Der angeschlagene Energietechnikkonzern Siemens Energy DE000ENER6Y0 ist mit Zuwächsen in das neue Geschäftsjahr gestartet.
07.02.2024 - 11:40:57Siemens Energy mit Zuwächsen - Windkraft weiter im Fokus
Die Geschäfte rund um Gas, Netze und Industrietransformation entwickelten sich in den ersten drei Monaten gut. Die Windkrafttochter Siemens Gamesa wies zwar weiter einen Verlust aus, konnte diesen jedoch deutlich reduzieren. Auf dem schwächelnden Windkraftgeschäft liegt unverändert der Fokus des Managements rund um Konzernchef Christian Bruch.
Das Unternehmen arbeitet weiter an einer Lösung der Qualitätsprobleme bei einigen Landturbinen. Die Abarbeitung benötige jedoch Zeit, sagte Bruch auf einer Telefonkonferenz am Mittwoch und ergänzte, die technische Untersuchung sei weitgehend abgeschlossen. Wann jedoch die betroffenen Turbinen der Serie 4.X und 5.X wieder in den Verkauf gehen, ließ der Konzernchef noch offen. Der Vertrieb mit den Geräten ist ausgesetzt. Unterdessen kommt Gamesa beim Hochlauf der Kapazitäten im Geschäft mit Meeresturbinen voran. Die geplanten Erweiterungen seien nahezu abgeschlossen, sagte Bruch.
Zu Beginn des Geschäftsjahres profitierte Siemens Energy von einer anhaltend hohen Nachfrage im Energiemarkt. Umsatz und Ergebnis zeigten sich deutlich verbessert. "Das gute erste Quartal ist erfreulich und zum Teil auch durch Projektverschiebungen bedingt, die im Anlagenbau normal sind, insbesondere bei der Marktdynamik, die wir derzeit erleben", sagte Bruch laut Konzernmitteilung. Der Konzernchef rechnet insgesamt mit einer stärkeren ersten Jahreshälfte.
Die bereits Ende Januar vorgelegten operativen Kennziffern bestätigte Siemens Energy. Demzufolge stieg der Auftragseingang im ersten Quartal (per Ende Dezember) auf vergleichbarer Basis um knapp 24 Prozent auf rund 15,4 Milliarden Euro, der Auftragsbestand erreichte mit 118 Milliarden Euro einen Rekordwert. Vor allem das Energieübertragungsgeschäft verzeichnete deutliche Zuwächse. Der konzernweite Umsatz nahm vergleichbar um 12,6 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro zu. Dabei sind Währungs- und Portfolioeffekte herausgerechnet.
Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis erreichte mit 208 Millionen Euro die schwarzen Zahlen, nach einem Verlust von 282 Millionen ein Jahr zuvor. Dabei verbesserte sich auch Siemens Gamesa erheblich, der bereinigte operative Verlust sank um knapp die Hälfte auf 426 Millionen Euro. Die Ergebnisse deutlich steigern konnte Siemens Energy auch im Geschäft mit Netzen sowie im Bereich Industrietransformation. Größte Ergebnisbringerin blieb jedoch die Gas-Sparte, deren bereinigter Gewinn leicht zurückging.
Unter dem Strich profitierte Siemens Energy von dem milliardenschweren Verkauf von Anteilen seines Indien-Geschäfts an den früheren Mutterkonzern Siemens DE0007236101. Nach Steuern stand daher per Ende Dezember ein Gewinn von knapp 1,6 Milliarden Euro in den Büchern. Im Vorjahr hatte Siemens Energy wegen der Probleme mit Gamesa einen Verlust von 598 Millionen verzeichnet.
Die Veräußerung von 18 Prozent an seinem Indien-Geschäft war Teil einer breiten Einigung über Garantien zur Absicherung von Aufträgen, die Siemens Energy mit Banken und dem Bund Mitte November erzielt hatte. Der Gewinn aus dem Verkauf der Anteile an Siemens in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro vor Steuern soll der Stärkung der Bilanz dienen. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2023/24 hatte Siemens Energy Ende Januar ebenfalls bereits bestätigt.
Das Ausbleiben negativer Überraschungen und die tendenziell positiven Resultate wurden von Anlegern am Mittwoch mit Erleichterung aufgenommen. Die im Dax notierte Aktie legte am Vormittag um rund 0,6 Prozent zu, wobei stärkere Kursgewinne zu Handelsbeginn später abbröckelten. Siemens Energy habe einen soliden Start ins neue Geschäftsjahr hingelegt, hieß es von der Schweizer Bank UBS. Die Marktschätzungen bewegten sich aber bereits über dem oberen Ende der Wachstumsziele des Konzerns und in der Nähe des Mittelwertes für die Margen.
Die Papiere hatten zuletzt ihre Erholung mit Kursen oberhalb von 14 Euro und dem höchsten Niveau seit Anfang August fortgesetzt. Gemessen am Tief von Ende Oktober sind sie inzwischen mehr als doppelt so viel wert.