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Die Forelle gilt in Deutschland erstmals als gefährdeter Fisch.

03.01.2024 - 18:01:53

Forelle nun als gefährdet eingestuft

Das geht aus der neuen Roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Insgesamt seien 21 Arten in einer Gefährdungskategorie hochgestuft worden, berichtete das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, das die Liste präsentierte. Damit gälten nun mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als "gefährdet" oder bereits als "ausgestorben". Die Liste wurde erstmals seit 2009 aktualisiert. Neunaugen sind fischähnliche, stammesgeschichtlich sehr alte Wirbeltiere.

Die Forelle (Salmo trutta) wurde von "nicht gefährdet" auf "gefährdet" hochgestuft. Der Bestand wird laut IGB nun in fünf Bundesländern als rückläufig eingeschätzt - darunter seien Bayern und Baden-Württemberg, wo es einst große Bestände gegeben habe. Vom Verzehr der Forellen aus Deutschland rate er dennoch auf keinen Fall ab, sagt IGB-Forschungsgruppenleiter Christian Wolter, einer der Hauptautoren der Roten Liste. "Die im Handel angebotenen deutschen Forellen stammen überwiegend aus kleinen Forellen-Teichwirtschaften, die ein sehr gutes Lebensmittel produzieren." Anders verhalte es sich mit Forellen, die in Südamerika gemästet, in Marokko geräuchert und dann in Deutschland vermarktet werden. Dabei entstehe ein hoher Umweltschaden.

"Für die Rote Liste haben wir nur die frei lebenden Wildbestände bewertet", betont Wolter. "Und auch wenn die Bestände rückläufig sind, sollen die um ihren Schutz bemühten Angler auch die Früchte ihrer Bemühungen ernten und hin und wieder eine selbstgefangene Forelle essen", ergänzt er. Ohne die Bemühungen der Angler um den Erhalt der vielen kleinen Forellenbäche wäre es um die Art wahrscheinlich schlechter bestellt.

Mit rund 10 Prozent ausgestorbenen Arten an Süßwasserfischen und Neunaugen liegt Deutschland laut IGB deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 2,5 Prozent. Zu den Ursachen gehörten der Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauung und -verschmutzung sowie der Klimawandel, sagt Wolter.

Nach IGB-Angaben fehlen vielerorts sogenannte Altarme und flach überflutete Auen, in denen sich die Fischbrut ungestört entwickeln könne. Auch Wehre und Dämme, die Fischwanderwege unterbrechen, seien eine Ursache für den Rückgang vieler Arten. Hinzu kämen die Auswirkungen des Klimawandels wie höhere Wassertemperaturen und weniger Sauerstoff im Gewässer.

Auf der Liste werden nun 38 Arten als "gefährdet" eingestuft, 2009 waren es 22 Arten. "Wir sehen eine sehr deutliche Verschlechterung der Gefährdungssituation der einheimischen Süßwasserfische und Neunaugen in den letzten vierzehn Jahren", sagt Wolter.

Mehr als die Hälfte der Arten gefährdet oder ausgestorben

Derzeit gelten demnach 52 Prozent der Arten als "gefährdet" oder bereits "ausgestorben oder verschollen". Das seien 47 der 90 etablierten einheimischen Arten. Nur 36 Prozent gelten als "ungefährdet". Die restlichen Arten sind "extrem selten", stehen auf der Vorwarnliste oder können mangels Daten nicht eingestuft werden.

"Für die meisten Süßwasserfische und Neunaugen sind die wichtigsten Gefährdungsursachen und geeignete Hilfs- und Schutzmaßnahmen seit Langem bekannt", sagt Wolter. "Ein großes Problem ist, dass uns als Gesellschaft oft andere Funktionen vor allem der Fließgewässer wichtiger sind: Hochwasserschutz, Schifffahrt, Entwässerung, Abwassereinleitung, Stromerzeugung, Wasserentnahme, Wärmeeinleitung zählen hier mehr als ökologische Kriterien."

Als besonders gefährdet gelten auch die Störe: Sieben der acht in Europa vorkommenden Störarten sind europaweit "vom Aussterben bedroht", die achte gilt inzwischen als "stark gefährdet", schreibt das IGB. Auch der Atlantische Lachs (Salmo salar) sei in Deutschland trotz Wiederansiedlungen weiterhin vom Aussterben bedroht. "Die Durchgängigkeit der Flüsse für Wanderfische wie den Atlantischen Lachs muss weiter verbessert werden, allein schon um die Gefährdung dieser kälteliebenden Art durch den Klimawandel abzumildern", sagt Wolter.

@ dpa.de