Borussia Dortmund läuft den eigenen Ansprüchen weiter deutlich hinterher.
14.01.2025 - 21:14:20«Peinlich und beschämend»: Kiel stürzt Dortmund in die Krise. In Kiel zeigt sogar der Aufsteiger dem BVB, wie einfach Fußball sein kann. Boss Ricken stellt sich dennoch vor Coach Sahin.
Angeführt von BVB-Kapitän Emre Can mussten die Dortmunder Profis ihren desolaten Auftritt auch noch dem eigenen Anhang erklären. Noch am Spielfeldrand baten die Fans zum Krisengespräch nach dem bitteren 2:4 (0:3) in der Fußball-Bundesliga bei Aufsteiger Holstein Kiel. «In dem Moment, mit solchen Spielen, ist es einfach peinlich und beschämend und auch unwürdig, wie wir die schwarz-gelben Farben hier repräsentieren», kritisierte BVB-Geschäftsführer Lars Ricken.
Auch Can war mächtig angefressen. «Wir kriegen es nicht hin. Wir haben heute gar keine Torchance, haben den Ball nur hin- und hergeschoben», kritisierte der Nationalspieler beim TV-Sender Sky. «Das hat auch was mit Ehre zu tun, bei allem Respekt vor Kiel. Du kommst als BVB hierhin und kassierst vier Tore. Und das geht nicht. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.» Er betonte aber auch: «Es liegt nicht am Trainer.»
Rückendeckung für Sahin
Ricken stellte sich ebenfalls vor Trainer Nuri Sahin: «Nein, steht er nicht», antwortete er auf die Frage, ob der Coach zur Disposition stehe. Fakt ist: Die Hinrunde in der Fußball-Bundesliga beendet der Champions-League-Finalist des Vorjahres mit 25 Punkten damit klar außerhalb der internationalen Ränge.
Für phasenweise furios aufspielende Kieler, die als Vorletzter nun elf Punkte gesammelt haben, trafen Shuto Machino (27. Minute), Phil Harres (32.) und Alexander Bernhardsson (45.+4). Nach dem Wechsel verkürzten Giovanni Reyna (71.) und Jamie Gittens (77.), Kiels eingewechselter Routinier Lewis Holtby sah wegen groben Foulspiels die Rote Karte (86.). Fiete Arp (90.+8) sorgte für die Entscheidung per Weitschuss ins leere Tor.
Spielunterbrechung wegen Pyro im Kieler Block
Weil die euphorisierten Kieler Fans in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit das Spielfeld mittels Pyrotechnik stark vernebelten, war das Spiel gleich zweimal kurzzeitig unterbrochen.
Die Dortmunder, die vor dem Anpfiff den Wechsel von Donyell Malen zu Aston Villa mitteilten, hatten in Durchgang eins zwar oft den Ball und kamen zu sechs Ecken, blieben vor dem von Timon Weiner gehüteten Kieler Tor aber harmlos. Einzig ein Distanzschuss von Stürmer Serhou Guirassy sorgte in der Anfangsphase für ein wenig Gefahr.
So ideen- und harmlos die Gäste offensiv auftraten, so sorglos präsentierten sie sich defensiv. Vor dem 0:1 ließ sich Nationalspieler Julian Brandt den Ball vom starken Bernhardsson klauen, der prompt Machino in eine ideale Position brachte. Aus 16 Metern erzielte der japanische Nationalspieler sehenswert sein siebtes Saisontor.
Harres schneller als Can
Fünf Minuten später stand es schon 2:0: Lasse Rosenboom schickte von rechts eine scharfe Flanke vors BVB-Tor, wo Harres schneller reagierte als Can und wuchtig einköpfte. Auch für ihn war es Saisontor Nummer sieben.
Während Sahin beim 2:3 gegen Leverkusen noch auf etliche Spieler krankheitsbedingt hatte verzichten müssen, konnte er gegen Kiel in der Abwehr wieder auf Nico Schlotterbeck, Ramy Bensebaini und Kapitän Can zurückgreifen. Die Stabilität fehlte trotzdem.
Immer wieder schalteten die Kieler schnell um und stürzten den BVB damit ins Chaos. Das 3:0, als Bernhardsson nach einer feinen Kombination über die linke Seite frei vor Kobel vollstreckte, sorgte im kalten Stadion für ein weiteres Stimmungshoch.
Sahin wechselt Torschütze ein
Nach der Pause schickte Sahin zunächst Waldemar Anton und Maximilian Beier für Julian Ryerson und Bensebaini aufs Feld, später kamen noch Yan Couto und Reyna für Julien Duranville und Marcel Sabitzer.
Und tatsächlich fand der keineswegs glanzvoll aufspielende BVB noch mal ins Spiel. Reyna und Gittens verkürzten binnen sechs Minuten fast aus dem Nichts. Das Zittern auf Kieler Seite begann - erst recht, als Holtby für eine ebenso unnötige wie heftige Grätsche von hinten gegen Felix Nmecha vom Feld musste. Doch in der langen Nachspielzeit setzte Arp den finalen Stich, als er den Ball aus über 40 Metern ins von Torhüter Gregor Kobel verlassene BVB-Tor schob.