BÖRSENLEXIKON ARTIKEL
CFD
CFD bedeutet "contract for difference" und heißt wörtlich übersetzt: Differenzkontrakt.
Das klingt viel komplizierter als es eigentlich ist:
Kleine Vorgeschichte:
CFDs (in diesem Fall Aktien-CFD`s) sind eine rein englische Erfindung. Bei den Engländern gibt es noch eine Stempelsteuer. Die gab es bei uns früher auch. Aber das ist zum Glück auch Geschichte. Das heißt, wenn ein Engländer eine Aktie kauft und hält, dann zahlt er eine Steuer. Die Stempelsteuer. Da diese Steuer das aktive Handeln mit Aktien sehr unattraktiv macht, da es in nicht unerheblichem Maß die Gewinne schmälert, kamen die Engländer auf eine geniale Idee und erfanden CFDs.
Der Aktien-CFD-Händler kaufte von nun an Aktien, hält sie aber nicht selbst in seinem Depot, sondern belässt diese im Namen und Depot der Bank, die diese Aktie ohnehin in eigenem Namen in ihrer Eigenschaft als Börsenmitglied für den Händler erworben hat.
In der Praxis sieht das so aus:
- Mittels eines Echtzeit-Orderroutingsystems werden dem Händler im Pushverfahren automatisch handelbare Echtzeitkurse direkt vom Xetra-System übermittelt. (Level II = mit Markttiefe)
- Der Händler platziert seine Order unmittelbar über das Handelssystem im Xetra-System. Jede Order des Kunden hat Einfluss auf die Kursentwicklung an der Börse und wird in das System eingestellt und dort ausgeführt. Kein Makler oder Market Maker steht zwischen dem Kunden und dem elektronischen Xetra-System.
- Da der Händler die Aktien nie erhält, muss er sie auch nicht bezahlen. Als Sicherheit für die spätere Erfüllung zum Zeitpunkt der Abrechnung muss der Händler bei der Bank lediglich einen Betrag als Sicherheit hinterlegen. Die sogenannte Margin. Diese beträgt je nach Volatilität der Aktie zwischen 10 und 50 Prozent des Wertes der Aktienposition.
- Verkauft der Händler die Position wieder, so stellt er wieder eine Position in das Xetra-System ein, mit der die Aktien, welche die Bank in ihrem eigenen Namen hält, verkauft werden.
- Nach dem Verkauf der Aktien an der Börse, rechnen Bank und Händler miteinander den Differenzbetrag zwischen An- und Verkauf der Aktien ab. Es handelt sich somit um ein hundertprozentiges Differenzgeschäft, bei dem der Händler zu keinem Zeitpunkt die Aktie selbst besitzt, die Kursentwicklung jedoch zu 100 Prozent dem Händler zugerechnet wird.
- Weil Sie die Aktien nicht bezahlen müssen, können Sie die Position hebeln. Selbstverständlich wirkt der Hebel in beide Richtungen.
- Sie zahlen einen fest kalkulierbaren Zinssatz (Libor + 3) anstatt eines immer gegen Sie laufenden Zeitwertes (deshalb Zeitwertverlust) oder einer nicht kalkulierbaren Volatilität (wie bei Optionsscheinen oder auf neudeutsch „Zertifikaten“) Lassen Sie sich nicht blenden von ach so wohlklingenden Namen. Diese strukturierten Produkte werden entwickelt, um an Ihr Geld zu kommen! Oder kennen Sie alle Kosten, die in einem dieser Instrumente versteckt sind? Bedenken Sie immer die Interessenlage Ihres Kontrahenten! An ihr erkennen Sie Freund oder Feind!
- Sie können die Position zeitlich unbegrenzt leerverkaufen (shorten). Die Möglichkeiten des Leerverkaufs unterliegen keinen Beschränkungen, wie dies in den USA der Fall ist. Die sogenannte uptick rule, die es Ihnen untersagt, eine Aktie zu shorten, die bereits fällt, gibt es nicht.
- Sie handeln direkt an der Börse oder, wie es im Englischen heißt, per „direct market access“. Kein Makler stellt Ihnen die Kurse, sondern andere Marktteilnehmer. Die Bank und die Börse nehmen hierbei eine neutrale Rolle ein. Kein Makler tut das. Denken Sie bitte daran, bei jedem Optionsschein oder Zertifikat, dass sie außerbörslich erwerben oder veräußern möchten. Dieser zusätzliche (außerbörsliche) Handel wird Ihnen von den Banken nicht aus Selbstlosigkeit angeboten, sondern wegen der sehr interessanten Margen!