Ein drohender Handelskrieg der USA mit wichtigen Handelspartnern sorgt zum Wochenstart für Kursverluste bei Auto- und LKW-Aktien.
03.02.2025 - 08:49:38AKTIEN IM FOKUS: US-Zölle belasten Autoaktien - Analysten: Auswirkungen abwarten
US-Präsident Donald Trump verhängte am Wochenende auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada Zölle in Höhe von 25 Prozent, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada 10 Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden zusätzlich 10 Prozent fällig. Und die EU könnte folgen.
Die Aktien von BMW DE0005190003, Mercedes-Benz DE0007100000 und Volkswagen DE0007664039 fielen am Montagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zu ihren Xetra-Schlussständen zwischen 2,4 und 5,1 Prozent. Die Papiere der LKW-Hersteller Daimler Truck und Traton büßten rund 5 und gut 2 Prozent ein.
Auch der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 EU0009658202 Automobiles & Parts dürfte deutlich nachgeben. Er hatte sich zuletzt deutlich vom Zwischentief im November erholt und sich wieder der 200-Tage-Linie genähert. Dieser noch immer nach unten gerichtete Indikator für den längerfristigen Trend dürfte nun wieder in etwas weitere Ferne rutschen.
Das Problem: Die großen deutschen Auto-Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW DE0007664039, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz DE0007100000 produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan JP3672400003.
Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sieht allerdings weniger die deutschen Hersteller betroffen, als viel mehr die großen US-Autokonzerne. Die US-Einfuhrzölle dürften die Fahrzeugpreise in den USA beziehungsweise die Produktionskosten um durchschnittlich 6 Prozent steigen lassen, falls es nicht zu einer raschen Deeskalation der Lage komme, erklärt er in einer Branchenstudie.
Houchois und der Bernstein-Experte Daniel Roeska sind sich einig, dass die drei großen US-Konzerne am stärksten davon betroffen seien werden, also neben Ford und Stellantis vor allem General Motors US37045V1008 (GM). Bei den US-Elektroautobauern Tesla US88160R1014, Rivian US76954A1034 und Lucid begrenze die komplette Montage in den USA die Risiken auf Preise für Zulieferteile, ergänzte Houchois.
Vergleichsweise geringere Gefahren sieht der Jefferies-Fachmann - wenn auch auf Basis einer früheren Analyse wegen der globaleren Aufstellung bei Stellantis NL00150001Q9 und Volkswagen DE0007664039; zudem: BMW sowie Mercedes-Benz seien wertmäßige Netto-Exporteure aus den USA.
Jose Asumendi, Analyst bei der Bank JPMorgan, sieht hingegen die größeren Auswirkungen bei Daimler Truck DE000DTR0CK8, Volkswagen, Traton DE000TRAT0N7 und Stellantis, während Iveco, Renault FR0000131906, Michelin FR0000121261 und Volvo Truck vergleichsweise besser positioniert seien, so der Experte.
Eigentlich könnte zudem davon ausgegangen werden, dass Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen höhere Produktionskosten einfacher auf ihre Kunden umlegen können als Massenproduzenten. Allerdings gelte es vor einer finalen Einschätzung nun erst einmal abzuwarten, wie die US-Zölle sich auf Preise, Zulieferer und Maßnahmen der Autobauer auswirkten. So erwögen Autobauer bereits Werksneubauten in den USA.