Trotz schwacher Industriedaten haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt auch zum Ende einer recht starken Woche wieder zugegriffen.
05.07.2024 - 10:01:46Frankfurt Eröffnung: Dax weiter erholt vor US-Arbeitsmarktdaten
Die Industrieproduktion in Deutschland fiel im Mai um 2,5 Prozent, während Analysten im Schnitt mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten. Es ist der deutlichste Rücksetzer seit Ende 2022. Die Produktionszahlen hätten auf voller Linie enttäuscht, kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.
Der Dax DE0008469008 stieg am Freitag auf den höchsten Stand seit Mitte Juni und notierte zuletzt 0,72 Prozent im Plus bei 18.584,04 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein Wochengewinn von knapp zwei Prozent und die dritte Stabilisierungswoche in Folge an. Die Kurskorrektur von Mitte Juni hat er größtenteils aufgeholt und kann langsam sogar wieder auf den Mai-Rekord bei 18.892 Punkten schielen.
Der MDax DE0008467416 setzte seinen Erholungskurs am Freitagvormittag fort und gewann zuletzt 1,13 Prozent auf 25.826,85 Punkte. Damit reduzierte der Index der mittelgroßen deutschen Werte sein Jahresminus auf unter 5 Prozent. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx EU0009658145 ging es um rund 0,6 Prozent nach oben.
Impulse von der Wall Street fehlen, da am 4. Juli wegen des "Independence Days" nicht gehandelt wurde. Dafür folgt am Freitagnachmittag mit dem US-Arbeitsmarktbericht das Highlight der Woche. Er dürfte nach der eingeleiteten Zinswende in Europa auf Signale abgeklopft werden, ob die US-Notenbank bald folgen kann.
Unterdessen haben die Spitzen der Ampel-Koalition einen Durchbruch beim Bundeshaushalt 2025 und beim Wachstumspaket erzielt. Das Paket könne im nächsten Jahr zu einem zusätzlichen Wachstum von mehr als einem halben Prozent führen, das seien 26 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Koalitionskreisen. So sind beschleunigte Abschreibungen von Investitionen, verbesserte Forschungszulagen und Beschäftigungsanreize geplant. Zudem sieht die Einigung vor, dass die Schuldenbremse eingehalten wird.
Nach der Einführung vorläufiger Zusatzzölle auf Elektroautos aus China stehen der EU und China derweil intensive Verhandlungen bevor. Vier Monate haben die Parteien jetzt Zeit, dann muss eine Entscheidung getroffen werden, ob auch endgültig hohe Sonderabgaben verlangt werden. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission wird die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert, womit der europäischen Autoindustrie Schäden drohen.
Unter den Einzelwerten stehen die Aktien der Porsche AG DE000PAG9113 und von Varta DE000A0TGJ55 im Anlegerfokus. Der Sportwagenbauer will dem angeschlagenen Batteriehersteller das Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen. Derzeit befänden sich beide Unternehmen in Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, teilte Varta mit. Hierzu hätten die Firmen bereits eine unverbindliche Absichtserklärung geschlossen. Die Varta-Papiere schnellten um bis zu 32 Prozent hoch und notierten zuletzt noch 20 Prozent höher. Die Titel der Porsche AG verteuerten sich um 1,4 Prozent.
Die Aktien von Aixtron DE000A0WMPJ6 setzten ihren jüngsten Erholungskurs fort und sprangen um fast 16 Prozent hoch. Mit einem Kursverlust von noch mehr als 40 Prozent im laufenden Jahr gehören sie allerdings weiterhin zu den schwächsten Werten im MDax. Der Halbleiterindustrie-Ausrüster senkte nach einem schwachen Quartal die Umsatz- und Margenziele für das laufende Jahr. Hoffnung macht aber die Auftragslage, die sich nach dem schwachen Jahresstart im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert hat. Der starke Auftragseingang von Aixtron betreffe größtenteils erst das kommende Jahr, sollte aber das Vertrauen in einen Wachstumsschub stärken, betonte Barclays-Analyst Simon Coles.