EQS-News, Politische

Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten Emittent / Herausgeber: Union Investment / Schlagwort(e): Marktbericht Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten (News mit Zusatzmaterial) 27.02.2024 / 13:11 CET / CEST Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

27.02.2024 - 13:11:54

EQS-News: Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten (deutsch)

Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten

Emittent / Herausgeber: Union Investment / Schlagwort(e): Marktbericht
Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten
(News mit Zusatzmaterial)

27.02.2024 / 13:11 CET/CEST
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

---------------------------------------------------------------------------

Politische Börsen haben kurze Beine - aber Wahlen werfen lange Schatten

  * Europawahl im Juni: Rechtspopulistische Machtverschiebung voraus?

  * US-Präsidentschaftswahl: "Weiter so" das wahrscheinlichste Szenario

  * Großmachtwettbewerb zwischen USA und China verschärft sich

  * Weitere Konfliktherde voraussichtlich mit begrenzter Kapitalmarktwirkung

  * Kapitalmarktumfeld aussichtsreich, aber Geopolitik mit Störpotenzial

Frankfurt am Main, 27. Februar 2024 - "Die Geopolitik wird das
Kapitalmarktjahr 2024 mitprägen." Damit rechnet Dr. Frank Engels, CIO und
für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment.
"Es steht ein globales Superwahljahr vor dem Hintergrund zweier Kriege mit
weltweiter Ausstrahlung an. Je nach Wahlausgang könnten die Auswirkungen auf
die Finanzmärkte erheblich sein." Wichtiger noch als die kurzfristigen
Folgen für die Kapitalmärkte sind seiner Einschätzung nach die langfristigen
Konsequenzen. "Politische Börsen haben zwar kurze Beine - aber manchmal
werfen Wahlen auch lange Schatten."

Europawahl im Juni: Rechtspopulistische Machtverschiebung voraus?

Die Wahl zum Europäischen Parlament vom 6. bis zum 9. Juni könnte laut
Engels einen Einfluss nach entsprechendem Muster ausüben: "Europawahlen
haben typischerweise kaum einen kurzfristigen Effekt auf die Kapitalmärkte -
und das dürfte 2024 nicht anders sein." Allerdings sieht er die Europäische
Union (EU) derzeit vor vielen Herausforderungen. Denn: "Die
Wettbewerbsfähigkeit Europas ist angeschlagen." Zudem weist Engels auf die
veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen hin. "Die Weltordnung ist heute
durch die Rückkehr des Großmachtwettbewerbs zwischen den USA und China
geprägt. Die EU tut sich schwer damit, hier eine einheitliche Position zu
entwickeln und entschlossen die Konsequenzen daraus zu ziehen." Schließlich
stehen der transatlantischen Anbindung an die Vereinigten Staaten
wirtschaftliche Interessen in China gegenüber. "Diese offene Frage der
Verortung zwischen zwei rivalisierenden Machtblöcken hat unmittelbare
Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft und hemmt das Wachstumspotenzial der
Unternehmen", stellt Engels heraus.

Bei der Europawahl im Juni könnten nach aktuellen Umfragen
rechtspopulistische Kräfte gestärkt werden. "Eine rechtspopulistische
Machtverschiebung dürfte die EU bei der Lösung ihrer Probleme weiter
hemmen", fürchtet der Kapitalmarktstratege. Insbesondere bei der
Unterstützung der Ukraine, der Förderung der grünen Transformation und der
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit könnte nach Einschätzung von Engels
eine Blockade drohen. "Der Wahlausgang dürfte zwar kaum kurzfristige
Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Strukturell könnte aber die
Wettbewerbsfähigkeit der EU leiden."

US-Präsidentschaftswahl: "Weiter so" das wahrscheinlichste Szenario

Zudem dürfte der Wahlkampf um das US-Präsidentschaftsamt das
Kapitalmarktsentiment mitbestimmen. "Unser wahrscheinlichstes Szenario ist
entgegen den aktuellen Umfragen ein Sieg von Amtsinhaber Joe Biden und damit
eine Fortführung der aktuellen Außen- und Wirtschaftspolitik", analysiert
Engels. "Für die Kapitalmärkte wäre diese Berechenbarkeit eine gute
Nachricht."

Besonders im Fokus der Finanzmärkte dürfte die Frage stehen, was im Falle
eines Wahlsiegs seines voraussichtlichen republikanischen Gegenkandidaten
Donald Trump zu erwarten wäre. "Sollte Trump die Wahl gewinnen, wären aus
Kapitalmarktsicht weitreichende Folgen zu erwarten", prognostiziert er.
Denn: "Eine zweite Amtszeit dürfte in vielerlei Hinsicht drastischer
ausfallen, da kaum noch dämpfende Einflüsse vorhanden sind. Während in der
ersten Amtszeit moderate Stimmen die radikalsten Ausprägungen seiner Agenda
noch einbremsten, würden Trumps Pläne in einer zweiten Amtszeit von extremen
Kräften in seinem Umfeld vermutlich sogar noch befeuert werden." In der
Steuerpolitik würde Engels mit einer Verlängerung der auslaufenden
Steuererleichterungen rechnen. Auch bei den Investitionsprogrammen der Ära
Biden dürfte Trump auf eine Rückabwicklung drängen, wenngleich Widerstand
aus den Bundesstaaten (wie zum Beispiel dem größten Profiteur Texas) das
Ausmaß der Korrekturen stark begrenzen sollte. Die schärfste Kurskorrektur
erwartet Engels in der Außen- und Handelspolitik, wo das Amt des
US-Präsidenten über große Entscheidungskompetenzen verfügt. "Gegenüber China
dürfte ein Präsident Trump die Gangart verschärfen und das
Beziehungsmanagement deutlich unberechenbarer machen", meint er. An den
Kapitalmärkten dürften daher auf einen möglicherweise zunächst positiven
Impuls schon bald die Risiken aus seiner Präsidentschaft stärker reflektiert
werden und das Umfeld für Risikoanlagen belasten.

Großmachtwettbewerb zwischen USA und China verschärft sich

Auch unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl geht der
Kapitalmarktstratege davon aus, dass sich der Großmachtwettbewerb zwischen
Washington und Peking verschärfen wird. "Die Interessen der beiden größten
Handelsmächte der Welt liegen über Kreuz. In den nächsten Jahren wird sich
die Rivalität zuspitzen, und das Risiko einer Eskalation wird zu einem
ständigen Begleiter für die Kapitalmärkte werden." Mit Blick auf das
laufende Jahr hält Engels diese Gefahr für vergleichsweise groß. "Unter dem
neuen taiwanesischen Präsidenten Lai werden die Spannungen mit China
zunehmen. Wir rechnen daher mit einem Anstieg der politischen Unsicherheit
in dieser für die Weltwirtschaft sehr wichtigen Region." Eine vorübergehende
Verschärfung der Risikoaversion ist damit jederzeit möglich. Zudem sieht
Engels die Gefahr eines unbeabsichtigten "Unfalls" im Zuge der verstärkten
militärischen Aktivitäten des chinesischen Militärs rund um den Inselstaat.
"Eine bewusste Eskalation erwarten wir aber kurzfristig nicht, dafür haben
beide Seiten zu viel zu verlieren", resümiert er.

Weitere Konfliktherde voraussichtlich mit begrenzter Kapitalmarktwirkung

Mit dem Krieg in der Ukraine und den Auseinandersetzungen im Nahen Osten
verfügen mindestens zwei weitere Konfliktherde über das Potenzial, die
Kapitalmärkte in Aufruhr zu versetzen. "Die entscheidende Frage für die
Finanzmärkte lautet, ob es zu Eskalationsspiralen kommt", kommentiert
Engels. "Wir gehen derzeit davon aus, dass der russische Angriffskrieg in
der Ukraine regional begrenzt bleibt. Damit dürfte auch die
Kapitalmarktwirkung begrenzt bleiben."

Anders stellt sich die Lage im Nahen Osten dar. "Ein Ausgreifen der
Kampfhandlungen auf den Iran würde nicht nur die sicherheitspolitische
Situation in der Region, sondern auch die weltwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen verändern", erläutert Engels. "Nicht nur die Ölversorgung
wäre gestört, sondern auch der Warenverkehr zwischen Asien und Europa würde
stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine solche Störung der
Lieferketten weckt schlechte Erinnerungen an die Pandemie und verdeutlicht
die Relevanz des Konflikts für die Märkte." Für wahrscheinlich hält Engels
eine derartige Entwicklung zwar nicht. Aber die Lage bleibt anfällig, und
eine Eskalation kann nicht ausgeschlossen werden. Verharrt der Konflikt
allerdings auf dem aktuellen Niveau, dürften die Folgen für die
Kapitalmärkte überschaubar bleiben.

Kapitalmarktumfeld aussichtsreich, aber Geopolitik mit Störpotenzial

"Insgesamt ist das Kapitalmarktumfeld aussichtsreich, vor allem aufgrund der
rein wirtschaftlichen Faktoren. Die weltweite Konjunktur dürfte sich 2024
erholen, angetrieben von den USA. Außerdem sollte die Inflation weiter
sinken, was zu steigenden Realeinkommen führen wird", fasst Engels zusammen.
"Der Wachstums-Inflations-Mix spricht damit für chancenorientierte Anlagen
wie Aktien. Jedoch ist die Welt geopolitisch fragiler geworden. Das werden
die Kapitalmärkte vielleicht schon 2024 zu spüren bekommen", fasst er
zusammen.


---------------------------------------------------------------------------

Zusatzmaterial zur Meldung:

Datei:
https://eqs-cockpit.com/c/fncls.ssp?u=d8ebbb03db63e3ceb3d4141a388e7e85
Dateibeschreibung: Charts Kapitalmartkausblick

---------------------------------------------------------------------------

Veröffentlichung einer Mitteilung, übermittelt durch EQS Group AG.
Medienarchiv unter https://www.eqs-news.com.

Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.


---------------------------------------------------------------------------

@ dpa.de