boerse, Frankfurter Wertpapierbörse

DAX startet mit Minus: Warten der Anleger auf EU-Gipfel

23.04.2020 - 11:55:50

Zum Handelsstart hat die Frankfurter Börse am heutigen Donnerstag vorerst Kursverluste verzeichnet.

Frankfurt/Main: Am heutigen Donnerstag startete der deutsche Leitindex DAX zunächst freundlich, gab dann aber nach. Marktbeobachter machen hierfür die Veröffentlichung der Konjunkturdaten in der Eurozone verantwortlich, die enttäuschend ausfielen. Der DAX gab daraufhin bis 10.10 h auf 10.324,50 Punkte nach. Dennoch hat das deutsche Börsenbarometer seit dem Tief nach Corona-Crash Mitte März immer noch um etwa 25 % zugelegt. Der MDax – Index der mittelgroßen Werte – fiel um 0,15 % auf 22.242 Punkte. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 büßte ab Tagesstart 0,64 % ein. Zunächst hatte es positive Impulse aus den USA gegeben, wo die US-Indizes an der Wall Street nach den beiden letzten verlustreichen Tagen heute wieder zugelegt hatten. Jedoch wurde nach der europäischen Börseneröffnung bekannt, dass die französischen Werte durch eine stark eingetrübte Stimmung in der Industrie und auch im Dienstleistungssektor stark unter Druck stehen. Zugrunde lag eine Sentimenterhebung für den Monat April 2020.

Ähnlich enttäuschende Nachrichten gibt es auch aus Deutschland. Unter anderem reagieren die Anleger zurückhaltend wegen des anstehenden Video-Gipfels, bei dem sich die EU-Staats- und Regierungschefs zur Aufnahme von Gemeinschaftsschulden verständigen wollen, die der Bewältigung der durch Corona verursachten Wirtschaftskrise dienen sollen. Das Problem gilt unter den Regierungschefs bislang als ungeklärt.

An die DAX-Spitze setzte sich die Wirecard-Aktie, die um 5 % anzog. Der Zahlungsdienstleister verschiebt zwar die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Sonderprüfung zum zweiten Mal. Diese war wegen massiver Manipulationsvorwürfe gegen das Unternehmen angestoßen worden. Die mit der Untersuchung beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wird nun die Zahlen am kommenden Montag (27.04.20) bekannt geben. Jedoch ist bei der Sonderprüfung laut Vorabmeldungen von Wirecard in den vier relevanten Geschäftsbereichen noch nichts Substanzielles gefunden worden, was die gesetzlich vorgeschriebene Korrektur der Bilanzen für die Jahre 2016 bis 2018 erfordern würde. Dementsprechend griffen Anleger nach der Aktie.

Favoriten im DAX sind derzeit auch Daimler-Aktien, die moderat zulegen konnten. Zwar muss der Autobauer wegen der Corona-Pandemie einen sehr deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Das sei aber durch die Anleger im Vorfeld eingepreist worden, wie ein Händler anmerkte. Da Daimler inzwischen die Produktion wieder hochfährt, gibt es Hoffnung für das Papier.

Der Immobiliensektor steht heute ebenfalls im Fokus der Börsianer. Der Wohnimmobilienkonzern Vonovia positioniert sich derzeit sehr vorsichtig zu den fortgesetzten Spekulationen, er könne den Konkurrenten Deutsche Wohnen – im MDax gelistet – möglicherweise übernehmen. Von Vonovia heißt es dazu, dass Akquisitionen zwar Bestandteil der eigenen Strategie seien, die betreffende Übernahme aber nur erfolgen könne, wenn vorab fundamentale Fragen geklärt würden. Zudem müsse die Berliner Politik das Vorhaben mittragen. Der Analyst Neil Green (US-Bank JPMorgan) äußerte sich sehr zurückhaltend zu so einem Deal. Dieser berge viele Unwägbarkeiten und Hürden, so der Experte. Dennoch stieg das Papier von Deutsche Wohnen heute um 5 % und sicherte sich damit im MDax den ersten Platz. Die Vonovia-Aktie gab hingegen um ein knappes Prozent nach.

Im Nebenwerte-Index SDax war das klare Schlusslicht Corestate. Die Aktie des Immobilienverwalters verlor über ein Viertel ihres Wertes, nachdem das Unternehmen die Streichung der anstehenden Dividende kommuniziert hatte. Besonders verärgert scheinen die Aktionäre zu sein, weil die an sich gesunde Firma vor nur einem Monat das Erreichen der Jahresziele angekündigt, diese dann aber infolge der Corona-Pandemie rasch wieder einkassiert hatte. Begründet wurde dies mit einer deutlichen Verschiebung von Transaktionen, Investmententscheidungen und Bewertungsansätze. Ursprünglich war für 2019 eine Ausschüttung von 2,60 Euro pro Aktie angekündigt worden.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-055824

@ ad-hoc-news.de