In der aktuellen Gemengelage aus Zolldrohungen und Inflationssorgen dürfte sich der Dax DE0008469008 in der neuen Woche schwertun.
03.03.2025 - 05:50:30WOCHENAUSBLICK: Verhaltene Aussichten für den Dax - Fokus auf US-Jobdaten
Experten trauen dem knapp unter Rekord notierenden deutschen Leitindex keine großen Sprünge nach oben mehr zu, vielmehr könnte das Börsenbarometer eher stagnieren oder leicht fallen.
Als mögliche zusätzliche Belastung könnten die Ereignisse vom frühen Freitagabend hinzukommen. In Washington war ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus eskaliert. Die Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine sind unklar. Zuletzt hatte es Hoffnungen auf einen Waffenstillstand gegeben. Der Dax-Future war in einer ersten Reaktion deutlich abgesackt, baute einen Teil der Verluste aber schnell wieder ab.
Für die Experten kamen die Neuigkeiten vom Freitagabend zu spät, die nachfolgenden Reaktionen berücksichtigen die Eskalation zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten also nicht. Portfoliomanager Manfred Rath von der KSW Vermögensverwaltung erwartet in der neuen Woche eher eine Seitwärtsbewegung des Dax, falls es keine neuen Meldungen von geopolitischer Seite gibt. Die größte Gefahr droht seiner Auffassung nach von US-Zöllen.
Auch Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen blickt sorgenvoll Richtung USA: "Präsident Trumps zweite Amtszeit erinnert an seine erste: Den Ankündigungen von Zöllen und Gegenzöllen folgt ein Aufschub, danach wiederum eine Gegenankündigung." Aktuell droht Donald Trump Europa mit 25-Prozent-Zöllen. Diese erratische Politik sorgt Windt zufolge für zunehmende Unsicherheit, im In- und Ausland, unter Konsumenten und Produzenten. Das Bild, dass diese Politik die USA wieder groß machen wird, habe Risse bekommen, auch unter den Anlegern.
Kapitalmarktexperte Stephan Greiner von der Vermögensverwaltungsgesellschaft B&K rät Anlegern, das Hauptaugenmerk in der neuen Woche auf die vielen wichtigen Konjunkturdaten aus den USA zu richten. Neben den Einkaufsmanager-Indizes am Montag und den Auftragseingängen am Mittwoch richte sich der Blick insbesondere auf die am Donnerstag und am Freitag anstehenden Daten vom Arbeitsmarkt. Letztere seien von Bedeutung, da sie unmittelbaren Einfluss auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank hätten.
Aktuell entwickelt sich der US-Jobmarkt robust, was gegen die vom Markt erhofften Zinssenkungen spricht. Denn ein knappes Arbeitskräfteangebot kann - ebenso wie höhere Importzölle zu einer höheren Inflation führen. Andererseits zeigten Wirtschaft und Konsumenten in den USA nach der anfänglichen Trump-Euphorie zuletzt erste Ermüdungserscheinungen, betonte Greiner. Dies wiederum würde für Zinssenkungen sprechen.
Greiner weist auch darauf hin, dass die europäischen Börsen und vor allem der deutsche Aktienmarkt in den vergangenen Wochen viel positive Erwartungen vorweggenommen hätten. Entsprechend viel frisches Anlagekapital sei nach Europa gelenkt und habe die Kurse getrieben. Der Grund dafür aber sind dem Experten zufolge bislang nur Erwartungen, die nicht durch harte Zahlen unterlegt seien. Entsprechend groß sei das Endtäuschungspotential.
Greiner rechnet daher damit, dass diese Entwicklung bald ausläuft. Dann wäre es wahrscheinlich, dass der Dax erst einmal auf dem aktuellen Niveau konsolidiert und sich eine längere, schwankungsreiche Seitwärtsphase anschließe.
Für die Experten der DZ Bank fehlen aktuell die Anschlusskäufe am deutschen Aktienmarkt. Im Falle von Gewinnmitnahmen in der neuen Woche könnte die Kurse deshalb nachgeben. Unter dem Blickwinkel der technischen Analyse lasse sich zumindest auf kurz- sowie auf mittelfristiger Prognoseebene eine überhitzte Konstellation erkennen, die abgebaut werden müsse. Die Wahrscheinlichkeit einer übergeordneten Korrektur nehme demnach zu.
In der neuen Woche dürften auch frische Geschäftszahlen von Unternehmen zeigen, ob die an der Kursentwicklung ablesbaren Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind. Am Dienstag präsentieren der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental DE0005439004, der Industriedienstleister Bilfinger DE0005909006 und - kurz nach Börsenschluss - das Telekomunternehmen Freenet DE000A0Z2ZZ5 ihre Jahreszahlen.
Am Mittwoch und am Donnerstag richtet sich der Fokus auf die Chemiebranche. Bayer DE000BAY0017 und Evonik DE000EVNK013 werden zur Wochenmitte über ihre Geschäfte im abgelaufenen Jahr berichten, tags darauf folgt dann unter anderem Merck KGaA DE0006599905./la/bek/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---