolerantes Miteinander bilden.
Die Autoren verweisen auf die neue Erfahrung der Solidarität, die sich gerade in der aktuellen Krise durch die Pandemie eindrucksvoll gezeigt habe. Bisher gibt es ein, vorher nicht für möglich gehaltenes Wir-Gefühl und eine Verantwortung für die Gemeinschaft und die anderen. Es gibt eine gemeinsame Wertbasis, auf die wir aufbauen können. Es gibt keine Alternative zur pluralistischen Demokratie und zur Organisation auf der Basis des Nationalstaates, bekennen die Autoren. In den Zeiten einer voranschreitenden Globalisierung benötigen die Menschen einen Halt in Form einer nationalen Identität, die aber auf Vielfalt aufbaue und keine exklusiven Ideologien vertrete. Ihren gemeinsamen Aufruf verstehen Spahn und Tekkal als ersten Schritt der Öffnung innerhalb der CDU. Unsere unterschiedlichen Wurzeln als katholischer CDU-Politiker und Publizistin, Journalistin und Autorin mit jesidisch-kurdischer Herkunft, zeigen, dass ein Miteinander unter dem Dach eines modernen Nationalbegriffs möglich ist. Die Nation ist der Ankerpunkt und Garant für unsere Werte. Freiheit, das Recht auf persönliche Entfaltung, Sicherheit und ein Leben in materieller Unabhängigkeit sind nur in einer nationalen Ordnung realisierbar. Die Antworten und die Betonung der Unterschiede nach Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe und religiöser Orientierung sind anachronistisch, bewerten Spahn und Tekkal. Diese Unterschiede haben ihre Berechtigung verloren und sind einer neuen Pluralität gewichen. Stereotype haben keine Berechtigung und keinen Platz in einer modernen nationalen Gesellschaft. Wir müssen die gemeinsame Basis herausarbeiten und in den Vordergrund stellen, statt uns an Differenzen abzuarbeiten. Als Beispiel führen die Autoren den Diskurs über die Migration an. Migranten müssen als Chance begriffen werden, die neue Perspektiven in das gesellschaftliche Leben einbringen. Wir müssen Migration als Integrationsgeschichten und Erfolgsgeschichten erzählen. Deutsch bedeute in Zukunft nicht mehr ein Abgrenzungsmerkmal, sondern eine lebendige Identität als Mensch zu haben, der hier geboren wurde und sich in seiner Vielfalt in die Gemeinschaft einbringt. Die nationale Identität der Zukunft stehe über Kategorien wie Religion oder Hautfarbe und bezeichne ein lebendiges Miteinander, so die Autoren in ihrem programmatischen Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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