Retail Banking Radar: Sind Privatkundenbanken für morgen gewappnet?Düsseldorf - Deutsche Privatkundenbanken sind auch 2023, das zweite Jahrin Folge, auf Rekordniveau.
29.04.2024 - 10:19:18Kearney / Retail Banking Radar: Sind Privatkundenbanken für morgen ...
Jetzt profitabel, aber die Zukunft könnte einBalanceakt zwischen der aktuellen Rentabilität und aufkommende Risiken werden,das zeigt das aktuelle 'European Retail Banking Radar 2024' der globalenUnternehmensberatung Kearney. Die Branche hat auch in Deutschland mit einerVielzahl von Risiken zu kämpfen.
Höchste Zinsen seit mindestens einem Jahrzehnt und wachsende Nettozinsmargenbescherten den Privatkundenbanken 2023 ein weiteres Rekordjahr - das zweite inFolge, auch in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der 'European RetailBanking Radar 2024', den die globale Unternehmensberatung Kearney jährlichherausgibt. Demnach stiegen die Nettozinsmargen in Europa von 1,8 Prozent imJahr 2021 auf 2,3 Prozent im Jahr 2023 und von jedem verdienten Euro flossen 39Cent direkt in den Gewinn.
Der 'European Retail Banking Radar 2024' von Kearney deckt fast 90Privatkundenbanken in 21 Märkten ab: 50 Banken in 13 westeuropäischen Märktenund 38 Banken in acht osteuropäischen Märkten. Der Radar analysiert mehr alszwölf Dimensionen in Bezug auf Ertragsstärke, betriebliche Effizienz undRisikomanagement. Die langfristigen Daten, die Lehren aus Wirtschafts-, Finanz-und Gesundheitskrisen seit 2008 enthalten, helfen dabei, kommende Trends undzukünftige Notwendigkeiten für die Branche zu identifizieren.
Da die Inflation in der 20 Länder umfassenden Eurozone im März 2024 auf 2,4Prozent sank und die Europäische Zentralbank ihrem mittelfristigenInflationsziel von 2 Prozent näherkamen, rechnen Analysten mit einer erstenZinssenkung im Juni. Zinssenkungen um 95 bis 125 Basispunkte könnten bisDezember erfolgen. Ist der Performance-Höhepunkt der Privatkundenbanken damitauch in Deutschland bald vorbei?
Aufschwung in Deutschland
"Auch in Deutschland erlebten Retailbanken im Jahr 2023 einen bemerkenswertenAufschwung, wie unsere Erhebung zeigt. Hier wurde eine Ertragssteigerung vonetwas mehr als 30 Prozent verzeichnet. Der Ertrag pro Kunde betrug erreichte 678Euro gegenüber 519 Euro im Jahr 2022. Der Ertrag pro Mitarbeiter stieg auf260.000 Euro gegenüber 199.000 Euro im Jahr 2022", erklärt Daniela Chikova,Partnerin Financial Services bei Kearney.
Das Ertragswachstum im Jahr 2023 brachte deutliche Verbesserungen beimCost-Income-Ratio. In Deutschland sank die Quote erstmals seit Jahrensignifikant um fast 13 Prozentpunkte von 71 Prozent im Jahr 2022 auf 58 Prozent.
Der Gewinn pro Kunde wuchs um etwas mehr als 8 Prozent von 233 Euro auf 252Euro.
Mischung aus Inflation und höheren Zinsen sorgt für Gegenwind
Die Kostenbasis blieb 2023 insgesamt hinter dem Wachstum der Einnahmen zurück,trotz des hohen Inflationsumfelds für den größten Teil des Jahres. Haushalte miterheblichen ausstehenden Kreditsalden verzeichneten einen Anstieg ihrermonatlichen Rückzahlungen, wobei Schätzungen zufolge die Zinsrückzahlung auf dasverfügbare Bruttoeinkommen bis Ende 2025 von 2,2 Prozent zum Ende des zweitenQuartals 2023 für die Eurozone auf 2,6 Prozent steigen wird.
Während höhere Zinssätze zu einem Anstieg der Erträge bei den Privatkundenbankenführten, stellten sie für einige ihrer Kunden eine Belastung dar. DieWohnkostenüberlastung(https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/tessi164/default/table?lang=en)[1] stieg in mehreren EU-27-Ländern - darunter Deutschland von 12,9 Prozent imJahr 2022 auf 17,4 Prozent im Jahr 2023.
Die Kombination aus Zinserhöhungen und Inflation wirkte abschreckend aufErsparnisse und Kreditvergabe. Kundeneinlagen stiegen bei den im Radar erfassteneuropäischen Banken um magere 0,5 Prozent - deutlich unter der historischen CAGR2008-2022 von 4,2 Prozent. "Deutschland liegt mit einem Wachstum von 0,2 Prozentin den Privatkundeneinlagen und 1,1 Prozent in den Privatkundenkrediten von 2022bis 2023 unter dem europäischen Durchschnitt", erläutert Chikova.
Ausblick und Trends
Der Blick nach vorn bringt für Privatkundenbanken eine Gratwanderung mit sich.Um diese zu meistern, rät Kearney, müssen Banken ihre starke Finanzpositionnutzen, um ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle zukunftssicher und regenerativ zugestalten, anstatt nur auf die Herausforderungen von heute zu reagieren. Konkretbedeutet das für Banken:
- Rückkehr zu den Grundlagen: Kosten angehen, trotz des anhaltenden Inflationsdrucks.- Nutzung von Daten und Technologien, um Kundenbedürfnisse zu verstehen, zu antizipieren und darauf zu reagieren, sowie um betriebliche Effizienz zu schaffen und das Risikomanagement zu verbessern.- Sorgfältige Überwachung und Steuerung von Risiken, insbesondere neuer Risiken, die in der sich verändernden Technologielandschaft auftreten, wie z. B. Cyberangriffe und KI-gesteuerter Betrug- Weiterentwicklung und Transformation des Geschäftsmodells, sowie der Aufbau von Ökosystemen, welche Regulierungsbehörden, Investoren und Kunden umfassen.- Den Übergang zu einer grüneren und gerechteren Wirtschaft fördern.
Durch regeneratives Wachstum können Privatkundenbanken die heutigenHerausforderungen bewältigen und gleichzeitig einen dauerhaften wirtschaftlichenMehrwert für alle Beteiligten erzielen, so das Fazit des 'European RetailBanking Radar 2024'. Demnach kann regeneratives Wachstum den Blick für dieZukunft schärfen, indem es Menschen, digitale Technologien und operativeBausteine zusammenbringt und Banken dabei helfen, sich auf die Zukunftvorzubereiten.
Zur Studie (https://www.kearney.com/industry/financial-services/european-retail-banking-radar)
[1] Der Prozentsatz der Bevölkerung, die in einem Haushalt mit einer Hypotheklebt, bei dem die gesamten Wohnkosten mehr als 40 Prozent des verfügbarenHaushaltseinkommens ausmachen, beträgt etwa 10 Prozent im Euroraum.
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