ESSEN / FRANKFURT - Wegen schwacher Quartalszahlen und einem enttäuschenden Ausblick sind die Aktien von Thyssenkrupp DE0007500001 am Mittwoch erstmals seit Ende 2022 wieder unter die 5-Euro-Marke abgesackt.
14.02.2024 - 11:49:05AKTIE IM FOKUS 2: Schlechte Zahlen drücken Thyssenkrupp auf Tief seit 2022
(Neu: Xetra-Kurs unter 5 Euro, Tief seit 2022, Analysten- und Börsianerstimmen, Hintergrundinfos)
ESSEN/FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Wegen schwacher Quartalszahlen und einem enttäuschenden Ausblick sind die Aktien von Thyssenkrupp DE0007500001 am Mittwoch erstmals seit Ende 2022 wieder unter die 5-Euro-Marke abgesackt. Mit einem Kurseinbruch, der zwischenzeitlich prozentual zweistellig ausfiel, wurden im Tagestief nur noch 4,93 Euro für die Papiere des Industriekonzerns bezahlt. Groß davon erholen konnte sich der Kurs nicht, denn zuletzt betrug das Minus noch fast acht Prozent auf 5,09 Euro.
Der Essener Traditionskonzern berichtete von roten Zahlen zum Jahresauftakt. Mitverantwortlich dafür waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes. Netto wies Thyssenkrupp einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 75 Millionen Euro im Vorjahr. Auch der Umsatz ging wegen der gesunkenen Nachfrage und des niedrigeren Preisniveaus zurück.
Ein Börsianer sprach von einem "ernüchternden Quartalsbericht" mit Resultaten, die den Analystenkonsens größtenteils nicht erfüllten. Als Enttäuschung wurde aber auch der Ausblick gewertet, denn das Unternehmen zeigte sich für das laufende Geschäftsjahr sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer. Statt des bislang angepeilten Wachstums dürfte der Umsatz nun in etwa auf Vorjahresniveau liegen. Unter dem Strich rechnet Thyssenkrupp nun mit einem lediglich ausgeglichenen Ergebnis.
Laut dem JPMorgan-Experten Moses Ola wurden beim Umsatz und dem Free Cashflow die Erwartungen nicht erfüllt. Sein Fachkollege Christian Obst bewertete auch das Ebit als leicht unter den Erwartungen und hob gesunkene Auftragseingänge hervor. "Das erste Quartal ist kein Treiber für den Aktienkurs. Umsatz und Auftragseingang waren rückläufig, in erster Linie preisbedingt", kommentierte der Analyst von der Baader Bank.
Durch den Kursrutsch an diesem Mittwoch verstärkte die Thyssenkrupp-Aktie ihre jüngste Talfahrt. 2024 haben die Papiere schon bis zu 20 Prozent an Wert verloren und seit einem Zwischenhoch im November sogar fast 30 Prozent. Von Kursen vor der Finanzkrise, die bis zu 47 Euro betrugen, oder den Hochs der vergangenen zehn Jahre bei bis zu 27 Euro haben sich die Anleger längst verabschiedet. Vor allem ab Anfang 2018 ging es zwei Jahre lang massiv bergab bis auf das Rekordtief von 3,28 Euro.
Analysten erwähnten, dass mögliche positive Kurstreiber demnächst von dem seit Jahren laufenden Umbau ausgehen könnten. "Als nächsten Trigger sehen wir insbesondere Portfolio-Maßnahmen", sagte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er erwähnte dabei eine mögliche Abspaltung oder Verselbständigung der Stahlsparte Steel Europe und/oder der Werft Thyssenkrupp Marine Systems. Die Wasserstoffsparte Nucera DE000NCA0001 war im vergangenen Sommer schon an die Börse gebracht worden. 2020 war in einem großen Schritt bereits die Aufzugsparte verkauft worden, um die Finanzlage zu verbessern.